Tour de Hobby 2010
Teil 1: Eduard


Der tschechische Hersteller Eduard aus Obrnice (bei Most) blickt mittlerweile auf 20 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte zurück. Mit den fotogeätzten Zubehörteilen sprang man damals auf den Zug der Superdetaillierung auf und bestimmte dieses Gebiet über die Jahre mit. Auch heute ist dieses Gebiet noch immer ein wichtiges Standbein von Eduard und mit farbig bedruckten oder selbstklebenden Ätzteilen entwickelt Eduard noch immer Innovationen auf diesem Gebiet.
Eduard sorgte auch im Bereich der Modelle von Vorbildern aus der Zeit des ersten Weltkriegs für Aufwind und auch für neue Käuferschaft. Zunächst noch mit Shortrun Multimedia-Bausätzen entwickelte sich der kleine Hersteller zu einem der weltweit anerkannten Modellproduzenten, nicht nur im Bereich erster Weltkrieg. Hauptaugenmerk liegt auf dem Maßstab 1/48, aber auch 1/72 und immer stärker auch 1/32 werden mit Modellneuheiten versorgt.
Eduard versuchte auch immer neue Gebiete zu erschließen, was auch manchmal nicht von Erfolg gekrönt war, wie z.B. die Militärmodelle mit dem Hetzer in 1/35 oder dem Kübel in 1/16 oder die Flugzeuge in 1/144. Auch die Figurensätze haben nicht ganz so eingeschlagen, wie erhofft. Davon ließ man sich jedoch nie entmutigen und auch heutzutage bemüht sich Eduard um die Weiterentwicklung des Hobbies, z.B. mit der Brassin Linie oder dem geplanten, beleuchteten Sondermodell der MiG-21.
Mit 80 Mitarbeitern ist Eduard inzwischen zu den mittelgroßen Unternehmen zu zählen und dementsprechend hat sich auch die Auswahl der Vorbilder für die Modellprojekte verschoben. Die potenziell eher kleinen Absatzmengen von IAR 80 oder ähnlichen möchte man lieber kleineren oder größeren Unternehmen (wie z.B. Tamiya mit der D.520 als Prestigeobjekte) überlassen. In Obrnice konzentriert man sich eher auf den normalen Modellbauer mit Liebe zum Detail...

Auf der diesjährigen Spielwarenmesse hatte Jean-Luc Formery mit Jan Zdiarsky, dem PR-Mann bei Eduard, einen Besuch der Produktionsstätte des tschechischen Herstellers vereinbart. Da wir dort gemeinsam unterwegs waren und ich sozusagen am Weg wohne, habe ich mich bei der Aktion mit eingeklinkt und eigentlich wollte auch Volker mit hinzustoßen. Die terminliche Planung gestaltete sich dann ziemlich schwierig, so dass nur Jean-Luc und ich übrig blieben. Diese Planung wurde dann auch noch mehrfach geändert, so dass wir am Anreisetag einen 12 Uhr Termin mit Wladimir Sulc (gesprochen: Schulz) erreichen sollten. Am Abend zuvor kam Jean-Luc bei mir vorbei und wir bereiteten uns auf die Tour vor, aßen und fachsimpelten etwas... eben ein typischer Modellbauerabend.

Am nächsten Morgen ging es zeitig aus den Federn und auf die Straße. Der Zeitplan war schon recht knapp, hätte aber gut reichen sollen. Hätte, wenn wir uns nicht auf gerader Strecke verfahren hätten. Wie das so üblich ist, lag die Schuld beim Beifahrer - also mir. Das ganze kostete uns etwa 100km Umweg und über eine Stunde Verzug. Dazu kam dann Richtung Tschechische Grenze noch schlechtes Wetter hinzu, so dass wir schließlich mit etwa 1,5h Verspätung in Obrnice eintrafen. Verfahren haben wir uns übrigens nicht mehr...

Glücklicherweise nahm sich Herr Sulc trotz eines vollen Programms noch die Zeit mit uns zu sprechen und Jan hat uns anschließend durch die „heiligen Hallen“ geführt. Leider waren so gegen 3 nur noch wenige Mitarbeiter anwesend, so dass sich die Firma eher ruhig präsentierte. Alles hatte eher eine Büroatmosphäre .. obwohl es natürlich auch Bereiche mit Öl- und Kühlmittelaroma gibt, Räume mit Ausstattungen für den Fotoätzprozess und das Bedrucken und auch für die neue Brassin Linie gibt es Räumlichkeiten mit spezieller Ausstattung für das Gießen von Resin.

Jan bemühte sich jede unserer Fragen zu beantworten und auch wenn es in Bezug auf zukünftige Produkte wenig Neues zu berichten gibt, gab es wenig was wir nicht sehen bzw. fotografieren durften. Lediglich beim Druckprozess für die farbigen Ätzteile wurden wir gebeten zurückhaltend zu sein, da Eduards Prozess hier noch nicht allgemein bekannt ist und gerade die Konkurrenz aus Fernost nicht so einfach mit Informationen versorgt werden sollte.

Letztendlich fehlte die Zeit unsere Verspätung, aber wir haben vieles Interessantes gesehen und gehört. Zum Beispiel die von Herrn Sulc gerade gebaute Oeffag Albatros oder Details aus dem Konstruktionsprozess von Ätz- und Resinteilen. Die Albatros ist sicher das beste WK1 Modell von eduard und braucht sich nicht vor der größeren Konkurrenz aus Neuseeland verstecken. Die MiG-21 ist etwas spät dran, so dass es zum ursprünglichen Plan eine Änderung gibt. Die Tschechisch-slowakische Edition wird nicht zuerst ausgeliefert, sondern gegen Ende des Jahres gibt es zunächst den ProfiPack mit internationalen Bemalungsvarianten. Wie bei Facebook zu lesen war, wurden die Formen von Fw 190D-11 und Hellcat beschädigt. Dies geschah durch vergessene Spritzlinge in der Form. Der Schaden erforderte die völlige Neuerstellung der Form. Die Fotos werden hoffentlich einen guten Einblick in die Modellbauschmiede von Eduard geben.

Anschließend führte uns Jan durch kleine Nebenstraßen im Erzgebirge zu seinem Heimatort Kovarska, wo wir in einer netten Pension untergebracht waren, doch dazu mehr im nächsten Teil

Vielen Dank an Jan Zdiarsky und Wladimir Sulc für diesen interessanten Einblick!

Steffen Arndt, Ettlingen (Juni 2010)
Fotos: Jean-Luc Formery, Steffen Arndt





















































Jalbum 8.6