2. Eduard Novemberfest
Obrnice 28.-29.11.2014

Teil 2

Sozial-Brassin

Nun war die Resinabteilung von Eduard dran: BRASSIN. Diese entstand aus dem Wechsel der Produktionstechnologie für Plastikbausätze, als die galvanisierten Resintools durch Aluformen ersetzt wurden. Die Mitarbeiter und deren Knowhow sollten nicht verloren gehen. Petr übersetzte die entsprechenden Erklärungen als Sozial-Brassin. Wieder ging es zunächst in die Konstruktion. Die Recherche ist hier zu Beginn jedes Projektes ganz groß geschrieben. Die Konstruktion läuft dann zunächst am Computer in 3D. Das Ergebnis wird extern durch rapid prototyping erstellt und anschließend weiter bearbeitet und optimiert. Mehrfach werden dazu Formen und Abgüsse gemacht und getestet bis alles passt. Entsprechend viel „Abfall“ (auch bekann als spare parts) liegt dann hier herum, so dass sich der gute Petr schon beschwert hat, dass wir das durchwühlen der „Abfallboxen“ während seiner Übersetzungen einstellen sollten... er ist halt kein Modellbauer. Auf den Bildern von dieser Abteilung wird vielleicht am Besten deutlich, dass alle beteiligten eine Menge Spaß hatten und auch die Mitarbeiter von Eduard trotz zusätzlichen Arbeitstages mit ganzem Herz dabei waren.



Wie's Kuchenbacken

Gleich nebenan ging es zur Produktion. Hier werden zunächst Formen von den nebenan erstellten Mastern gefertigt. Dabei werden möglichst viele zu einem Gussblock zusammengefasst, so dass in einem Gussvorgang nicht nur eine Kopie entsteht. Drei verschiedene Härtegrade stehen zur Verfügung, je nachdem wie kompliziert die Form des Objektes ist und wie leicht es zu entformen ist. Davon abhängig halten die Formen 10-30 Gussvorgänge aus. Zum Teil müssen sie zum Entformen auch aufgeschnitten werden. Der Guss erfolgt im Zimmer nebenan. Nun konnte auch endlich wieder aktiv mitgemacht werden. Die Versuchspersonen mussten dann feststellen, dass nicht alles so einfach ist, wie es aussieht: Resin aufs Gramm genau mischen, nur so viel einfüllen wie nötig, sich selbst nicht zu sehr beschmutzen und das Ganze dann schnellstmöglich in die Vakuumkammer stellen. Wie gesagt, ein GROSSER Spaß! Zum Abschluss gab es auch hier einen kleinen Beutel mit Zubehör für den Bausatz: Bomben.

Klebestoff

Karel Padar höchstselbst brachte uns dann die Feinheiten der Decalproduktion näher. Eduard arbeitet hier mit einem Siebdruckverfahren. Die Vorbereitung der Siebe ist ähnlich der Ätzteilfertigung, denn auch hier muss Schutzlack belichtet und ausgelaugt werden. Alle Schichten/Siebe müssen präzise übereinander passen, denn sonst sind die Decals verdruckt, was schon bei kleinen Abweichungen stark ins Auge fällt. Diese Vorstellung ist nicht ganz so zeitaufwendig gewesen, weshalb der Meistermodellbauer dann noch sein bevorzugtes Verfahren für die Anbringung der Nassschiebebilder demonstrierte und Fragen beantwortete.

Druck machen

Dann ging es wieder abwärts in den Keller zur Decalproduktion. Auch hier gibt es eine Unmenge an Faktoren zu beachten. Dieser Bereich war zum Beispiel klimatisiert, ziemlich warm und feucht .. wie ich fand. Für einen Decalbogen werden etliche Farben verwandt, so dass jeder Bogen (bei Eduard etwa A4) etliche Male präzise in die Maschine eingelegt werden muss, denn keine der Farben darf verdruckt sein. Das Ganze muss natürlich jedes Mal geprüft werden. Nun durften wir wieder selber ran. Ein vorgedruckter Bogen wurde noch mit einem Schriftzug „gedruckt von mir“ versehen. Sehr witzig dabei ist, dass der Bogen festgehalten werden muss, bis sich der Tisch senkt und das Blatt angesaugt wird. Das Ganze war mir zu „heiß“, so dass ich lieber den Hasenfuß gab, als mir die Hände einzuquetschen ... ich war übrigens der Einzige, der sich nicht traute und keinem der Anderen ist was passiert. Danke an Axel, der mir einen seiner Bögen vermacht hat ;)



An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass mir inzwischen die Füße ziemlich weh taten. Man will es nicht glauben, aber wenn man den ganzen Tag herumsteht, soll das vorkommen. Auf dem Weg zum abschließenden Tagesordnungspunkt haben wir dann noch Jans Fotokammer gesehen, die an Rustikalität kaum zu überbieten ist, aber tolle Ergebnisse liefert, wie die monatlichen Infos beweisen. Fast alle Modell-Fotos dafür werden nämlich hier geschossen.

Der Anfang allen Übels...

Die letzte Station des ereignisreichen Tages war die Konstruktion. Hier waren wir nicht in den eigentlichen Räumlichkeiten des Teams, sondern in einem Präsentationsraum. Standa Archman führte durch diese letzte Stunde, die wieder zwei Gruppen umfasste, aber dankenswerter Weise im Sitzen absolviert werden konnte. Wer die Kampagne zur Bf 109G Einführung in diesem Jahr verfolgt hat, wird wissen, das Standa diesen Bausatz „verbrochen“ hat und dabei mehr als nur einen Fehler darin untergebracht hat. Er hat dann auch zur Einstimmung darum gebeten nicht nach der hundertneun zu fragen und denjenigen, die sich daran hielten einen Testshot der neuen Avia B.534 in 1/72 versprochen. Naja, wir sind ja nicht zum Spaß hier und 1/72 interessiert mich nicht wirklich.

Zunächst wurden aber einige Projekte für die nächste Zeit vorgestellt. Natürlich kommt jetzt endlich die Spitfire Mk.VIII in 1/48 für die ein neuer Flügel und Rumpf erstellt wurde damit möglichst alle Detailunterschiede nachgebildet werden können. Außerdem wird es die Spitfire Mk.XVI mit Vollsichthaube im gleichen Maßstab geben. In 1/72 kommt die Avia 534 in allen Versionen und eine Neue Reihe von Fw 190. Als weiterer Ausblick hatte Wladimir Schulz am Morgen schon von amerikanischen Wildpferden gesprochen, natürlich im größeren Maßstab.

Unvermeidlicher Weise kam dann auch noch die Sprache auf die maßstäblich versaute Bf 109G und die Anweisung vom Chef alles noch mal und vor allem besser zu machen. Standa Archman erklärte dann wie es zu den Fehlern kam und was man nun alles besser machen wolle. Erfreulicher Weise kamen dabei auch zwei Bereiche zur Sprache, die ich persönlich gerne etwas schöner ausgeformt gesehen hätte und die nichts mit den Abmaßen zu tun haben. Zum Abschluss bekam dann doch jeder einen Avia Testshot, den dann ich an Volker weitergegeben habe... einfach der falsche Maßstab ;) (First Look)

Nun zum gemütliche Teil des Abends

Nun zum gemütlichen Teil des Abends. Irgendwie waren wir die letzte Gruppe des Abends aber noch pünktlich zur Eröffnung des Buffets im Kulturzentrum. Eduard hat hier wirklich ordentlich aufgetafelt und dazu gab es Bier und 'ne tschechische Cola. Super! Wahrscheinlich gibt's in Obrnice nicht mal so viel Einwohner wie wir Besucher und Gastgeber waren, so dass das Kulturzentrum aus allen Nähten platzte. Die Jasta 11 hat sich in der Mitte zwischen Buffets und Bar ein paar Stühle geschnappt und einen Stuhlkreis gebildet. Irgendwann kam dann vom Buffet noch ein Tisch dazu, davon gibt's dann aber schon kein Bild mehr.

Auch an diesem Abend gab es noch ein Rahmenprogramm. Katerina Borecka hat einige Drucke einer Ihrer wunderbaren Boxarts – natürlich eine Hellcat aus dem Bausatz – mitgebracht und signierte diese für die interessierten Besucher. Ich bin ein Kunstbanause und habe sie mit meinem Kugelschreiber statt ihres Bleistiftes unterschreiben lassen ... der Kunstlehrer Jean-Luc war eben nicht dabei, um mich über meinen Frevel zu belehren. Kaum zu glauben aber noch beliebter – zumindest umringter – war Jan Bobek, der etliche Boxarts mit seinen Bunnys malen musste. Ich hab auch eine und jene von Volker kann man im Avia Preview finden.

Einen größeren Raum nahm dann noch die im Zusammenhang mit der tschechischen MiG-21 Sonderedition stehende Präsentation mehrere tschechischer MiG-21 Piloten. Hier wurde in Wort und Bild berichtet. Wir konnten natürlich nichts verstehen und hielten uns an die Bar und das Buffet und hatten eine sehr angeregte Unterhaltung. So angeregt, dass die Verbindungstür geschlossen werden musste. Diese hatte immerhin Fenster und wir konnten noch die tollen Bilder sehen. Der Abend wurde später, die Cola war alle und auch das Bier ging irgendwann zur Neige. Da ich dem Bier nicht so sehr zugetan bin, wird das dann irgendwann sehr langweilig, weil man nichts mehr versteht. So gegen 11 „zwang“ ich dann meinen Zimmergenossen zum Aufbruch, zumal wir am kommenden Tag noch das Museum der Luftschlacht vom 11. September sehen wollten und ja auch noch eine längere Heimreise vor uns hatten.

The day after

Petr sollte uns führen, bzw. erst mal dort hin lotsen, da Jan noch einige familiäre Verpflichtungen hatte. Am nächsten Morgen ging es also wieder kurz vor sieben raus und zum Frühstück. Nachdem wir uns gestärkt und von den letzten Mitstreitern des Vortages verabschiedet hatten, erzählte Petr dann, dass es nach Aufbrauchen auch der allerletzten Spirituosenvorräte des Kulturzentrums noch zu Eduard ging, wo dann noch geheime Notfallrationen Sliwowitz vernichtet wurden, was wohl so bis 2 Uhr andauerte. Nichtsdestotrotz erreichten wir nach einer halbstündigen, vorsichtigen Fahrt durchs winterliche Erzgebirge sicher Kovarska, wo es spiegelglatt war, was uns im Auto gar nicht aufgefallen war. Uns vorsichtig vortastend sind wir dann in dem kleinen Museum eingetroffen und haben uns noch mal einige Stunden ausgiebig über Farben und Besatzungsschicksale, Ausrüstungsgegenstände und Wrackbergungen unterhalten.

Alles war gut!

Die Heimfahrt verlief dann trotz größeren Staus auf der A2 erfreulich ereignislos und brachte sowohl Volker als auch mich wohlbehalten wieder zum jeweiligen Zuhause. Dies war ein wirklich tolles Wochenende und wer einmal einen Blick hinter die Kulissen eines Modellbauherstellers werfen möchte, sollte sich das Novemberfest 2015 rot im Kalender anstreichen, Nur wenige können eine so breite Palette bieten wie Eduard! Auch wenn wir sicher nicht in die tiefsten Geheimnisse der Modellbaualchemie eingewiesen wurden, gab es jedoch keine Tabus und alle Fragen und Nachfragen wurden beantwortet. Vielen Dank an Eduard und deren Organisationsteam für ein wunderbares Wochenende. Jan und Petr gebührt ein besonderer Dank für Ihre tolle Führung nicht nur bei Eduard sondern auch im Museum und auch für ihre Geduld und Nachsicht.

Steffen Arndt, Barsinghausen (Dezember 2014)