Rockwell B-1B Lancer
34th BS "Thunderbirds"

Academy 12620 - 1/144

Vorbild: Die Entwicklung der Rockwell (seit 1996 Boeing North American) B-1B reicht sehr lange zurück. Es begann mit der Forderung der USAF 1965 für ein strategisches Flugzeug, dass das überzüchtete B-70 Valkyrie Programm ersetzen sollte. Da die USAF Strukturprobleme bei ihren B-52 Bombern befürchtete, beschaffte sie als Schnelllösung die General Dynamics FB-111A. Bei Rockwell lief die Entwicklung weiter und ein vorläufiges Ende kam mit einem Beschluss des USA Präsidenten Jimmy Carters 1977, der eine Einstellung des B-1A Programms verfügte, nachdem schon seit Oktober 1974 das erste Exemplar flog.

Es folgte eine Umkonstruktion als Lenkwaffenträger für Tiefangriffe. Unter Ronald Reagan erhielt Rockwell einen Auftrag über 100 B-1B (ursprünglich wollte die USAF 240 B-1A). Die zweite und vierte B-1A wurden bei Rockwell zu Prototypen der B-1B. Somit erhob sich die erste B-1B am 23. März 1983 in die Luft. Die erste neu produzierte B-1B war im September 1984 fertig. 1990 erhielt die B-1B den offiziellen Namen Lancer, der von der Truppe ignoriert wird.

Dort heißt sie Bone (von B-One). Die USAF plant die B-1B mit rund 60 Exemplaren bis 2037 in Dienst zu halten. Einsätze erlebte die B-1B u.a. während der Operationen gegen den Irak und jüngst in Syrien.

Modell: Zur großen Freude der 1:144 Gemeinde hat Academy eine komplett neu entwickelte B-1B auf den Markt gebracht. Bisher gab es schon einige Versuche von zahlreichen Herstellern. Diese Bausätze hatten aber alle mehr oder weniger Fehler, oft begründet schon durch das Erscheinungsdatum. Der Bausatz kommt in einem attraktiv gestalteten Stülpkarton. Dieser enthält auf der Außenseite zahlreiche Hinweise und Abbildungen für das Modell. Eine Angabe für die Anzahl der enthaltenen Bauteile habe ich nicht gefunden, sie sollte schätzungsweise irgendwo bei rund 100 Teilen liegen.

Interessant ist auch der Verweis auf MCP, Multi Colored Parts. Dahinter verbirgt sich, das Academy versucht hat durch die gewählten Farben für den Kunststoff ein realistisches Erscheinungsbild des fertigen Modells auch ohne Bemalung ermöglichen. Hier möchte man wohl insbesondere auch Anfänger erreichen. Erste Bauberichte auf den entsprechenden Plattformen zeigen bereits, dass dies ein recht einfach zu bauender Kit ist, welcher viel Spaß verspricht. Aber der Reihe nach…. . Bei ersten Betrachten der Bauteile wird einem schnell klar, dass hier ein moderner Bausatz vor einem liegt, welcher die derzeitigen Möglichkeiten des Formbaues(Stichwort Slide-Mould) nutzt. Sehr gute Gravuren und Details sind auf den Oberflächen zu sehen.

Der Bau beginnt mit dem Cockpit. Hier sind die Arbeitsplätze des Piloten und Copiloten vorhanden. Die der weiteren zwei Besatzungsmitglieder dahinter sind nicht dabei, was aber aufgrund der mangelnden Einsicht kein Problem ist. Zur Darstellung der Instrumente sind zwei Decals vorhanden. Das fertige Cockpit wird dann in die untere Rumpfschale verklebt. Diese hat die beiden offenen Bombenschächte(der vordere scheint zusammengefasst) schon mit anmodelliert. Die Einstiegsklappe und -leiter ist nicht separat vorhanden.

Die beiden Rumpfteile sind fast komplett gestaltet und werden nur noch mit dem Radom und dem Heckteil komplettiert. Damit sind evtl. Passprobleme bei Sektionen an sich ausgeschlossen. Ein Hinweis auf ein Gewicht zur Balance ist nicht vorhanden, ich würde zur Sicherheit eines verbauen.





Ein einfacher Verstellmechanismus für die Tragflächen erlaubt die individuelle Positionierung jeder Seite in vier Stellungen. Es gibt zwei verschiedene Rumpfflügelabdichtungen, welche zu den entsprechenden Positionen passen. Die Tragflächen sind jeweils einteilig und verfügen somit über einteilige Hinterkanten. Die Fülle an Details in Form von feinen Gravuren ist recht beeindruckend. Wie schon gesagt, bietet der Bausatz die Möglichkeit, die Bombenschächte offen oder geschlossen zu bauen. Zur Bestückung hat Academy zahlreiche verschiedene Bombentypen und eine Zusatztank beigelegt. Hier empfiehlt sich die Prüfung von Vorlagen bei einer realistischen Bestückung. Die offenen Bombenschachtklappen verfügen auf der Innenseite auch über viele Details.

Fast Erwartungsgemäß lässt sich das Fahrwerk auch wahlweise aus- oder eingefahren bauen. Dazu liegen dem Teilen verschiedene Abdeckungen bei. Allerdings wird es hier dem Modellbauer überlassen, sich für eine Flugdarstellung einen Ständer selber zu basteln. Das Fahrwerk bietet ausgefahren auch viel für das Auge. Neben den sehr detaillierten Fahrwerksbeinen sparen auch die Schächte nicht an Strukturen, welche mit einem Washing entsprechend gezeigt werden können. Beim Panda-Dragon Kit waren die Räder nur sehr einfach, dieser Mangel ist bei diesem Bausatz hier vollständig abgestellt.

Ein optisch sehr auffälliger Punkt des Vorbildes sind die massiven Triebwerksgondeln mit den insgesamt vier Schubdüsen. Academy hat hier einen guten Kompromiss gefunden und zeigt sicherlich, was möglich ist im Spritzguss in diesem Maßstab. "Experten" sehen hier möglicherweise Verbesserungspotenzial, der Zubehörmarkt wird noch da einiges bieten denke ich. Die S-förmigen Einlauframpen sind einteilig gespritzt und geben diesen Bereich gut wieder, wenn auch etwas vereinfacht. In einer der letzten Baustufen wird das große Heckteil mit den Höhenpendelrundern und dem Heckkonus komplettiert und an dem Rumpfhauptteil verklebt. Zur Stabilisierung dieser Nahtstelle ist ein umlaufender Rand am Hauptteil vorhanden, auf diesen dann das Heckteil geschoben wird. Am Heckteil sind die Vortexgeneratorbleche mit anmodelliert. Sie machen einen guten Eindruck.

Ebenfalls vorhanden sind die beiden Verkleidungen des Täuschkörperschleppsystems und die große DAS-Verkleidung, welche zusammen mit den beiden Antennen Teile D8 zum AN/ALQ-161 Selbstschutzsystem gehören. Damit präsentiert sich das Modell in der aktuellen späten Konfiguration, wozu auch der vorhandene Sniper ATP Zielpod gehört.





Ganz zum Schluss wird die Cockpithaube montiert. Sie ist sehr klar und gut abgespritzt. Man ist der Versuchung nicht erlegen und hat versucht, die Fensterflächen einzufärben. Beim Original entsteht ja je nach Licht und Blickwinkel der Eindruck eines leichten Schimmers. Zur Maskierung dieser liegen dem Bausatz Masken bei, was ich sehr gut finde. Die kleinen Fenster der beiden hinteren Besatzungsmitglieder hat man in Korea unterschlagen. Sie sind nur als Vertiefung auf dem Rumpf angedeutet. Sie sind allerdings auch sehr klein und man würde sowieso nichts durch sie erkennen. Am fertigen Modell würde ich versuchen, sie durch einen Tropfen glänzenden Klarlack darzustellen.

Die Bauanleitung ist zweigeteilt in ein schwarz-weißes Exemplar und in ein farbig gedrucktes. In elf Baustufen entsteht das Modell. Alles wird klar und deutlich gezeigt. Die Farbangabe beziehen sich auf eine sehr große Palette der bekannten Hersteller. In farbigen Profilen wird die Bemalung und Position der Abziehbilder gezeigt.

Der Decalbogen sieht erstmal recht klein aus, bietet aber sehr viel. Neben den spezifischen Markierungen sind auch viele Stencilits, Laufwegbegrenzungen und Klappenbeschriftungen vorhanden. Sie wurden bei cartograf gedruckt und wirken so am Bogen erstklassisch. Insgesamt kann man aus den folgenden drei Vorbildern wählen:

  1. B-1B, 86-0129, "Black Widow", 34th BS, Ellsworth AFB, South Dakota, während Verlegung nach OSAN AB Korea 14.09.2016
  2. B-1B, 86-0124, 9th BS, Dyess AFB, Texas, während Verlegung nach Fairford England 06.09.2017
  3. B-1B, 86-0123, 9th BS, Dyess AFB, Texas 02.03.2017

Die genauen Datumsangaben beziehen sich vermutlich auf Aufnahmedaten von Spotterfotos.

Fazit: Dieser Bausatz macht augenblicklich Lust auf den Bau. Academy hat hiermit die mit Abstand beste B-1B "Bone" in 1/144 geliefert. Eine ganz klare Empfehlung auch für Modellbauer ohne großen Erfahrungsschatz.

Vielen Dank an Academy für das Muster.

Sebastian Adolf, Wettstetten (Oktober 2019)