Bristol Blenheim Mk.IF

Airfix A09186 - 1/48

Vorbild: Anfang 1934 forderte der Eigner der Zeitung Daily Mail, Lord Rothermere, die britische Flugzeugindustrie auf, ein Flugzeug zu entwickeln, das sechs Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder transportieren konnte und zumindest das schnellste in Europa oder noch besser der ganzen Welt sein sollte. In Amerika und Deutschland wurden bereits Wege zum Schnellflugzeugbau beschritten, währen das Empire hinterherhinkte. Bristol antwortete mit dem Typ 142, welcher auf den Namen "Britain First" getauft wurde und am 12. April 1935 seinen Jungfernflug absolvierte.

Die Royal Air Force bekundete Interesse an einer militärischen Variante als leichter Bomber, welche in der Spezifikation B.28/35 des Air Ministry formalisiert wurde . Bristol entwickelt daraufhin den Type 142M, welcher später als Blenheim Mk I als erstes Ganzmetallflugzeug der britischen Luftwaffe in Serie hergestellt wurde.

Der Erstflug des Prototypen (RAF-Seriennr. K7033) erfolgte am 25. Juni 1936. Die fortschrittliche Konstruktion machte den Bomber allen damaligen Jagdflugzeugen an Geschwindigkeit überlegen. Bereits damals bestand ein erster Liefervertrag und im März 1937 erhielt die No. 114 Squadron die ersten Blenheim I. Es wurden 1280 Mk I gebaut; beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges befanden sich 1007 davon in der RAF. Unter diesen Maschinen waren auch 147 als Mk-IF-Jäger hergestellte Flugzeuge mit vier Browning-MG cal.303 (7,7 mm) in einer Wanne unter dem Rumpf.

Die Bomber wurden meistens im Mittleren und Fernen Osten eingesetzt, da die Staffeln der RAF bereits auf die fortschrittlichere Version Mk IV umgerüstet waren. Am 3. September 1939, zu Kriegsbeginn, waren von diesen Flugzeugen 197 Stück in den Einheiten verfügbar. Zehn Blenheim-Bomber der Nos 110 und 107 Squadron führten mit einem Einsatz am 4. September 1939 gegen das Panzerschiff Admiral Scheer, die in der Jademündung bei Wilhelmshaven vor Anker lag, den ersten britischen Luftangriff auf das Deutsche Reich aus. Dabei gingen fünf Blenheim verloren.

Blenheim wurden bei jedem Dienstzweig der RAF und auf jedem Kriegsschauplatz eingesetzt. Noch vor dem Kriegsausbruch wurden Blenheim I nach Finnland, Rumänien, Jugoslawien und der Türkei exportiert. Mk I wurden in Jugoslawien, Mk I und Mk IV in Finnland in Lizenz hergestellt. In Kanada baute Fairchild 676 Blenheim für die Royal Canadian Air Force, welche diese Flugzeuge Bolingbroke Mk I bis IV nannte. (Quelle Nach Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Bristol_Blenheim)

Bausatz: Eigentlich hatte ich mir den Bausatz extra gekauft, damit ich mir das Schreiben eines Reviews erspare. Da mir nun aber eine ganze Reihe von Artikeln zu Zubehör vorliegen und sich keiner gefunden hat auch den Bausatz kurz vorzustellen, muss ich in den sauren Apfel beißen…

Airfix setzt mit der Blenheim Mk.IF die Bausatzreihe britischer Flugzeuge im Maßstab 1/48 fort. Der große – wie immer ansprechend gestaltete - Stülpkarton ist gut gefüllt. Leider sind bei meinem Exemplar schon etliche Teile ab- oder durchgebrochen. Auch der Klarteilast bleib davon nicht verschont. Obschon Airfix auf möglichst einfache Konstruktion geachtet hat, ist dies ein komplexer Bausatz! Hinzu kommen einige Passungenauigkeiten (z.B. Bombenschacht/Hauptspant), so dass man das Probepassen nicht vernachlässigen sollte!

Das Material der Gießäste ist leider wieder vom helleren eher weichen Typ Polystyrol. In meinem Bausatz gibt es Sinkstellen an der Flügelwurzel oben und an einem Gießrahmen auch jede Menge Flash (zwischen die Formen ausgetretenes Plastik). Auswerfermarken sind ebenfalls reichlich zu finden, aber die meisten dürften nach dem Zusammenbau nicht mehr zu sehen sein.

Die Airfixbauanleitung ist wieder sehr gut gestaltet, wodurch der Zusammenbau zwar zeitaufwändig ist, aber für die meisten Modellbauer mit ein wenig Erfahrung gut zu bewältigen ist. Die Verwendung der eingangs erwähnten Sätze erhöht allerdings das Schwierigkeitsniveau! Ich hab schon ein paar solcher Bausätze liegen, bei denen ich nochmal in die Planungsphase für die verschiedenen Baustufen einsteigen muss, damit sie jemals fertig werden. Nachdem mit Hauptspant und Cockpit die erste Großbaugruppe komplettiert wurde, müssen nur noch einige Teile im Rumpf verbaut werden, bevor selbiger geschlossen werden kann.

Weiter geht’s mit den Flügeln. Hier ist grundsätzlich die Entscheidung für oder gegen ein eingefahrenes Fahrwerk zu treffen. Entsprechend geht es in der Bauanleitung weiter, die auch hier wieder deutlich zeigt was wofür gebraucht wird. Das Fahrwerk ist komplex, aber 17 Baustufen später ist man am Ziel. Wenn man den Nachtjäger mit Antennen bauen möchte, sind einige Löcher zu bohren, bevor die Flügel zusammengeklebt und mit dem Rumpf verbunden werden können. Die Steuerflächen am Heck komplettieren den Rohbau und sind ausgelenkt anbaubar.

Als nächste Baustelle stehen die Motoren an. Diese sind einfach wiedergegeben, aber nach meiner Meinung ausreichend detailliert, denn der Einblick in diesen Bereich ist eher beschränkt. Lufteinlässe und Abgasrohre sollte man aber durch entsprechende Resinteile ersetzen (oder versuchen aufzubohren). Optional kann man die Kühlerklappen offen oder geschlossen darstellen. Im Anschluss sind die Landeklappen und Querruder anzubauen. Die Klappen können aus- oder eingefahren dargestellt werden, die Ruder ausgelenkt.

Nun kommt die meine Lieblingsbaugruppe: der Waffenturm. Airfix hat hierfür eine Helling beigelegt mittels derer sich das Wunderwerk der Technik nachbilden lässt. Schade, dass man später davon fast nichts mehr sieht. Aus meiner Sicht sollte man aber das MG ersetzen, zumindest den Lauf. Nach Anbau weitere Teile zur Komplettierung des Modells, die meisten davon vorzugsweise nach der Lackierung. Geht es zur Kanzel.

Hier ist Airfix ein kleiner Schnitzer unterlaufen. Die linke Hälfte der Kanzel hat vorne mehrere angeraute Flächen, die später mitlackiert werden, alternativ gibt es auch ein Teil mit Panzerplatte, allerdings sollte das erste Fenster auf der Unterseite durchsichtig sein! Leider ist dies im Bausatz auch "angefrostet" und muss poliert werden. Hat man diese kleine Hürde umschifft, ist das Modell auch schon fast fertig und muss nur noch mit den restlichen Kleinteilen versehen werden. Übrigens: während des ganzen Baus sollte man auf die Buchstaben A und B achten, denn diese zeigen Teile oder Baustufen für den jeweilige Bemalungsvariante an. Am Besten vorher entscheiden und in der BA markieren!

Auch in diesem Bausatz gibt es zwei Bemalungsvarianten für die Dekoration des Modells: einen ganz schwarzen Nachtjäger und einen grün-braunen Jäger mit schwarzer Unterseite:

  1. Bristol Blenheim Mk.IF L6739 "Q o YP" No 23 Sqn. RAF Wittering, Cambridgeshire/ England, Februar 1940 (das Schema ist aktuell auch auf der G-BPIV der Aircraft Restoration Company in Duxford)
  2. Bristol Blenheim Mk.IF K7159 No. 54 OTU RAF Church Fenton, North Yorkshire/ England Dezember 1940

Die Abziehbilder sind sauber gedruckt, diesmal sogar glänzend. Der Hersteller ist zwar nicht angegeben, es wäre aber nicht das erste Mal, dass die Airfix Decals von Cartograf stammen. Wartungshinweise sind (zum Glück) eher sparsam vorhanden. Die beiden Bemalungsvarianten sind als 4-Seiten-Risse auf einem A3-Blatt farbig dargestellt.

Fazit: Airfix gelingt es auch mit diesem Modell, wieder einen Schritt besser zu werden. Sicher fehlt noch Einiges, um an die Spitzenprodukte aus Fernost heranzureichen, aber vielleicht ist das auch gar nicht das Ziel. Der clevere Aufbau und die sehr gute Bauanleitung machen das Modell gut baubar, auch wenn es sehr komplexe Baugruppen gibt. Für die Lackierung sollte man zum Ende hin ein wenig von der Anleitung abweichen, damit das Abkleben nicht erschwert wird.

Dieser Bausatz ist ein Kaufexemplar aber wie immer der Hinweis auf dem Importeur bzw. Distributeur glow2b, bei dem sich die Fachhändler eindecken können.

Steffen Arndt, Barsinghausen (April 2019)