English Electric Canberra B Mk.2/ B Mk.20/ B Mk.62/ B(I)6

Airfix A10101 - 1/48

Vorbild: Will man die Entwicklung der Canberra auf ihre früheste Konzeption zurückverfolgen, muss man mit der Bestellung von W. E. W. (Teddy) Petter zum Chefkonstrukteur bei der English Electric Company im Jahre 1944 beginnen.

Das Ministry of Aicraft Production hatte nämlich die Firma English Electric aufgefordert, einen Entwurf für die Konstruktion eines Düsenflugzeuges zu erstellen, dessen Grundlagen auf einem früher unterbreiteten Vorschlag des Unternehmens basierten. Die Entwicklungsarbeiten begannen im Juni l945 mit einem neuen Konstruktionsteam, wobei eine große einstrahlige Maschine entworfen werden so1lte. Bereits im Vorentwurfsstadium wurde man sich jedoch bei English Electric klar, dass info1ge der raschen Entwicklung von Düsentriebwerken eine Revision der Entwürfe angesagt war. Deshalb entschied man sich also für eine zweistrahlige Konstruktion.

Da das neue Team aus speziell dafür angeworbenen Technikern gebildet wurde, musste zunächst ein Übergangsquartier gefunden werden - provisorisch bezog man dafür eine für Kriegsdienste eingerichtete Autowerkstatt in Preston. Dort entstand nun die Canberra in der Form eines Holzmodells in Originalgröße. Die Konstruktion entsprach tatsächlich dem Anforderungskatalog B3/45 des Ministry of Supply. English Electric erhielt daraufhin den Auftrag für den Bau von vier Flugzeugen vom Typ A1, wie der Name damals lautete, bevor man sich dann für "Canberra" entschied.

Anfang Mai 1949 begannen dann die Bodentests mit Roland Beamont am Steuer, der zwei Jahre zuvor die RAF als Wing Commander verlassen hatte. Als dann der Tag für den Testflug herankam, soll Petter seinen Testpiloten Beamont gefragt haben, ob er "wirklich an diesem Tag fliegen wollte" - der so kritische Tag war nämlich Freitag, der 13. Mai 1949. Für Beamont war dieser Termin aber bloß "ein Tag wie jeder andere".

Nach einer beeindruckenden Demonstration von Beamont auf dem Flugfeld Farnborough im September desselben Jahres wurde die Canberra sofort positiv aufgenommen. Die erste Auslieferung an die RAF erfo1gte am 25. Mai 1951, und zwar an die 101. Squadron in Binbrook, im östlichen England gelegen. In den darauf folgenden drei Jahren gingen spätere Exemplare an 23 weitere Flugstaffeln. Da sich das Flugzeug so hervorragend im Einsatz bewährte, wurde es in viele Länder exportiert einschließlich vieler Mitgliedstaaten des Commonwealth und auch in die USA.

Bausatz: Seit der Übernahme durch Hornby vor einigen Jahren ist man bei Airfix bemüht, wieder ein eigenständiges, den modernen (britischen) Marktanforderungen gerechtes Produktprogramm auf die Beine zu stellen. Dazu gehört die Konzentration auf einheimische, gut recherchierbare Produkte. Die Canberra Reihe ist ein Ergebnis dieser Bemühungen. Als schwierig könnte sich auf Dauer die Abstützung auf einen chinesischen Formenbau bzw. Produktion erweisen, aber das ist Zukunftsmusik.

Die Canberra B Mk.2 ist nach der PR Mk.9 und der B Mk.8 der dritte Bausatz der Canberra Reihe. Somit ist vieles bereits gesagt oder geschrieben worden. Mich hat zunächst einmal die Größe des Kartons und dessen Inhalt überrascht. Irgendwie hatte ich mir das etwas kleiner vorgestellt, man sollte also etwas Platz zum Basteln einplanen (und natürlich auch für die spätere Präsentation bzw. Lagerung). Die Oberfläche der Bauteile ist leicht rauh bzw. seidenmatt und mit relativ breiten, aber scharfen, versenkten Gravuren versehen. Der Gesamteindruck ist aber in Ordnung und die Breite wirkt nicht störend.

Die Materialstärke ist erheblich, so dass das fertige Modell nicht zu den Leichtgewichten zählen wird, insbesondere, wenn man auch den notwendigen Ballast einbezieht (Airfix gibt 100g an). Trotz der Dicke der Bauteile habe ich keine Sinkstellen gefunden, lediglich einige umseitige Details drücken leicht durch, wie die Landeklappen oder die Aufnahmeschlitze für die Flügelbewaffnung. Auch eine Probepassung von Rumpf und Flügeln verlief erfreulich positiv. Die Darstellung der Oberflächenstruktur auf dem Seitenleitwerk ist falsch und muss entfernt werden - Infos dazu kann man auf einschlägigen Seiten im www finden.



Weniger positiv fielen mir die Klarteile auf. Ähnlich dick wie die anderen Spritzlinge, ist dieser bei meinem Exemplar sehr schlierig. Außerdem ist meine Kanzel von "Brüchen" durchzogen. Hier ist das Material ausgekühlt bevor es sich mit dem vom anderen Ende der Form kommenden Plastik verbinden konnte. Dadurch ist meine Kanzel jetzt dreigeteilt und eigentlich nicht zu retten. Wie ich damit verfahre, überlege ich mir später .. vielleicht gibt's ja noch eine Vaku-Kanzel von einem Zubehörhersteller von der Insel.

Die Ausstattung mit Bewaffnung ist umfangreich. Der Bombenschacht lässt sich offen darstellen und bestücken. Ebenso liegen für die verschiedenen Bemalungsvarianten unterschiedliche Flügelbewaffungen bei, die in der Bauanleitung dargestellt bzw. erklärt sind.

Der Decal-Bogen ist genauso riesig, wie der Karton. Im Register und glänzend gedruckt, machen die Nassschiebebilder einen sehr guten Eindruck. Mit den mehreren Hundert Abziehbildern lassen sich 4 Vorbilder darstellen, welche als farbige Vierseiten-Ansichten beiliegen:

  1. Canberra B Mk.2, No.10 Sqn, Royal Air Force, Scampton 1953
  2. Canberra B(I)6, No. 213 Sqn. Royal Air Force, Brüggen (Deutschland) 1969
  3. Canberra B.20, No.2 Squadron, Royal Australian Air Force Phan Rang Bay, Vietnam 1970
  4. Canberra B.Mk.62, II Air Brigade, Air Group No.2, Fuerza Aera Argentina, Paraná 1982

Fazit: Airfix liefert hier einen sehr ordentlichen Bausatz. Nicht nur Fans der Royal Airforce werden sich hierfür begeistern können. Ich habe mir z.B. einen Decalbogen von Model Alliance für eine Maschine der WTD 61 besorgt ... ja, die mit der Austauschfläche von einem "Target Tug". Der Preis von ca. 50 Euro ist für das Gebotene angemessen. Empfehlenswert!

Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de). Für Privatkunden ist es im örtlichen Modellbaufachgeschäft erhältlich und wer gerne direkt online einkauft kann den Bausatz bei Moduni beziehen: English Electric Canberra B Mk.2/ B Mk.20/ B Mk.62/ B(I)6.

Steffen Arndt, Ettlingen (März 2009)