Messerschmitt Bf110C-6

eduard 8205 – 1/48

Der Bausatz der Bf 110C-6 ist bereits als Spezialedition für den BFC bei Eduard erschienen. In dieser Box befand sich eine Bemalungsvariante mehr und auch ein wenig mehr Zubehör. Anscheinend hat der Erfolg dieses Bausatzes dazu geführt, dass er zumindest als Limited Edition auch der breiteren Käuferschaft zugänglich gemacht wurde.



Vorbild: Nach Auslegungsüberlegungen Anfang 1934 erhielten die Bayrischen Flugzeugwerke im Juli 1934 den Auftrag, einen zweimotorigen Flugzeugzerstörer zu entwickeln. Als Triebwerke waren zunächst Jumo210 vorgesehen, jedoch wurden 1935 der 30-Liter-Motor DB 600 mit berücksichtigt und für den Test in der Bf 110V3 vorgesehen. Zum Einsatz kam dieser ab der Baureihe Bf 110 C. Um die Höchstgeschwindigkeit über den Vorgängerversionen zu steigern, wurden die Flügelspitzen gekappt. Die Verlegung der Kühler von unter dem Motor nach hinten unter die Tragfläche half das größere Gewicht der DB-Triebwerke zu kompensieren und war wohl auch aerodynamisch günstiger.

Die höhere Geschwindigkeit hatte wegen des höheren Verbrauchs eine Verringerung der Reichweite zur Folge. Diese Entwicklung hat sich im Krieg fortgesetzt. Die Flugzeuge bekamen immer stärkere Motoren und die Reichweite schrumpfte. Durch vermehrte Ausrüstung und zusätzlicher Panzerung wurde der Geschwindigkeitszuwachs teilweise wieder aufgezehrt, vor allem nahm aber die Reichweite weiter ab

Die Baureihe Bf 110D hatte gegenüber der Bf 110C zusätzlicher Kraftstoff- und Schmierstoffanlagen, eine Schlauchbootanlage, eine erhöhte Motorleistung, eine verstärkte Bereifung des Hauptfahrwerks und einen vergrößerten Sporn mit größerem Reifen. Die Baureihe D wurde zeitweise parallel zur C produziert. Mitte 1940 betrug das Verhältnis zwei Bf 110D zu drei produzierten Bf 110C. Grund dieser Parallelfertigung war ein zeitweiser Mangel an Benzinpumpen, der es nicht erlaubte, nur Bf 110D zu fertigen. Mit Behebung des Mangels wurde die Produktion der Bf 110C-4 und C-7 zugunsten der Bf 110D-3 eingestellt.

Nun zur Bf 110C-6. DieseBasiert auf der C-4 unterschiedet sich jedoch in der Hauptbewaffnung. Mitte 1939 wurde eine MK 101 in die Bf 110 B-1 (WNr. 928, D-AAPY) eingebaut und am 03.07.1939 in Rechnlin vorgeführt. Trotz Förderung durch Hitler ist es aber nicht zu einer Produktion in größerem Stil gekommen. Am 22.06.1940 war in einer Messerschmitt Mitteilung bezüglich der Umschaltung 110 eine Produktion von 99 Bf 110 C-6 vorgesehen, welche von Mai bis Oktober bei Gotha entstehen sollte. Die Gothaer Waggonfabrik hat nach dem C-Amts-Protokoll vom 01.10.40 aber im Juli/August dieses Jahres lediglich 6 Stück auf Basis des C-5 Aufklärers gebaut. Vorher waren nach dieser Unterlage bereits 6 Exemplare fertiggestellt worden. Somit sind nur 12 Bf 110 C-6 gebaut worden.

Die Bf 110C-6 ist auch daran gescheitert, dass sich die Bf 110 im Einsatz als Zerstörer insgesamt nicht bewährte. Daher stellte man gerade als die C-6 produktiensreif war, die Produktion auf Bomber um. Außerdem gingen die Bf 110 zunehmend in die Nachtjagd. Der Generalstab forderte zwar am 27.09.1940 - ohne dass weiterer Erfahrungen Vorlagen - den Weiterbau mit 10 Stück pro Monat und am 18.10 noch von 6 Stck/Monat, jedoch wurde vom Generalluftzeugmeister entschieden, dass ein Weiterbau nicht möglich war.

Die Truppe wusste mit der Maschine nichts Rechtes anzufangen, so dass der generalstab am 21.11.40 auf den Weiterbau verzichtete. Am 01.05.1941 befanden sich fünf einsatzklare Bf 110 C-6 beim SKG 210 und wurden wenig oder garnicht eingesetzt. Am 03.12.1942 dachte man wieder daran, die MK 101 in die Bf 110 G einzubauen, um die Schlagkraft gegen 4-Mots zu verbessern. Zu diesem Zeitpunkt wurde jedoch die gesamte Stückzahl an MK 101 aber vollständig für die Produktion der Hs 129 verwandt und es stand lediglich die 3,7cm Flak 18 für diesen Zweck zur Verfügung.

(Quelle: Auszüge aus: Heinz Mankau/Peter Petrick: Bf 110, Me 210, Me 410, Aviatic Verlag 2001, ISBN 3-925505-62-8)

Der Bausatz ist wie zu erwarten eine Mischung aus Altem und Neuem, wobei sich das Neue auf die Resinteile, einige Ätzteile und die Decals beschränkt. Im Bausatz befinden sich ein Rumpf der Bf 110 C und auch der Bf 110 D Rumpf mit verlängertem Heck für das Schlauchboot. Wie letztere Version in die o.g. Historie passt ist mir nicht ganz klar. Für die Ferne Nachtjagd war dieses mit Sicherheit von Vorteil. Gleich von Anfang an sollte klar sein, das dies kein Wochenendprojekt ist. Neben der hohen Komplexität des Bausatzes - insbesondere im Cockpitbereich - ist es erforderlich den Schusskanal aus dem Bugteil auszusägen und das dafür vorgesehene Resinteil einzupassen. Dies wird erfahrene Modellbauer vor keine unlösbaren Probleme stellen, ist aber keineswegs trivial.

Das Cockpit wird normal aufgebaut, lediglich die Bodenwaffen (MG FF) samt Lafette und Munitionstrommeln werden weggelassen. Um sich etwas Arbeit zu sparen kann man hier auf das eine oder andere Zubhör zurückgreifen (MG-Munition /Funkgeräte von Quickboost z.B.). Vor dem Verschließen des Rumpfes könnten/sollten die bereits erwähnten Sägeschnitte gesetzt werden. Nicht nur die Nase, sondern auch der Rumpf sind davon betroffen, obwohl ein Hinweis in der Bauanleitung fehlt. Vielleicht ist es aus Stabilitätsgründen auch günstiger, den Steg erst nach dem Verkleben zu entfernen. Auf jeden Fall sollte man sich dazu vorher Gedanken machen!



Die Räder sind unverändert eine Mischform. Zubehör gibt es dafür zum Glück bereits von einigen Herstellern. Der restliche Zusammenbau ist wie gewohnt durchzuführen und sollte wenige Probleme bereiten. Vor dem Ansetzen der Flügel sollten die Wurzel am Rumpf etwas ausgefräst werden, damit die V-förmig herausstehende Klebekante des Flügels sich bündig mit dem Rumpf verkleben lässt. Die schöne MK 101 wird am Ende "einfach" mit weiteren Bauteilen von unten eingeklebt. Den Schusskanal würde ich persönlich allerdings schon bei der Rumpfmontage verbauen. Es gibt auch bei dieser Edition recht viele ungenutzten Bauteile für die Restteilekiste.

Eduard bietet in diesem Bausatz 2 Bemalungsvarianten. Die Abziehbilder sind bei Eduard gedruckt worden und von guter Qualität.

Bemalungen:

  1. Bf110C-6 "2N+RH", Erp.Gr SKG 210, Pilot: Lt. Erich Beudel BS: OFw. Heinrich Diemer; Calais Marck, Frankreich, Sommer 1940
  2. Bf110C-6 "G9+EH", 1./NJG 1, Venlo, Holland; Februar 1942

Fazit: Insgesamt ein schöner Bausatz von Eduard. Die recht eingeschränkte Vorbildmenge macht dieses Modell eher für Bf110-Spezialisten interessant. Aber auch Modellbauer mit faible fürs Ungewöhnliche haben hier sicher ihren Spaß.

Erhältlich ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel sowie für Händler bei Glow2B. Das Muster stellte Eduard bereit.

Steffen Arndt, Barsinghausen (Oktober 2013)

Literatur: (Auswahl)

Messerschmitt Bf 110 C, D and E
An Illustrated Study - Variants - Weapons - Equipment
John Vasco und Fernando Estanislau
Ian Allen Publishing 2008
ISBN 978-1-903223-89-5
Heinz Mankau/Peter Petrick
Messerschmitt Bf110, Me210, Me410
Aviatic Verlag, Oberhaching 2001
ISBN 3-925505-62-8
Holger Nauroth/ Werner Held
Messerschmitt Bf 110.
Zerstörer an allen Fronten 1939 - 1945
Motorbuch Verlag Stuttgart 1978
ISBN: 3879435227