La Réale de France

Heller 80898 - 1/75

Vorbild: Innerhalb der Marine bildete die Galeerenflotte ein Korps für sich, und der Name La Réale blieb dem Schiff vorbehalten, das dem König gehörte. Schon 1526 heißt das Admiralsschiff des Galeerengenerals La Réale und tragt die Flagge des Königs und des Kommandanten. Die technisch am besten entwickelten Galeeren kommen Anfang des 17. Jahrhunderts auf. In dieser Epoche findet man die Bezeichnung 'Galeasse', die anscheinend für große Galeeren verwendet wurde. Alle Galeeren waren auf ähnliche Weise gebaut, aber einige Unterschiede gemäß den Schiffsbauern sind erkennbar. Es wurde nämlich niemals eine Zusammenarbeit in Betracht gezogen. Jeder Galeerenbauer hatte seine streng gehüteten Regeln und Prinzipien. Im Allgemeinen ist die Galeere ein Schiff mit äußerst feinen Linien, denn ihre Länge entspricht zumindest achtmal der Breite. Der Rumpf liegt vorn und in der Mitte sehr tief im Wasser, während die Rückseite relativ hoch ist. Es gab zwei Kategorien der Galeere: die gewöhnliche mit sechsundzwanzig Paar Ruderbänken, und die außergewöhnliche mit einer größeren Anzahl an Ruderbänken. Die Réales mit bis zu dreiunddreißig Paar Ruderbänken zählten zu den größten außergewöhnlichen Galeeren. Für vertiefende Informationen sei das Internet empfohlen.

Bausatz: Mir sei ein kleines Vorwort zu diesem Bausatz gestattet. Obwohl der französische Hersteller Heller die La Réale schon 1975 (letzte Auflage 2012) auf den Markt brachte ist dieses Modell es wert als Neuvorstellung geführt zu werden. Der riesige Stülpkarton (72cm x 52cm x 12cm) beherbergt vier Tüten randvoll mit Spritzlingen, zwei weiße Rumpfhälften, einen großen braunen Gussast mit dem Deck, einen großen Gussast in Rot mit den Ruderauslegern, zwei vakuumgeformte Segel, einen A3 Papierbogen für die großen Wimpel, einen A4 Bogen mit Flaggen und den Baldachin, drei Rollen Garn in unterschiedlicher Stärke, eine kleine Kette für die Kochtöpfe. Silberdraht, sowie die Bauanleitung.

Insgesamt wollen 888 Bauteile, verteilt auf 22 Gussrahmen verarbeitet werden! Die Qualität der Teile ist durchgängig auf sehr hohem Niveau, und es muss kaum nachgearbeitet werden. Selbst feinste Details sind hervorragend dargestellt, und können sich mit heutigen Spritztechniken ohne weiteres messen (und das, obwohl die Formen schon 42 Jahre auf dem Buckel haben).

Aber, wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Die Riemen z. Bsp. haben keine ausgeformten 'Griffstangen ', und die Blöcke für die Takelage sind doch zu einfach gehalten. Die Blöcke sollte man auf jeden Fall durch Ausführungen aus Holz (Zubehör für den historischen Schiffsbau) ersetzen.

Auch nicht gerade schön sind die vielen Auswerfermarken, geschuldet der damaligen Fertigungstechnik, die leider auch viele sichtbare Bereiche betrifft. Hier ist also einiges an Nacharbeit von Nöten, was den eh schon komplexen Bau weiter erschwert. Weitere Unstimmigkeiten wird der Bau evtl. noch aufdecken. Auf jeden Fall ist es ratsam zusätzliche Literatur oder das Internet zu Rate zu ziehen, falls man ein historisch korrektes Modell bauen will.

Die Segel und der Baldachin sind wie schon erwähnt vakuumgeformt. Man kann sie zwar benutzen, aber ich würde Eigenbau aus Stoff, oder genähte Teile aus dem Zubehörhandel vorziehen. Selbes gilt auch für die Wimpel und Fahnen, da die Papierausführung nur bedingt zu gefallen weis.

Die Bauanleitung ist einundzwanzig Seiten lang, und auf A3-Querrformat in schwarz/weiß gedruckt. Hauptsprache ist natürlich Französisch, es gibt aber auch einen detaillierten Text in Deutsch (der sogar grammatikalisch korrekt ist). in den einzelnen Bauabschnitten wird gut gezeigt, wie die Teile montiert werden müssen.

Bemalung: Die benötigten Farben beruhen auf den Produkten der Firma Heller. Auch hier gilt, Sekundärliteratur zu Rate zu ziehen, da es doch die eine oder andere Abweichung gibt.

Fazit: Wer die Kosten von rund 100 Euro und den Platzbedarf (88cm lang, 57cm hoch, und abhängig von der Riemenstellung max. 39cm breit) für das fertige Modell nicht scheut, bekommt einen echten Eyecatcher für die Wohnung oder eine Ausstellung. Zusätzlich kann man das Modell noch durch Umbauten (siehe unter Bausatzbesprechung) weiter verbessern. Für Liebhaber von Schiffen unter Segeln eine absolute Empfehlung. Die La Réale ist allerdings nur für versierte Modellbauer geeignet. Ich persönlich freue mich auf jeden Fall schon auf den Bau.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.

Jürgen Bellenbaum , Dallgow-Döberitz (April 2018)

Literatur: Patrice Grimald, Une Galere a Versailles: Reconstitution de la Reale du Grand Canal Construite en 1685, Armour Book 2013