Messerschmitt 109G

Heller 79772 - Spritzgussbausatz 1/72

Vorwort: Dieser Bausatz, der wie es einige vermuten dürften, wäre tatsächlich mit dem alten Airfix-Modellformen identisch. Jener stellte einstmals einen wichtigen Meilenstein dar. Da dieses Plastikmodell 1965 den erste Baukasten einer Me 109 in der späteren sowie meistgebauten, oft nur "Beule" bzw. "Gustav" benannten G -Baureihe, überhaupt, repräsentierte.

Bekanntlich gab es bis zur guten alten Avia S-199 von KP diesbezüglich einfach nichts Besseres, wie es bereits Volker so treffend schrieb. Selbst die ganzen Siebziger hindurch hielt sich der Kit durchaus wacker. Und landete wahrscheinlich gerade daher schlussendlich auch im Sortiment von Heller. Wohl hatten die Franzosen auch ein eigenes Modell aber letztlich wurden dann lieber die alten Formen. Quasi offenbar als Ersatz für die wohlfeile "Cadet"- Einsteiger-Serie, nochmals preiswert aufgelegt. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wahrscheinlich die richtige Entscheidung für einen, gebeutelten, angeschlagenen Produzenten. Mit einer kleinen Tube Klebstoff, gab es davon dann auch noch einen "Rapid" benannten Easy-Kit, in einer Blister-Verpackung. Leider hatte da verständlicherweise, ob des Formen-Alters, aber das Finish schon etwas gelitten. Einige Sinkstellen wären bei so einem Produkt deshalb beinahe ja schon zwangsläufig hinzunehmen, während Auswerfermarken aber glücklicherweise nur innen platziert wurden. Zudem fand davor bekanntlich auch noch ein Wandel zum "Snap-Tite" Bausatz der einfach nur zusammengesteckt werden brauchte statt. Was hier für weitere Passstifte sorgte, einen sogar an der Kanzelabdeckung!

Möglicherweise ist die BA gerade deshalb also nur minimalistisch, oder besser kindgerecht gehalten worden. Selbst die Bemalungsoption wurde bei Heller nun geopfert! Zumindest ist aber die Boxart recht anschaulich und in erstaunlich korrekten Farbtönen ausgestaltet worden. Sie ist übrigens auch keinesfalls so fiktiv wie es der ersten Eindruck vermittelt. Das hier offensichtlich angedachte "molded in authentic color"-Feature greift hingegen nicht so ganz. Denn das Grün des Polystyrols entspricht nämlich nur vage dem RLM Grün, ferner ist es auch mehr glänzend statt seidenmatt.

Wenden wir uns nun zunächst einmal dem Oberflächenbesatz zu. Da scheint auf den ersten Blick alles stimmig zu sein zumindest für die goldene Ära des Modellbaus von ca. 1968 bis 1978. Die Linien der Blechstöße oder Umrandungen von Wartungsklappen, Tankdeckel etc. sind äußerst fein, gleiches gelte dann auch für Airfix` moderate Mikro-Nieten-Reihen. Entweder einfach abschaben oder mit einem dickeren Farbauftrag bedacht, wären sie schnell nachhaltig zu eliminieren. Falls man hier denn partout lieber sein Nietenrädchen benützen wollte. Als eine eigentlich willkommene, da solide Basis. Ist die Detaillierung jedoch selbst heute als durchaus noch solide einzustufen, finde ich.

Doch dieser, kleine, feine Kit bietet ja noch weit mehr! Es gibt WGR 21 Raketenwerfer nebst deren Geschoßen, um jetzt nicht die obszöne Landser Umschreibung dieser "Rohre" gebrauchen zu müssen. Eine größer=250kg Bombe wäre dann ebenso vorhanden wie ein 300l Zusatztank. MG 151 in Unterflügel-Gondeln ebenfalls, womit hier dann also selbstverständlich auch ein "Kanonenboot" angepeilt werden kann. Ein Tropenfiltervorsatz für den Bf 109 g- typischen Lufteinlass rundet die große Typenauswahl ab. Heute muss man für all das ja meist oftmals einen gesonderten Bausatz oder zumindest Resinteile zukaufen. Diesbezüglich hatte Airfix ein ganz anderes Marketingkonzept, da war es nämlich eher die verkaufte Menge und vielleicht wohl auch noch der Spielzeugartikel-Gedanke. Aber gut, andererseits wären heute die meisten Plastikmodellbauer nun mal gutsituierte "Goodtimers" aus der 50+ - Generation. Was früher ja doch klarerweise eher anders war.

Ich persönlich zumindest möchte mir, in meiner Einschätzung lieber selbst treu bleiben, und werde das was ich früher bewunderte heute klarerweise nicht herabwürdigen. Zumal hierbei ehrlich gesagt ja durchaus auch einiges im Argen liegt. Betrachtet man das Seitenleitwerk merkt man, dass die Form hier möglicherweise nicht ganz dem Original entspricht, da etwas zu niedrig und wohl auch gestreckt. Wahrscheinlich insbesondere weil das Leinwandbespannte Seitenruder evtl. anteilsmäßig am gesamten Leitwerk wohl etwas zu viel Fläche einnimmt. Dies wäre besonders gut auch an der Starfix aus Israel ersichtlich. Welche ja in den späten Sechzigern nicht nur die Boxart abkupferte, sondern nebenbei auch die Form. Obgleich diese eigentlich einfach mal auf ca. 1/55 anstatt dem aufgedruckten 1/48 vergrößert wurde (sic!).

Gleiches gilt auch für die recht knappe Cockpithaube die in Israel ebenfalls abkopiert wurde. Bei Airfix/Heller verschwimmen hier bereits schon die typischen Käfigartigen dicken Streben (der G-Version) an den seitlichen Außenscheiben. Somit sind sie zumindest aber auch nur recht wenig hervortretend, obgleich Hellers eigener Kit mit einer mehrteiligen Verglasung in dieser Beziehung freilich bereits natürlich ungleich besser war. Das Thema Decals ist ebenfalls sehr, sehr problematisch. Erst einmal gehörten sie ja streng genommen von vornherein aussortiert. Zumal die aufgedruckte Kontrollmarkenfelder bereits schon recht augenscheinlich eine Verschiebung im Register offenbaren. Da die Ziffer 87 aber gerade noch so innerhalb des gelben Oktandreiecks wäre, geht dies meines Erachtens noch in Ordnung. Auch die Kranzartigen Umrandungen nebst den Abschussbalken am Seitenruderblatt fallen gerade nochmal nicht ganz durch, denke ich. Denn es ist ja schließlich allemal besser sowas am Abziehbilderbogen überhaupt vorzufinden, als alles selber aufmalen zu müssen.

Eine allumfassende Zuordnung der konkreten Unterbaureihe zur angepeilten Vorbildmaschine des Major Hermann Graf kann hier freilich aus Platzgründen nicht von mir erwartet werden. Eins steht jedoch fest, dass das die sog. "Tulpen"(bzw. Blütenkelch) -Verzierung seines "roten Jägers" am Vorderrumpf als Decal eingespart wurde. Was allerdings am Stück aber bestimmt schlecht zu realisieren wäre! Während das diesbezüglich etwas unvollständige Deckelbild jedoch trotzdem durchaus noch als authentische Referenz für die Camo verwendet werden könnte. Da Graf als Ass ja nebeneinander wohl mehrere Maschinen geflogen sein dürfte. Welche teilweise keinen rot gezackten Vorderrumpf jedoch noch ein Rautenförmiges Emblem am Rumpf trugen etc. Auch kann jetzt die "Eins" sicherlich mal in roter als auch in grüner Staffelfarbe interpretiert werden. Was für eine Bewaffnung konkret montiert war wäre auch noch abzuklären es sind je nachdem was man denn glauben möchte entweder die schwereren MGs oder aber die Werfer-Rohre denkbar, beide zusammen wäre hingegen nicht ganz authentisch!

Fazit: In der Schlussbetrachtung ist dieser sehr gelungene, recht kompakt ausgefallene, Basis-Bausatz mit lediglich einmal 38 Teilen zweifellos uneingeschränkt Beginnertauglich. Aber bestimmt auch sehr für zwischendurch, wenn man denn nur wenig Zeit investieren möchte, oder als Basis von Umbauten etc. zu empfehlen. Günstiger als Andere war er ebenfalls und die Kleinigkeiten wie nicht ausgebildete Felgendetails. Sowie zig Gustavspezifischer-Unterbaureihen Feinheiten bzw. Nuancen mehr, sollten hier eventuell nicht so viel stören. Immerhin sind ja die Vorflügel bereits als versenkte Fugen nachgebildet worden. Alle Nietenzähler sollten berechtigterweise allerdings um ihn jedoch besser einen weiten Bogen einschlagen. Wobei sich dies Problem jetzt aber de facto schon längst von selbst gelöst hat, da ja die Restbestände ständig schwinden. Was schlussendlich aber absolut nicht schaden sollte, da Hornby ja diesbezüglich längst für Airfix schon einen würdigen Nachfolger schuf!

N. (Juni 2020)