Grumman F6F-5 Hellcat

Hobby Boss No. 80339 - 1/48

Nachdem schon Hasegawa in den 90ern sehr ordentliche Bausätze der beiden Hellcat-Versionen F6F-3 und F6F-5 im Maßstab 1:48 herausgebracht und in den 2000ern Eduard mit vier oder fünf Ausgaben das Thema leidlich ausgereizt hat, legt HobbyBoss erst mit einer -3 (siehe hierzu auch den Firstlook von Steffen auf unserer Webseite) und nun auch noch mit einer -5 nach. Da fragt man sich, warum dies? Da die Hellcats der beiden anderen Hersteller mittlerweile mit einem Haufen an Zurüstsätzen für die ‚Detaillisten‘ und außerdem zu moderaten Preisen zu bekommen sind, kommt mir der Gedanke, entweder Hobby Boss will sich mit einem besonders guten Vergleichsmodell präsentieren und empfehlen oder man kann es einfach noch billiger – oder bestenfalls beides. Wir werden sehen...

Das Modell präsentiert sich in einer robusten zweiteiligen Kiste wie man sie gerne hat, um die angefangenen Bauteile oder ndash;gruppen auch mal staubgeschützt weglegen zu können. Meistens baut sich das Modell ja doch nicht in einem Zug durch.

Das Abheben des Deckels mit einer ansprechenden Illustration gibt den Blick auf eine wohl gefüllte Schachtel mit den einzeln eingeschweißten Spritzguss-Rahmen frei. Der Rahmen mit der Auspuffanlage ist außerdem mit einem Extra-Schutz aus einer Art Schaumstoff-Folie versehen. Die Decals sind ebenfalls eingeschweißt. Dazu gehört eine sehr aufgeräumt wirkende Bauanleitung nebst einem Blatt mit auf beiden Seiten in Farbe dargestellten Bemalungsvarianten. Das gefällt mir persönlich sehr gut, da diese Form der Darstellung – auch wenn man nicht von einer Authentizität der Farbtöne ausgehen kann – grundsätzlich doch ein wenig aussagefähiger ist als die Darstellungen anderer Hersteller mit Hilfe von unterschiedlichen Schraffuren. Die Farbangaben für die beiden möglichen Bemalungsvarianten sind mit den Codes von Mr.Hobby/Gunze Aqueos Color, Vallejo, Model Master, Tamyia und Humbrol gemacht. Allerdings sind jeweils nicht alle Farbtöne verfügbar und Mischungsverhältnisse, um die nicht verfügbaren Farben selbst anzurühren, sind nicht angegeben.

Die Bauteile selbst sind zeitgemäß mit feinen, sauberen versenkten Gravuren versehen. Ich meine zwar, diese sind nicht ganz so scharf wie auf dem Eduard-Modell, aber der Unterschied ist marginal. Die Kabinenhaube ist zweiteilig ausgeführt. Allerdings sieht die Bauanleitung keine zweite – geöffnete – Einbauvariante vor. Die Cockpitdetaillierung ist für meine Erwartungen ansprechend. Als besonderes Merkmal, das den Bausatz von den aller anderen Hersteller unterscheidet, ist die Option, die Faltflügel angeklappt darzustellen – ähnlich wie Tamiya das mit seiner F4U Corsair-Reihe gemacht hat.

Auffallend bei der HobbyBoss-Reihe der Hellcat ist, dass der Rumpf ziemlich bauchig und insgesamt zu voluminös ausgefallen ist. Gleiches gilt für die Motorhaube und insbesondere die Kanzelhaube. Man könnte meinen, die kleinen Kätzchen hätten sich an den zu vielen Turkeys ( The Battle of the Philippine Sea (auch bekannt als "The Great Marianas Turkey Shoot) übernommen.

Steffen hatte sich bereits bei seinen Betrachtungen auf der IPMS-Seite die Mühe gemacht, die Rümpfe und besonders die Motorverkleidungen /Lufteinläufe der drei bekanntesten Modelle zu vergleichen (siehe hier). Auch Jean-Luc Formery hat in seiner Review (siehe Links) ein paar Vergleichsfotos geschossen, die sehr gut die unterschiedliche Größe der Kanzeln verdeutlichen.

An der Backboard-Seite unterhalb des Cockpits sind dann auch noch zwei Klappen zuviel eingraviert, die eigentlich nur auf der rechten Seite vorhanden sein sollten (die in Flugrichtung hinteren beiden). Fragwürdig erscheinen mir die beiden seitlichen Beulen an der Motorhaube unterhalb der Lüftungsklappen. Soweit mir bekannt sollten die nur bei der F6F-3 auftauchen. Richtigerweise sind hier auch die Kühlerklappen an der Unterseite der Motorhaube nicht mehr vorhanden, so dass die beiden angesprochenen Beulen gegebenenfalls leicht abgeschliffen werden können. Der Motor bzw. die Zylinder desselben sind auch nicht die überzeugendsten, da ziemlich ‚verwaschen‘ und unscharf. Man muss allerdings abwarten, wieviel man davon durch die Frontöffnung überhaupt noch sehen kann.

Wie passgenau die einzelnen Bauteile sind, wird sich erst noch zeigen müssen. Allerdings bin ich in dieser Hinsicht zuversichtlich.

Fotos anbei als Ergänzung insbesondere von Steffens Betrachtungen zur F6F-3 von Hobby Boss. Die Spritzlinge sind ja bei beiden Hellcat-Auflagen des Herstellers identisch.

Man erhält also für wenig Geld (bei ebay teilweise schon für unter 10,- € + Versand) ein Modell, das so halbwegs wie eine Hellcat aussieht und als Einzige aus dem Kasten mit eingeklappten Tragflächen hingestellt werden kann. Die Puristen unter den Modellbauern dürften wohl eher für etwas mehr Geld zu den Eduard-Bausätzen oder auch zur alten Hasegawa-Reihe greifen.

Fazit:

„+“

„-„

Bemalungsverianten:

  1. F6F-5 Hellcat, „Minsi III“, flown by CAG Commander David McCambell, USS Essex, October 1944

  2. F6F-5 Hellcat of VF-9 flying from the USS Lexington for a raid over Tokyo, February 1945

Nachsatz: Zwischenzeitlich habe ich angefangen, dass Modell zu bauen. Ich dachte mir, als kleiner Appetit-Happen ohne Zubehör lässt sich dies schnell bewerkstelligen. Als Zwischenfazit lässt sich feststellen, die Passgenauigkeit ist wirklich, wie schon gedacht (und gehofft), sehr gut. Das Bauen macht Spaß… und das sollte ja immer noch die Hauptsache sein, oder?

Literaturhinweise:

Links:

Vorstellung der Grumman F6F-3 von HobbyBoss auf www.ipmsdeutschland.de
https://ipmsdeutschland.de/FirstLook/Hobby_Boss/HB_F6F-3_Hellcat_48/HB_Grumman_F6F-3.html

Vorstellung der Grumman F6F-3 von Jean-Luc Formery (TedMamere) auf www.aeroscale.co.uk
http://aeroscale.kitmaker.net/modules.php?op=modload&name=Reviews&file=index&req=showcontent&id=4770

Vorstellung der Grumman F6F-3 von HobbyBoss auf www.modellversium.de
http://www.modellversium.de/kit/artikel.php?id=4576

Vorstellung der Grumman F6F-5 von Hobby Boss auf www.ModelingMadness.com
http://modelingmadness.com/scotts/allies/previews/hobbyboss/80339.htm

Sören Felsch, Neustrelitz (März 2010)