Dornier Do 215B-5

ICM 48242 – 1/48

Vorbild: Als sich nach dem Züricher Flugmeeting von 1937 das internationale Interesse für die Do17 zeigte, wurde eine Do 17Z-0 als Vorführflugzeug für potenzielle Kunden eingesetzt. Die Exportvariante erhielt vom RLM die neuen Bezeichnung Do 215 (V1) war aber mit der Do 17Z weitgehend identisch. Auch die Do 215 V2 war sehr ähnlich, hatte aber zwei Sternmotoren Gnome-Rhone 14N 1/2. Mit diesen Motoren war aber keine Leistungsverbesserung möglich, so dass das dritte Versuchsmuster Do 215 V3 mit zwei 1075PS Zwölfzylinder Daimler-Benz DB 601A ausgerüstet wurde.

Mit diesen Triebwerken konnten die Leistungen erheblich gesteigert werden, so dass sie als Serienvariante Do 215A-1 vorgeschlagen wurde. Die schwedische Regierung bestellte Ende 1939 zwölf dieser Flugzeuge, aber bevor sie ausgeliefert werden konnten, fielen sie unter die Exportbeschränkungen der Luftwaffe. Diese vereinnahmte die Maschinen nach einigen Umbauten als Do 215 B-0 bzw. B-1 in ihren Bestand. Diese Flugzeuge konnten 1000kg Bomben, eine Aufklärungsausrüstung und eine vierköpfige Besatzung tragen. Außerdem besaß die Do 215 eine recht starke Abwehrbewaffnung mit zwei nach vorne schießenden MG 15 (fest oder schwenkbar), je einem lafettierten MG 15 an den Seiten und einem weiteren nach hinten unten schießenden MG 15.

Die B-2 war als reiner Bomber vorgesehen, aber die Entwicklung wurde bald abgebrochen. Unter der Bezeichnung Do 215B-3 gingen zwei Flugzeuge 1940 an die Sowjetunion. Die Aufklärerversion Do 215B-4 entsprach weitgehend der B-1, hatte aber statt des unteren Waffenstandes eine Reihenbildkamera Rb 50/30 und in der Einstiegstür eine RB 20/30.

Die Do 215 stand im Einsatz bei der 1.(F)/100, der 1.(F)/124, der 1. Nachtaufklärungsstaffel sowie bei einigen Staffeln der Aufklärungsgruppe des Oberkommandos der Luftwaffe und wurde Ende 1943 durch die Do 217 und Ju 88 ersetzt. Anfang 1942 waren vier Do 215B-4 an die ungarische Luftwaffe (Magyar Kiráyi Honvéd Légierö) übergeben worden.

(Quelle: Aufklärer und Aufklärungsverbände der deutschen Luftwaffe 1935-45, John Bradley/Barry Ketley/David Wadman, Bernad & Graefe Verlag 1999, ISBN 3-7637-5981-6)

Bausatz: Etwas überraschend hattet die ukrainische Firma ICM den Bomber und Aufklärer Do 215B-4 Anfang des Jahres im Maßstab 1/48 herausgebracht. Kurz darauf folgt nun der Nachtjäger, wie nicht anders zu erwarten. Eigentlich ist es derselbe Bausatz, weshalb ich die folgenden Ausführungen aus der Vorstellung des Aufklärer-Bausatzes übernehme (die Fotos sind alle neu). Lediglich das Teil für die Nase war beim Bomber aus dem Gießrahmen herausgetrennt worden. Somit kann man aus diesem Bausatz sowohl die Do 215B-4 wie auch die B-5 bauen. Natürlich gibt es hier nur Abziehbilder für den Nachtjäger, aber jene waren beim Bomber ohnehin ziemlich schlecht.

Der Bausatz kommt in einem clever konstruierten, sehr stabilen Karton daher, der trotzdem sehr ansprechend gestaltet ist. Hierfür schon mal ein Lob nach Kiew! Auch nach dem Öffnen des Kartons war ich positiv überrascht. Hier warten sehr gut gestaltete Spritzlinge ohne Grat und mit einer scharfen Gravur auf den Modellbauer. Es gibt ein paar Flussmarken, was bei Bauteilen dieser Größe aber nicht sehr verwundert und unter einer Grundierung und einem Tarnanstrich verschwindet. Die Oberflächengestaltung erreicht nicht ganz die Finesse fernöstlicher Hersteller und ist auch nicht mit Nieten wie die jüngsten Eduardbausätze übersät, aber sie ist wirklich sehr ordentlich und wird die meisten Modellbauer – mich eingeschlossen – zufrieden stellen.

Ebenso sieht es im Cockpit aus. Wirklich sehr schöne Details sind hier sehr gut wiedergegeben worden, auch wenn ich das Do 217 Cockpit von Revell noch einen Zacken besser einstufen würde. Der Bombenschacht kann offen dargestellt werden und enthält einen großen Tank im vorderen und einige 50kg Bomben im hinteren Abteil. Eine weitere Detaillierung ist hier möglich, aber nicht zwingend erforderlich.

Quer-, Seiten- und Höhenruder sind separat vorhanden und erlauben eine ausgelenkte Darstellung. Die typische Höhenrudertrimmung der Do 215 wurde nicht nachgebildet. Vielleicht lässt sich ja der Do 17Z Satz für den Classic Airframes Bausatz von Dmolds dafür anpassen. Andererseits kann man damit auch leben. Die Vereinfachung des Spornrades mit Aufhängung als ein Teil gefällt mir nicht sehr gut, dafür ist das Bauteil stabil und sollte das Gewicht des fertigen Modells gut tragen können.

Die Hauptfahrwerkschächte sind etwas vereinfacht und haben ein paar Auswerfermarken. Nach vorne schließt ein Brandschott mit Motoraufhängung und DB 601 an. Die Motorgondel ist mehrteilig und könnte somit auch offen dargestellt werden. Eine weitere Detaillierung des Motors, Kühlers und das Motorraumes sind in diesem Falle aber zu empfehlen. Die Verstrebungen der Fahrwerksbeine und insbesondere die Schutzbleche machen einen sehr guten Eindruck, während die Räder durchaus etwas überarbeitet werden können (auf jeden Fall etwas abflachen). Propeller und Spinner wirken am Spritzling etwas einfach (nur zwei Teile). Die Klarteile sind dünn und schlierenfrei und haben augenscheinlich die richtige assymmetrische Form.

Die Bauanleitung ist eigentlich ganz gut. Die Schritte sind übersichtlich und haben sogar Farbangaben. Im Cockpit wird das aber noch nicht vollständig ausreichen, so dass man etwas recherchieren muss (z.B. Funkgeräte). Auch für die jeweilige Version muss man etwas recherchieren, z.B. für das eingebaute Spannergerät oder die Waffen, die Nase ist nämlich leer. Die Bemalungsanleitung für die 2 enthaltenen Markierungen zeigt eine Draufsicht und eine Unterseite der getarnten Maschine sowie für die einzelnen Varianten je eine rechte und linke Ansicht. Allerdings ist der Kontrast wie insgesamt die Ausführung des Drucks eher schwach.

Folgende Bemalungsvarianten sind möglich:

  1. Do 215B-5 "R4 + DC" Stab II./NJG2, Leeuwarden, Frühjahr 1942 (getarnt, wird häufig Helmut Lent zugeschrieben)
  2. Do 215B-5 "R4 + SN" II./NJG2, Giltze/Rijen, Herbst 1941 (ganz schwarz, Pilot: Paul Gildner; Foto des Leitwerks in Ries "Bilanz am Seitenleitwerk", dort als Do 17Z-10)

Zu den Decal kann ich noch nicht abschließend etwas sagen, da diese erst bei Verwendung zeigen, ob sie etwas taugen. Diesmal ist der Druck deutlich besser als beim Bomber/Aufklärer. Das Nachtjägersymbol mit dem stürzenden Falken über Europa sollte aber ersetzt werden.

Noch eine allgemeine Bemerkung: Der 72er Bausatz dieses Typs von ICM sah in der Box auch sehr gut aus und war dann wirklich eine Herausforderung zu bauen. Ich habe deshalb schon mal die Tragflächen zusammengeklebt und den Rumpf mit Klebeband geheftet. Beides passt gut zusammen und lässt auf eine ordentliche Baubarkeit hoffen.

Fazit: Die Do 215B-5 wird sich noch größerer Beliebtheit erfreuen als der Bomber und hoffentlich auch den einen oder anderen Decalhersteller ermuntern. Zubehör gibt es inzwischen reichlich, wenn auch vornehmlich für die Do 215B-4. Vieles kann man jedoch auch für den Nachtjäger verwenden. Nachwievor bleibt die Hoffnung auf eine Do 17Z und noch immer würde ich mich auch über einen guten Figurensatz für Bodencrew und Piloten freuen.

Steffen Arndt, Barsinghausen (November 2014)