Focke-Wulf Fw 186 V1

Master X - Resin 1:48

Vorbild: Mitte der 1930er Jahre sah die Führung der deutschen Luftfahrt – militärisch wie industriell – einen hohen Nutzen in der Entwicklung von Drehflüglern mit vielen spezifischen Einsatzgebieten in der Luft- und Seefahrt. Wirklich erfolgreiche Hubschrauber wurden zwar erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt, aber Deutschland gehörte in dieser Zeit zu den führenden Nationen in der Entwicklung dieser Fluggeräte.

Im Juli 1935 erhielt Focke-Wulf vom RLM den Auftrag für die Entwicklung und den Bau dreier Prototypen der Fw 186, eines Tragschraubers für Verbindungsaufgaben. Da Prof. Focke sich damals vorranging mit der Fw 61 befasste, wurde Dipl.-Ing. Erhard Kosel mit dem Entwurf beauftragt. Dies war keine Konkurrenzentwicklung zur Fi 156 wie vielfach behauptet wird, sondern entsprach einer eigenständigen Spezifikation des RLM. Ende 1935 hatte Focke-Wulf eine Lizenzproduktion für die Cierva C.30 Tragschrauber erworben, woraufhin Erhard Kosel mehrfach in Ciervas Werk nach England reiste, um Erfahrungen zu sammeln. Im März 1936 war eine Attrappe fertig und wurde anschließend eingehend im Windkanal erprobt. Wieviele Fw C30 produziert wurden ist unklar und hier auch nicht von belang, für weitere Details siehe Coates S. 31 ff.

Der Rumpf des Focke-Wulf Entwurfs war der Fw 56 entlehnt, der entsprechend an die neuen Anforderungen angepasst wurde. Der Prototyp Fw 186 V1 D-ISTQ (W.Nr.1971) war ein sehr Attraktiver Tragschrauber, aber leider sollten die Flugeigenschaften des Gerätes gar nicht diesem Anschein entsprechen. Der Erstflug der Fw 186 V1 fand unter Dipl.-Ing. Ernst August Wohlberg statt, der die Abnahmeflüge der Fw C 30 durchgeführt hatte. Wie er das Fluggerät einschätzte kann man bei Coates nachlesen … Begeisterung sieht anders aus.

Nach etwa 10 Flügen übergab er die weitere Erprobung an Hans Sander. Letztlich konnten die unangenehmen Flugeigenschaften jedoch nicht beseitigt werden und es wurde entschieden, dass die Fw 186 weitere Bemühungen nicht wert sei und die beiden Prototypen wurden verschrottet.

Quelle: Steve Coates, Deutsche Hubschrauber (s.u.)

Der Bausatz von Master-X kommt wieder im stabilen Pappkarton daher, mit ansprechendem Titelbild, spartanischer Bauanleitung aber Decals und Fotoätzteilen. Das unansehnliche sehr harte grüne Resin gehört ja schon länger der Vergangenheit an und dieser Bausatz macht in der Box wirklich einen guten Eindruck! Alle Teile sind sauber und blasenfrei abgegossen und haben nur sehr dünne Gusshäute.

Natürlich ist dies kein Großserienbausatz und der Modellbauer muss mit einigem Aufwand für das Versäubern und Anpassen rechnen, aber er (oder sie) erhält dafür ein sehr seltenes Objekt in seiner Sammlung, das wesentlich besser aussah, als es flog.

Abziehbilder liegen nur für die V1 bei, die auch als einzige bildlich nachgewiesen ist. Die Literatur-Quelle enthält einige Bilder des Inneren des Rumpfes und ist beim Bau sicher hilfreich.

Fazit: Für erfahrene Modellbauer mit Faible für das Außergewöhnliche.

Steffen Arndt, Ettlingen (August 2010)

Literatur:

Steve Coates
Deutsche Hubschrauber 1930 – 1945
Motorbuch Verlag Stuttgart 2004
ISBN 3613023792