Deutsches Kleinst-U-Boot Delphin I

MikroMir 35-005 - Limited Clear Edition - 1/35

Preis: ca. € 25,- Euro

Spritzgussbausätze deutscher Kleinst-U-Boote haben in der jüngeren Vergangenheit eine gewisse Renaissance erlebt und genau in diese Kerbe haut auch der weißrussische Hersteller Mikro-Mir.

Vorbild: Der Delphin war ein weiteres deutsches "last-minute" Projekt, das zwar hohen wissenschaftlichen Wert, aber praktisch keine militärische Bedeutung hatte. Ursprünglich als tauchfähiges Sprengboot erdacht, wurde es schnell zum waffentragenden Kleinst-U-Boot umgewidmet. Mit seiner neuartigen und hydrodynamisch äußerst günstigen Form, die er dem US-amerikansichen U-Boot Albacore des Jahres 1950 vorwegnahm, stellt der Delphin den Eintritt in eine neue Epoche des U-Bootbaus dar.

Aufgrund des nicht rechtzeitig verfügbaren neuen Antriebssystems, das prinzipiell dem des "Seehunds" entsprechen sollte, wurde den drei gebauten Prototypen komplette Antriebseinheiten von Torpedos eingebaut. Bei einer Probefahrt in der Trave bei Lübeck soll eine Spitzengeschwindigkeit von 18 Knoten erreicht worden sein. Nachdem man die ursprüngliche Idee, den Delphin mit einer 1200 Kg schweren Sprengladung auszustatten, verworfen hatte, erwog man die Mitnahme eines Torpedos (untergehängt unter dem Kiel, ähnlich wie beim "Hecht") und das Nachschleppen einer TMB-Mine.



Die Erprobung war bei Kriegsende noch lange nicht abgeschlossen und um den Alliierten den Zugriff auf die neue Technik zu verwehren, wurden die verbliebenen zwei Prototypen, alle Ersatzteile, sowie sämtliche Unterlagen am 1. Mai 1945 in Pötenitz vernichtet.

Dieser Delphin-Bausatz ist meines Wissens der erste Spritzgussbausatz dieses Fahrzeugs im Maßstab 1:35, denn bislang gab es ihn nur aus Resin von U-Models aus Frankreich und der ist nicht so leicht zu bekommen. Der Bausatz käme mit einer überschaubaren Teileanzahl aus, hätte man sich bei Mikro-Mir nicht dazu entschlossen, eine Innenausstattung zu erstellen.



In wie weit dieses "Cockpit", das aus Plastik und Ätzteilen erstellt werden soll, realistisch ist, kann ich nicht sagen und man würde auch fast gar nichts davon sehen, wenn es nicht eine Variante des Bausatzes gäbe, die über eine komplett klarsichtige Rumpfhälfte verfügen würde. Aber was heißt hier "klarsichtig"? Die Möglichkeiten von kleinen Kleinserien-Herstellern wirklich klare Klarsichteile herzustellen sind begrenzt und so sind auch die Klarsichtteile dieses Bausatzes ziemlich dick und trüb Wenn man Einblicke in das Innenleben seines Delphins ermöglichen möchte, sollte man das Modell wohl besser mit einem größeren Ausschnitt versehen und die "klare" Rumpfhälfte entsorgen.

Der Bausatz liefert eine halbwegs brauchbare Kopie eines Italeri-Torpedos aus dem Biber-Bausatz, den man einfach stumpf unter den Kiel kleben soll. Die ebenso fiktive Nachschlepp-Mine wurde nicht berücksichtigt.

Der Decalbogen liefert die roten Streifenmarkierungen für die Kuppel des Piloten und den Schnorchelmast des ersten Prototypen, die man auf den bekannten Fotos dieses Fahrzeuges erkennen kann. Nicht mehr, nicht weniger.

Fazit: Für ca. € 25,- Euro erhält man einen simplen Bausatz der etwas mehr Zuwendung benötigt, als man dies heutzutage gewohnt ist. Mit der notwendigen Sorgfallt gebaut, kann er aber auch neben einem Biber von Italeri oder einem Seehund von Bronco ganz gut aussehen und eine kleine Lücke schließen helfen.

Olaf Krabbenhöft, Hamburg (Juli 2012)