Halberstadt Cl.II

Mirage Hobby 481306 - 1/48

Vorbild: Die Halberstadt Cl.II wurde von Dipl. Ing Karl Theis als erstes einer Reihe von Cl.-Flugzeugen entworfen. Bis dahin hatten die Halberstädter Flugzeugwerke GmbH (HFW) lediglich Übungsflugzeuge und D-Jäger in Lizenz gefertigt. Drei Prototypen des Halberstadt C.II Zweisitzers wurden im Auftrag der Inspektion der Fliegertruppe (IdFlieg) unter Verwendung des neuesten Mercedes 160PS Motors gefertigt. Der Erstflug fand Anfang Mai 1917 statt. Die anschließenden Tests wiesen die Leistungsfähigkeit des Flugzeugtyps nach und die IdFlieg gab die Produktion frei.

Bereits Ende Juli erreichten die ersten Halberstadt Cl.II die Armeeflugparks, von wo aus die Verteilung der Luftfahrzeuge an die Truppe erfolgte. Unter Anderem wurden die Flugzeuge den Schutzstaffeln (Schusta) zugeteilt. Diese wurden im April 1918 in Schlachtstaffeln (Schlasta) umbenannt. Insgesamt gab es 38 Schusta/Schlasta, von denen 20 ausschließlich mit Halberstadt Cl.II ausgestattet waren. Die Flugeigenschaften des Flugzeugs waren so gut - es war voll kunstflugtauglich - dass es auch bei den Jagdstaffeln erfolgreich erprobt wurde. Allerdings war das Zweisitzerkonzept für diesen Zweck bereits als überholt anzusehen, so dass die Idee nicht weiter verfolgt wurde.

Es gab scheinbar auch den Entwurf eines Höhenjagdflugzeugs auf Halberstadt Cl.II-Basis. In diesen Zusammenhang werden auch Fotos eines Flugzeugs mit Turbolader unter dem Motor gebracht. Allerdings ist die Dokumentenlage hier sehr schlecht, so dass es keinen Nachweis einer solchen Variante gibt. Zum Ende des Krieges wurden die Halberstadt Cl.II nach und nach durch Halberstadt Cl.IV ersetzt. Die Halberstädter Flugzeugwerke GmbH stellte insgesamt 703 Flugzeuge in 5 Losen her. Hinzu kamen etwa 200 bei den Bayrischen Flugzeugwerken in zwei Losen produzierte Maschinen, so dass insgesamt ca. 900 Halberstadt CL.II hergestellt wurden. Einige waren bis in die 30er Jahre z.B. als Fotoflugzeuge (für Luftaufnahmen) im Einsatz.
Quelle: Bausatz

Bausatz: Da es bei Mirage Hobby aus Polen nur wenige wirkliche Neuheiten gibt, bemüht sich der Hersteller mit Wiederauflagen das Programm zu füllen. Der bereits von Hans-Jürgen Bauer (First Look) und mir (First Look) vorgestellte Bausatz ist im Prinzip unverändert. Hier liegen allerdings keine Decals für den Rautentarnstoff bei. Außerdem konnte ich auch den Photofilm für den Windschutz und einige Instrumente nicht finden. Die Bauanleitung ist immer noch ein Highlight des Bausatzes und unterstützt fast jeden Schritt mit Originalfotos und begleitenden Texten. Leider ist das Heft nur ca. A5 groß, so dass es ein wenig unaufgeräumt wirkt. Auch zur Tarnung gibt es einen Abriss und Fotos, wie auch für die Bemalungsvarianten - wirklich sehr gut.

Die Spritzlinge sind bereits bekannt. Die Formen sind inzwischen etwas verbraucht, weshalb man mit einigem Aufwand für die Beseitigung von "flash" (also zwischen die Formhälften gepresstes Plastik) rechnen muss. Beim Abtrennen der Bauteile gilt es höchste Aufmerksamkeit walten zu lassen. Ich würde auf den Seitenschneider verzichten und gleich zur PE- oder Rasierklingensäge greifen, da die Angüsse sehr eng an den Bauteilen sind. Außerdem ragen diese in die Bauteile hinein, so dass zusätzlicher Aufwand für das Versäubern dieser Angusspunkte entsteht. Der Bausatz ist also nicht nur wegen der Photoätzteile deutlich in die Kategorie "Short Run"/Kleinserie zu stecken und mit entsprechendem Erfahrungsniveau anzugehen.

Die Bemalungsvarianten entsprechen dem von Jürgen vorgestellten Bausatz. Die Decals sind sauber gedruckt und es ist ein kleiner Korrekturbogen mit zwei Decals beigefügt. Das Fehlen der Losenge und der Abziehbilder für die aufgemalten Tarnmuster auf dem hölzernen Mittelflügel und dem Rumpf ist wirklich sehr schade. Beides gibt es von Mirage und natürlich auch von anderen Herstellern.

Bemalungsvarianten :

  1. Halberstadt Cl.II (Wnr.14277/17) "3" Schlasta 26b Bisseghem Flugfeld Frühjahr 1918, Pilot Pionier Paul Schwarze, Beobachter Uffz. Franz Schumm
  2. Halberstadt Cl.II (Wnr.NN) "5" Schlasta 6, Schlagru 3; "Michael-Offensive" 1918, Flugzeug des Kommandeurs der Schlasta 6 Jürgen Lüdecke (Totenkopfembleme)
  3. Halberstadt Cl.II (Wnr.NN) "5" Schlasta 23b, Quieve Flugfeld, März 1918, Vzfw. August Schönemann

Fazit: Wer die Wahl hat, sollte den Bausatz mit Losenge-Decals erwerben. Das spart zusätzlichen Aufwand. Wer aber ohnehin lieber eine andere Bemalungsvariante aufbringen oder den Tarnstoff einer anderen Firma (Aviattic) verwenden möchte. Ist mit dieser wiederauflage gut bedient. Der Bau ist nachwievor anspruchsvoll. Daher macht der kleine Mehraufwand für das Versäubern auch nicht viel aus. Die Oberflächengestaltung weiß zu gefallen und die Bemalungsvarianten sind interessant.

Steffen Arndt, Barsinghausen (Februar 2018)

Literatur: Wer sich tiefer mit den Anfängen der Schlachtflieger befassen möchte, sollte sich unbedingt das Buch "Schlachtflieger" von Dan-san Abbot und Rick Duiven zulegen. Der Wälzer enthält eine Fülle von Informationen, die das Buch zu dem Nachschlagewerk für Schlachtflieger im Ersten Weltkrieg macht.

Schlachtflieger!
Germany and the Origins of Air/Ground Support, 1916-1918
Rick Duiven, Dan-San Abbott
Schiffer Publishing Ltd; 2006
ISBN: 0764324411