Cessna "Bird Dog" L-19/0-1

Roden 619 - 1/32

Vorbild: Insbesondere nach der Invasion der Alliierten in Europa, wimmelte es am europäischen Himmel von sogenannten Liaisons Aircraft, also Verbindungsflugzeugen, welche mit den Truppen per Schiff an die militärischen Schauplätzen gebracht wurden. Ihre primäre Aufgabe war neben dem Transport von VIP (Very importet Person), die Artilleriebeobachtung und -leitung. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden diese kleinen, "Grasshüpfer" genannten, zumeist aus Holz und Leinwand bestehenden Flugzeuge militärisch erst einmal außer Dienst gestellt. Es waren nun neue, gänzlich aus Metall bestehende Flugzeuge erforderlich, die mehr an Ausrüstung mit sich führen konnten.

Ende der 1940er Jahre gewann die Flugzeugfirma Cessna mit dem Umbau des zivilen Reiseflugzeuges Cessna Modell 170 den Wettbewerb für das zukünftige Beobachtungsflugzeug, welches die U.S. Army, zusammen mit der Air Force und der Navy, ausgerufen hatte. Die Maschine bot Platz für zwei Mann Besatzung und konnte auch einen Verwundeten auf einer speziell konstruierten Trage aus dem Kampfgebiet ausfliegen. Die Serienfertigung der L-19/0-1 "Bird Dog" (eine Fledermausart) begann 1950 und im folgenden Koreakrieg erhielt das Muster seine Feuertaufe. Dabei erkannten die Militärs auch die Möglichkeit, das Flugzeug mit leichten Raketenwerfern auszurüsten. Besonders ungelenkte Raketen zur Markierung feindlicher Ziele kamen nun zum Einsatz. Entsprechend wurden die Cessnas nochmals modifiziert und über ein Jahrzehnt später versahen die kleinen Flugzeuge immer noch ihren Dienst im Vietnamkrieg. Sie dienten als Aufklärer, Feuerleiter für die Artillerie und überwachten Konvois in Küstennähe. Auch Luftangriffe auf kleinere Vietkongstellungen, sogenannte CION, (Counter insurgence = Aufstandsbekämpfung), wurden mit den "Bird Dogs" durchgeführt. Obwohl es für diese Aufgaben inzwischen die speziellen Muster OV-10 "Bronco" und auch Cessna O-2 Skymaster gab, blieb die kleine "Bird Dog" noch weiter im aktiven Fronteinsatz. Vor allem das Starten und Landen auf unbefestigten Pisten war ihr großer Vorteil.

Bausatz: Ein großes Lob geht erst einmal an die Ukrainer, für den Mut, solch ein kaum bekanntes und außergewöhnliches Flugzeug im 32er Maßstab auf den Markt zu bringen.

Die rund 150 Bauteile sind in einem attraktiven Stülpkarton gelagert. Die Fertigung bewegt sich in einer Mischung von Short-Run und konventioneller Machart. Das Kunststoffmaterial wirkt emailliert, fühlt sich aber sonst recht angenehm an. Zwei kleine Sinkstellen gibt es nur vor den Schlitzen in die das Fahrwerk eingebaut wird. Auch die Klarsichtteile sind nicht ganz frei von Schlieren, aber diese halten sich in Grenzen. Positiv ist wieder die Tatsache, dass die vielen kleinen Teile völlig gratfrei gegossen sind. Alle Ruder sowie Landeklappen liegen dem Bausatz separat bei. So lässt sich das recht große Flugzeugmodell auch dynamisch in Szene setzten. Wie die Passung ist muss man sehen. Fixierzapfen gibt es jedenfalls keine.

Auf alle Fälle gibt es an der Detaillierung des Modells auf den ersten Blick nichts auszusetzen. Da fällt einem als erstes die schöne Baugruppe des 213 PS Continental O-47-0-11 Motors ins Auge. Auch das Cockpit ist dem Original entsprechend eingerichtet. Ist die spartanisch anmutende Ausrüstung völlig korrekt, so ist die Darstellung der Instrumente durch simple Kreise ohne einen Ansatz von Gravuren der Scalen besonders im Großmaßstab heutzutage ein "No Go". Nicht einmal ein Decal für die Instrumente liegt zur Schadensbegrenzung bei. Wohl dem der über eine große Restesammlung oder sich einem Verein angeschlossen hat, in dem es immer einen gibt, der Abhilfe schaffen kann. (Womit wir mal eine Lanze für uns gebrochen haben).

Zurück zu dem Bausatz. Bitte auf die kleine Tüte achtgeben. In dieser lagern die maßstabsgerechten und flexiblen Peitschenantennen, die für den "Flughund" charakteristisch sind. Der Zugang zu dem Cockpit auf der rechten Seite ist jedenfalls auch geöffnet zu montieren. Das linke Seitenfenster kann nach oben hin aufgeklappt werden. Türgriffe sind vorhanden. Natürlich hat Roden auch die Raketenwerfer nebst den Halterungen nicht vergessen.

Bemalung: Es gibt zwei Möglichkeiten das Flugzeug zu präsentieren: Einmal als Trainingsmaschine, die so in Fort Rucker Alabama staioniert war. Der Anstrich wäre dann Oliv- grün mit Orange abgesetzten Flächen. Dies wäre dann eine Cessna L-19 "Bird Dog" und sie bekommt nur den Peilring auf der Rumpfoberseite.

Die zweite Cessna wäre demnach die Maschine, wie sie in Vietnam eingesetzt wurden ist. Also eine O-1E "Bird Dog." Die Bauanleitung gibt den Zeitraum 1966 an. Und zwar in Südvietnam, Da Nang Air Base. Der Hauptanstrich soll Naturaluminium sein. Wahrscheinlicher ist aber, dass viele der Maschinen schon beim Hintransport oder kurz nach Ankunft ihren eigentlichen hellgrauen Tarnanstrich bekamen. Dieser wäre dann: FS (Federal Standard) 36622 Gray.


Cessna "Bird Dog" L-19/0-1 im War Remnants Museum in Ho-Chi-Minh-Stadt.

Fazit: Hoffen wir auf eine gute Passung des gesamten Modells und geben dem Roden Bausatz eine sehr zu empfehlen.

Zu beziehen ist der Bausatz im Fachhandel oder für Händler bei glow2b.

Jürgen Bauer, Berlin (April 2017)