Martin B-57B Canberra

Testors 698 Spritzguss - 1/72

Vorbild: Als die USA während des Korea-Kriegs dringend einen mittelschweren Strahlenbomber suchten, stießen sie auf die britische Canberra. Ihre eigenen Entwürfe waren nämlich entweder bereits veraltet oder noch nicht völlig ausgereift. Der populäre englische Düsenbomber wurde in den Staaten auf ein Zwei-Mann-Cockpit mit tropfenförmiger Kabinenhaube umgerüstet und bekam zusätzlich noch einen "rotierenden" Bombenschacht. Danach setzte bei der Fa. Glenn Martin die Serienfertigung in Lizenz ein. Die Maschinen kamen für den Korea-Krieg zwar zu spät konnten dann aber mit Erfolg in Vietnam eingesetzt werden.



Bausatz: Dieses Testors-Boxing des Italeri Baukasten bedeutete zweifelsohne ein willkommene Bereicherung des Angebots im Standardmaßstab. Wohl hatten sich an diesem Typ zwar bereits schon Frog, Airfix und Matchbox versucht. Von der US-Variante mit der modifizierten Verglasung des Cockpits. Existierte seinerzeit allerdings jedoch nur der, für sein Alter, letztlich durchaus, passable, uralte Revell Boxscale-Kit.

Die Italeri bzw. Testors Canbarra stellte hingegen ein angemessenes Angebot dar, wobei sich deren Teilezahl interessanterweise jedoch durchaus in Grenzen hielt. Blickt man auf die beiden Gussrahmen fällt nämlich auf, dass der zweite vornehmlich Bomben beinhaltet. Die Oberflächendetails bestehen überwiegend aus sehr feinen aufgesetzten Linien welche recht unaufdringlich wirken und absolut nicht tiefer geschliffen werden brauchen. Dies war zu der Entstehungszeit zwar schon nicht mehr unbedingt state of the art, ist aber möglicherweise besser als etwa jene prominenten Gravuren an Italeris C-47, finde ich. Die eher primitiven Pilotenfiguren mit den übergroßen Köpfen waren, dem Zeitgeschmack folgend, mittlerweile jedoch geopfert worden, was sicher in Ordnung wäre! Die Höhenruder bestehen aus nur einem Teil und auch sonst gibt es nicht übermäßig viel zusammen zu verbauen. Das letztlich noch hinreichend detaillierte Cockpit mit den Schleudersitzen, Konsolen etc. ist als Wanne ausgeführt. Die Kabinenhaube mit aufmodelliertem Scheibenwischer ist zweiteilig und kann auch hochgefahren montiert werden.



Die Beine und Streben des Fahrwerks sind recht authentisch nachempfunden, was auch für die Felgen der Räder gilt. Man hat in diesem Zusammenhang glücklicherweise auch an Details in den Fahrwerkschächten gedacht. Die Luftbremsen am Hinterrumpf haben innen leider keinerlei Texturen, dafür bieten aber die Landeklappen fein strukturierte Oberflächen an den Innenwänden, falls man sie denn aussägen möchte. Der Decalsbogen bot für seine Zeit eigentlich noch ausreichend Stencils und Wartungshinweise, wäre heute aber freilich sicher schon nicht mehr ausreichend. Kommischerweise gab es von Testors, im Gegensatz zu Italeri, diesmal lediglich nur zwei, anstatt der sonst stets üblichen drei, Bemalungsoptionen! Jedoch bekam man auch hier aber natürlich jene für Italeri übliche gute Gussqualität, mit nur wenig Grat.

Die Exklusivität dieses Bausatzes währte allerdings nicht sehr lange da Airfix bereits zwei Jahre später nach Italeri, also 1985, ebenfalls seine Canberra in einer B-57B Version auf den Markt brachte. Dieser Kit war dem hier besprochenen mehr als ebenbürtig wenn nicht ein bisschen besser. Während Italeri und auch Testors später auch noch eine G-Baureihe offerierten, welche aktuell auch in einem neuen Boxing von der Firma aus der Emilia Romagna existiert. Gibt es von Airfix ein ganz neues Model welches höchst wahrscheinlich bald auch in der US-Ausführung aufgelegt werden wird. Womit also dann auch in diesem Maßstab ein ultimativer Baukasten dieses bekannten frühen Jet-Bombers zur Verfügung stehen sollte.

Wie nun soll dies Produkt aus den guten alten Tagen des Plastikmodelbaus heute bewertet werden? Sicherlich ist es nicht mehr erste Wahl und für manch einen bereits schlichtweg veraltet. Ich selbst erachte es allerdings für nicht ganz so schlecht, und dazu eigentlich auch noch gut für Beginner geeignet! So kann man es ruhigen Gewissens universell empfehlen, insbesondere dann falls man es noch irgendwo günstiger, d.h. "gebraucht" ersteigern kann.

Fazit: Schön wäre jedoch natürlich eine upgraded moulds Maßnahme von Italeri mit zusätzlichen Gussrahmen und ergänzenden Gravuren. Doch auch so lässt sich hieraus eigentlich immer noch ein durchaus ordentliches Abbild eines, meiner Meinung nach, recht Interessanten Vorbilds erzielen, finde ich.

N. (Mai 2020)