Douglas AD-4 (ab 1962 A-1D) Skyraider

Trumpeter No. 02252 - 1/32

Das Original: Es gibt nicht allzu viele Flugzeuge, an die man unwillkürlich denken muss, wenn man über einen bestimmten Krieg spricht. Für den 1. Weltkrieg steht für viele der Fokker Dreidecker, für den 2. Weltkrieg trifft dies bestimmt auf den deutschen Stuka und die britische Spitfire zu. Denkt man aber an den Korea-Krieg oder auch an den Vietnam-"Konflikt", fällt einem bestimmt die Skyraider-Familie ein.

Die Wurzeln der Skyraider gehen bis in den Juni 1941 zurück, als die Firma Douglas von der U.S. Navy beauftragt wurde, ein Nachfolgemuster für deren eigenen "Stuka", nämlich die SBD Dauntless, zu entwickeln. Der neue Entwurf war wieder ein Zweisitzer, Destroyer mit Namen, dessen Erstflug am 8. April 1943 stattfand. Bis Kriegsende wurden jedoch nur 28 Maschinen fertig gestellt und keine davon schnupperte jemals Pulverdampf.

Letztendlich konstruierte man bei Douglas die SB2D Destroyer in einen Einsitzer um, der, gemäß den Forderungen der Navy, sämtliche Waffen an Unterflügel- bzw. an Rumpfstationen tragen konnte und nannte ihn BT2D Dauntless II. Die Navy war von diesem Entwurf 'not ammused', doch schaffte es der Douglas-Chefkonstrukteur Ed Heinemann, durch persönlichen "Einsatz" beim zuständigen Admiral, einen "zweiten Versuch" zu erwirken. Buchstäblich über Nacht konstruierte er mit einem Kollegen in seinem Hotelzimmer die neue Maschine, die dieses Mal "Gnade" fand. Es gelang bis August 1944 eine Attrappe zu bauen und erhielt dadurch die Erlaubnis der Navy, die letzten 15 ursprünglich als SB2D geplanten Maschinen in „XBT2D" umzubauen. Der erste noch namenlose Prototyp startete am 11. März 1945 zu seinem Jungfernflug. Noch immer nicht vollkommen überzeugt, erteilte die Navy dennoch einen Auftrag für 548 BT2Ds, der nach dem Kriegsende auf 277 eingedampft wurde. Im Februar 1946 wurde das neue Flugzeug dann auf den Namen Skyraider getauft und im April noch mit der Bezeichnung 'AD' (A = Attack, D = Douglas) bedacht. Die erste Serienmaschine flog dann schließlich am 11. November 1946.

Von diesem Moment an beginnt die erstaunliche Karriere eines von der Navy bestellten und letztendlich von allen U.S. Teilstreitkräften geflogenen Kampfflugzeuges, von dem insgesamt 3180 Maschinen in sieben Hauptversionen gebaut wurden. Vor dem Hintergrund, dass es sich rein technisch betrachtet um einen fliegenden Anachronismus handelte, ist dies umso erstaunlicher, denn der Skyraider wurde von einem konventionellen Kolbenmotor angetrieben, wo doch alle Welt bereits dem 'Jet' die alleinige Zukunft prophezeite. Es muss wohl an der Zuverlässigkeit dieser konventionellen Technik, ihren einfachen Wartungsbedingungen, den geringen Unterhaltskosten und 'last but not least' an den Leistungsdaten des Skyraider gelegen haben, der den Erfolg und die lange Einsatzdauer ausmachte. Besonders die Zuladungskapazität war überzeugend. An 15 Waffenträgern konnten Außenlasten mit einem Gesamtgewicht von max. 3.600 kg getragen werden!

Der Skyraider war ein "heißer" kalter Krieger, war er doch in diversen Stellvertreterkriegen im Einsatz. Ob in Korea, während des Suezkonflikts oder in Vietnam: die Skyraider oder 'Able Dog', wie sie von Ihren Crews, in Anlehnung an das Kürzel 'AD', genannt wurde, konnte im Einsatz in all ihren Aufgabengebieten immer überzeugen.

Während sie bei den Hauptnutzern ab Ende der 60er Jahre aus den Einsatzverbänden nach und nach verschwand, wurde sie dennoch bei einigen kleineren "Luftwaffen" weiter geflogen. Tatsächlich wurde die letzte militärische "Einsatzmaschine" erst 1985 im zentralafrikanischen Gabun endgültig ausgemustert.

Technische Daten:

Länge:11,84 m
Spannweite:15,47 m
Höhe:4,78 m
Flügelfläche:37,16 m²
Leergewicht:4.785 kg
max. Abfluggewicht:11.340 kg
Antrieb:1 x Wright R-3350-26WA18 Zylinder Doppelsternmotor (2700 PS)
Höchstgeschwindigkeit:565 k/mh in 5500 m Höhe
Reichweite:2400 km
Gipfelhöhe:8685 m
Bewaffnung:4 x 20 mm M3 Bordkanonen
Außenlasten:bis zu 3.600 kg (an 15 Waffenträgern) in verschiedenen Kombinationen aus Bomben, Abwurfbehältern, Tanks und Raketen

Das Modell: Der AD-4/A1-D Bausatz ist der erste einer Reihe von Bausätzen der Skyraider, die von Trumpeter zu erwarten sind. Es ist der zweite Bausatz einer Skyraider im Maßstab 1/32 überhaupt, aber der erste mehr oder weniger vollständige Bausatz, der auf den Markt kommt. Anders als beim Wettbewerber 'Zoukei-Mura' aus Japan, der 2011 den ersten Skyraider-Bausatz dieses Maßstabs, ohne Aussenlasten (!), herausbrachte, hat man bei Trumpeter ein stattliches Waffenarsenal in die massive Schachtel gelegt, von dem man aber nicht alles für diese Bausatzvariante benötigt wird. Vieles kann erst an einem späteren Modell zum Einsatz kommen, da es zeitlich zu jung ist. Sogar die "Toiletten-Bombe", die 1965 von einer A-1H über Vietnam abgeworfen wurde, ist, wenn auch nur partiell, vorhanden, doch dazu später mehr.

Das erste was auffällt, ist, neben der schieren Größe des Vogels, die erstklassige Oberfläche der Bauteile, die man bei Trumpeter schon seit einiger Zeit beobachten kann. Vorbei die Zeit als Flugzeugbausätze von Trumpeter mit einer "Loch-Landschaft" von viel zu tief gravierten "Nieten" überzogen waren. Eine seidenmatte Oberfläche, mit versenkten und erhabenen Details ist nun der neue Standard. Die "Benietung" ist zwar nicht so vollständig wie bei den aktuellen Tamiya-Juwelen à la Spitfire und demnächst Corsair, aber schon fast genauso fein. Natürlich ist auch dieser Bausatz wieder ausgesprochen umfangreich was die Teileanzahl anbelangt. Alles in allem beinhaltet der Bausatz 610 Plastikteile von denen, laut Bauplan, aber 18 nicht benötigt werden (vermutlich sind es mehr), sowie 21 Fotoätzteile von denen 9 (!) nicht benötigt werden. Hinzu kommen noch zwei Decalbögen, von denen einer ausschließlich Markierungen für die Außenlasten und teilweise für die Waffenträger vorhält. Der andere beinhaltet die Markierungen für zwei mögliche Maschinen, von denen leider eine und zwar die auf dem Deckelbild dargestellte, nicht baubar ist.

Gehen wir den Bauplan einmal locker durch.

Der Motor besteht inklusive Abgaßanlage aus 75 Bauteilen. Er ist dennoch nicht bis ins Allerletzte durchdetailliert aber allzu viel fehlt nicht mehr. Die Zylinder verjüngen sich konisch, was so nicht stimmt, aber sehen kann man davon hinterher nichts mehr. Damit dieser tolle Motor sichtbar sein kann hat Trumpeter neben der geschlossenen auch eine geöffnete Haube konstruiert. Wer die geschlossene Haube wählt hat aber immerhin noch die Wahl, die Einlaufklappen geöffnet darzustellen und somit wenigstens den Einblick von vorne zu ermöglichen. Wenn man jedoch alles geschlossen darstellt, kann man sich die Bemalung des Motors sehr vereinfachen, denn dann ist von ihm fast nichts mehr zu sehen. Lediglich von hinten könnte man etwas durch die, wahlweise geöffneten, Kühlerklappen erkennen.

Das Cockpit kommt inklusive geätzter Gurte mit 19 Teilen daher. Diese sind richtig gut und obwohl es natürlich in Resin immer besser geht, ist dieses Cockpit bis auf die Gurte einwandfrei. Für die Gurte sollte man besser auf ein 'after-market' Produkt zurückgreifen.

Die Kanzelteile erscheinen ein wenig überdimensioniert. Hier muss sich erst noch zeigen, ob dem so ist und wenn ja, wie sehr das dann auffällt.

Innere "Werte" gibt es auch noch. Am Brandschott sollen noch ein paar Teile, wie z.B. ein Öltank, verbaut werden, die aber nicht mal bei geöffneter Motorverkleidung zu sehen sind. Dies gilt übrigens auch für den Tank hinter der Cockpit-Rückwand. Mit dem Vorbild hat er eh nicht viel zu tun, aber er ist eben hinterher auch vollkommen unsichtbar. Die diversen Rumpfspanten (genau: auch unsichtbar!) weisen sogar gewisse Details auf. Inwieweit sie zur Stabilität des Rumpfes tatsächlich beitragen bleibt etwas zweifelhaft, da sie sehr wabbeling sind. Trumpeter kann sich scheinbar nicht so richtig entscheiden auf bestimmte, unsichtbare Teilegruppen zu verzichten, oder nicht.

Der Rumpf weist geöffnet darstellbare Sturzflugbremsen auf, die, außer zu Wartungszwecken, am Boden nie geöffnet sind. Nicht selten wurden sie sogar totgelegt. Wer sie aber geöffnet darstellen möchte, findet eine ansprechende Oberflächenstruktur, sowohl an der Klappe, als auch im Schacht vor. Leider stösst man beim Rumpf auf den ersten Fehler des Bausatzes. Der Skyraider wurde zum Ausgleich des starken Motordrehmoments mit einer nach Links gedrehten Seitenflosse konstruiert. Trumpeter hat dies nicht gewusst oder einfach schlichtweg ignoriert. Spätestens mit dem Erscheinen des Zoukei-Mura Bausatzes hätte man dies aber wissen können, denn dieser hat das abgewinkelte Leitwerk. Diesen Fehler zu korrigieren, ist meiner Meinung nach machbar, wäre aber sehr aufwendig. Schade finde ich auch, dass die vier recht großen Lampen an der Seitenflosse nicht als transparente Bauteile ausgeführt worden sind. Diese nur anzumalen wird nicht sehr überzeugend aussehen!

Die Tragflächen sind selbstverständlich auch hochgeklappt darstellbar und der Klappmechanismus ist deutlich stabiler konstruiert als noch bei der Corsair-Bausatzserie. Üblicherweise sind die offenen "Enden" der Tragflächen mit einer Plane abgedeckt. Trumpeter hat sich aber dazu entschlossen, diese wegzulassen, damit man mehr Details sehen kann. Da es mit Sicherheit einfacher ist, eine Abdeckplane bei Bedarf selbst anzufertigen, als die evtl. nicht vorhandenen Details zu scratchen, finde ich diese Entscheidung begrüssenswert. Die vier 20 mm Tragflächenkanonen sind ebenfalls vorhanden und man kann sie wahlweise auch mit Flammvernichter"tüten" für den Nachteinsatz ausstatten. Ebenfalls wahlweise kann man die Zugangsklappen zu den Schächten mit den Munitionskästen geöffnet darstellen.

Das Fahrwerk ist wie beim Vorbild sehr robust konstruiert und wer noch Brems- und Hydraulikleitungen ergänzt, bekommt eine sehr gelungen Darstellung eines belasteten Fahrwerks. Leider kann sich Trumpeter noch immer nicht von den Gummi bzw. Weichplastikreifen trennen, von denen man ja noch nicht weiss, wie sie sich in einigen Jahren verhalten werden, und die sich auch nicht wirklich gut bemalen lassen. Schade.

Der Propeller stellt einen weiteren Fehler dieses Bausatzes dar. Trumpeter ist es nicht gelungen, die breiten Paddel der Skyraider korrekt wiederzugegen. Sie sind an der Wurzel viel zu dünn und verjüngen sich nach oben zu stark. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es hier bald Abhilfe geben wird, aber wer über eine Hasegawa bzw. Trumpeter P-47 Thunderbolts verfügt, kann die im unteren Bereich unverkleideten Hamilton Standard Blätter verwenden, da man diese nicht für alle Versionen benötigt.

Die Außenlasten bestehen aus verschiedenen Eisenbomben, Luft-Boden-raketen, Mehrfach-Raketenwerfern, sowie Zusatztanks. Für die angekündigte A-1H/J Vietnam-Version liegt sogar das 1965 abgeworfene "Bomben-Klo" bei, das aber so nicht zu verwenden ist, da Trumpeter das an der Rückseite des Klos befestigte, rote Bombenleitwerk nicht erkannt hat und auch die Halterung so nicht richtig dargestellt ist. Im übrigen hat es keine Öffnung, obwohl kein Deckel vorhanden ist! Für unsere Korea-Version ist es eh nicht zu gebrauchen. Für die Bewaffnung der AD-4 bleiben nur die sechs frühen Bomben und die sechzehn HVAR-Raketen übrig. Alles andere, leider auch die drei Zusatztanks, sind in Korea meines Wissens noch nicht verwendet worden. Ein Problem ergibt sich auch bei dem zentralen Bombenträger, der auch jüngeren Datums ist und so leider nicht verwendungsfähig ist.

Der Klarsichtspritzling beinhaltet außer den Abdeckungen für die Landescheinwerfer, die "Scheinwerfer" selbst, sowie zwei unterschiedliche Instrumententafeln. Interessanterweise beinhaltet der Spritzling auch noch zwei Wartungsdeckel für den Rumpfbug, die nun wirklich nicht transparent sein müssten (was sie übrigens auch nicht wirklich sind). Vergeblich sucht man hingegen die Positionslampen (siehe Der Rumpf) und warum das späte Reflexvisier, das man für diese Bausatzversion zwar nicht benötigt, trotz seiner Visierscheibe an einem nichttransparenten Spritzling angeordnet wurde, verstehe, wer will.

Der Markierungsbogen beinhaltet Markierungen für zwei unterschiedliche Maschinen. Leider kann man nur eine dieser Varianten verwenden, nämlich die der Marine Corps Staffel VMA-324 Einsätze über Korea hat diese Staffel aber nicht geflogen. Die andere Variante, die auch auf dem Deckelbild dargestellt ist, geht deswegen nicht, da es sich dabei um eine ursprünglich dreisitzige AD-4NA abgespeckte AD-4N) handelte, was die Typenbezeichnung unter dem Leitwerk auch anzeigt. Diese Version hatte aber links und rechts je eine Tür, mit einem nach aussen gewölbten, ovalen Fenster, am Rumpf. Selbst wenn man die Radartechnik ausgebaut hatte und die Maschinen nun als Einsitzer unterwegs waren, blieben die Türen erhalten. Somit ist keine der beiden Markierungsvarianten für Korea zu verwenden!

Der Bauplan ist eine der größten Baustellen die Trumpeter künftig angehen muss! Nicht alles ist eindeutig dargestellt, aber am meisten vermisse ich die Bemalungshinweise für die jeweilige Baugruppe, an der man gerade arbeitet. Hier wird der Modellbauer beinahe komplett allein gelassen. Wenn dann mal Farbangaben gemacht werden, sind auch noch oft falsch, wie z.B. bei dem angeblich strahlend weissen Kurbelwellengehäuse des Motors, den weissen Fahrwerksbeinen, oder oder oder.

Zusammenfassung: Trumpeters AD-4 Skyraider ist die übliche Mischpackung, die man schon gewohnt ist. Tolle Oberflächen, viele sinnvolle und gut bis sehr gut gemachte Details gehen einher mit Recherche- und in der Folge dann mit Darstellungsfehlern, die nicht alle leicht zu beheben sind. Sicher wird es bald ergänzende Decalbögen, evtl. auch Cockpit-Sets und korrigierte Propellerblätter etc. geben, die manch eine Problemzone auflösen werden. Es scheint manchmal so, als ob Trumpeter nicht immer exakt plant, welche Bauteile transparent sein sollen und welche nicht. Das sollte aber doch bitte kein Problem sein und hat ja auch keinen echten Einfluss auf die Produktionskosten. Der Bauplan ist ein echtes Manko und sollte in dieser Form bitte nie wieder vorkommen. Trotz der genannten Mängel und auch ohne Zurüst- und Korrektursätze ist der Trumpeter Skyraider eine willkommene Alternative zu der vollkommen überteuerten A-1H/J von Zoukei-Mura. Man darf gespannt sein, welche Version als nächste erscheinen wird.

Der Bausatz ist empfehlenswert.

Olaf Krabbenhöft, Hamburg (Mai 2013)