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Eric Gordon Barwell

Boulton Paul Defiant Mk.I

Modell: Airfix
Zubehör: Eduard: Fotoätzteile, Masken, Auspuffstutzen (für Spit Mk.I), Master: MG-Rohre
Decals: Bausatz
Literaturhinweise:
Shore, Christopher et al.: Aces High
Der Pilot

Eric Gordon Barwell wurde am 6. August 1913 in Clare(Suffolk) geboren. Er war der jüngere Bruder des bekannten Group Captain P. R. "Dickie" Barwell, welcher in den frühen Kriegsjahren der Flugplatzkommandant von Biggin Hill war. Während seiner Arbeit im Familienunternehmen Barwell Engineering meldete er sich zur RAF Freiwilligen Reserve und begann sein Training im Juli 1938 auf dem Marshalls Airfield bei Oxford. Hauptsächlich Tiger Moths und Hawker Harts fliegend erhielt er seine Wings bereits vor Ausbruch des Krieges. Im Oktober 1939 wurde er einberufen und nach Beendigung seines Trainings im Februar 1940 zur No.264 Squadron versetzt, welche die erste mit BP Defiant ausgerüstet Einheit war.

Mit ihr nahm er an den erfolgreichen Einsätzen über Dünkirchen teil. Er schoss ein Bf 110 und zwei Ju87 am 29. Mai 1940 ab und je eine Bf 109 und He 111 zwei Tage später. Jedoch wurde er vom Gegner abgeschossen und musste im Kanal notwassern. Immer noch die Defiant fliegend, nahm er auch an der "Luftschlacht um England" teil und konnte am 24. August eine Bf 109 abschießen. Die Defiant hatte sich inzwischen für den Luftkampf am Tage als zu kampfschwach erwiesen und wurde ab Anfang 1941 in der Nachtjagd eingesetzt, so auch die 264. Squadron. Eric Barwell erhielt im Februar 1941 das DFC. In der Nacht vom 10. auf den 11. April beanspruchten er und sein Bordschütze die Zerstörung einer He 111 und den wahrscheinlichen Abschuss einer weiteren.

Im Juli 1941 wurde er zu neuaufgestellten No. 125 "Newfoundland" Squadron versetzt, deren Kommando er im Dezember übernahm. Als die Einheit im Februar 1942 auf Beaufighter umgerüstet wurde, genügte sein Dienstrang dieser Position nicht mehr und er wurde wieder Flight Commander in der Squadron. Im Juli konnte er die Beschädigung einer Do217 melden und im September verließ er die Staffel für eine Stabsstelle im Hauptquartier Nachtjagd. Im März 1943 kehrte er zu ihr zurück, als er seine zweite "Tour of Duty" begann. Die Staffel flog jetzt mit Mosquito XVII. Seine letzten Erfolge meldete er auch auf diesem Muster: eine Ju 88 im April 1944 und eine V-1 im August desselben Jahres.

Zu diesem Zeitpunkt erhielt er auch den "Bar" (also eine zweite Verleihung) zu seinem DFC und wurde zur Fighter Interception Unit (FIU) der RAF versetzt. Hier flog er zunächst Tempest und Mustang III ging aber schon im September ins Hauptquartier der 2nd Tactical Air Force als acting Wing Commander. Im April 1945 wurde er zum 148. Wing als Wing Commander Flying versetzt. Im Juni übernahm er wieder "seine" Staffel (die 264.) bis zu deren Auflösung. Im September wurde er aus dem Dienst entlassen und widmete sich wieder dem Familienunternehmen, wo er bis zu seinem Ruhestand blieb.

Eric Gordon erzielte 9 Luftsiege zzgl. einer V-1. Sieben Abschüsse konnte er mit der Defiant verbuchen, wobei hier natürlich seine Bordschützen für den eigentlichen Abschuss verantwortlich zeichnen (siehe Aces High). Eric Barwell starb am 12. Dezember 2007. Einige interessante Anekdoten kann man im Nachruf des Telegraph finden.
(Quelle: Christopher Shores et. al. "Aces High")

Das Modell

Den Bausatz der Boulton Paul Defiant Mk.1 von Airfix habe ich sofort nach dessen Erscheinen angefangen zu bauen. Eigentlich ist die Defiant nicht gerade ganz oben auf der Liste meiner beliebtesten Flugzeuge, aber irgendwie interessant und auch der Bausatz machte einen ganz guten Eindruck – siehe First Look.

Zusätzlich verwendete ich auch das Detailset und die Masken von Eduard, sowie Browning .303 MG Rohre von Master. Die Abziehbilder stammen aus der Box und ich hatte noch den Satz von Xtradecals in Reserve, falls mal wieder was schief geht.

Da mir der Bau von Cockpits nicht sonderlich viel Spaß bereitet, beginne ich oft mit dem Flügel, was auch bei diesem Modell möglich war. Bei diesem Modell testete ich auch den neuen schnelltrocknenden Extra Thin Plastikkleber von Tamiya (hellgrüne Kappe). Der Klebstoff riecht stark nach Nagellackentferner, funktioniert aber sehr gut mit dem Material von Airfix. Am Flügel kommen auch zum ersten Mal die Fotoätzteile zum Einsatz. Die Auskleidung des Fahrwerkschachtes ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den glatten Plastikwänden des Bausatzes. Die Materialstärke der Fahrwerksklappen erschien mir deutlich zu stark, so dass ich diese heruntergeschliffen habe.

Irgendwann lässt es sich nicht mehr vermeiden und die Aufmerksamkeit muss sich dem Cockpit widmen. Zunächst habe ich das "Deck" hinter dem Pilotensitz in die rechte Rumpfhälfte geklebt. Nachdem dies durchgetrocknet war, konnten die beiden Streben aus der Turmöffnung herausgeschnitten werden. Trotzdem musste später noch etwas gefeilt und geschliffen werden, damit der Turm problemlos hineinpasst. Der Cockpitboden wurde mit einigen PE-Teilen beklebt und mit dem vorderen Brandschott verbunden. Diese Baugruppe habe ich in die linke Rumpfhälfte geklebt. Die Gitterrohrkonstruktion wurde von allen Elementen befreit, die durch Eduard-Ätzteile ersetzt oder aufgewertet werden sollten. Hier kam wieder die bewährte Hypercut Saw zum Einsatz. Die Rahmen wurden dann in die Rumpfhälften eingeklebt. (Der Spant mit dem Sitz ist vorerst nur eingeklickt und nicht verklebt!) Dann kam schon etwas Farbe ins Spiel und Details wurden ergänzt.

Nun began ich mit dem Turm. Dieser ist im Bausatz wirklich ansprechend gestaltet und sieht am Ende hinreichend komplex aus. Leider wird dann alles schwarz bemalt und man sieht nur noch wenig davon. Ich habe die Details für die Montage der Eduard Fotoätzteile entfernt. Wer sich allerdings eine gute Detailbemalung von Hand zutraut, sollte eher darauf zurückgreifen, denn die Bausatzteile sind deutlich dreidimensionaler als die Fotoätzteile dies darstellen könnten.

Langsam werkle ich mich durch die Bauanleitung um den Innenraum zu komplettieren. Auf den Bildern sind die kleinen Schritte dokumentiert… aber immerhin ging es vorwärts. Aber Achtung, beim Einbau des Instrumentenbrettes beging ich einen Fehler, die "Nut" muss höher und weiter zum Sitz auf die oberste "Feder" montiert werden. Die Bauanleitung ist hier leicht misszuverstehen und ich wurde leider etwas spät darauf hingewiesen (siehe unten). Nach anbringen weiterer Eduard-Teile konnte ich den Rumpf schließen. Die Passgenauigkeit war insgesamt gut, aber hier und dort musste etwas nachgeholfen werden.

Nun geht’s natürlich recht fix weiter. Der Flügel wurde an den Rumpf geklebt und mit verschiedenen Hilfsmitteln während der Trocknung in Position gehalten. Achtung: Teile des Flügels sind später durch den Rumpf zu sehen uns sollten auch Interior Green bemalt werden. Hinten nimmt allerdings der Turm jegliche Sicht. Die Passgenauigkeit ist nicht hundertprozentig, das kann aber auch in kleinen Baufehlern begründet sein. Bei der Anpassung habe ich vorn etwas viel weggeschliffen, daher musste die Lücke mit MagicSculp verschlossen werden. Hier und da wurden ein paar Unregelmäßigkeiten mit Spachtelmasse gefüllt. Zwischendurch habe ich noch den Turm komplettiert und bemalt. Einige Teile fehlen aber noch.

Normalerweise klebe ich jetzt die Kanzeln auf und fange nach dem Maskieren mit der Lackierung an. Diese Vorgehensweise funktioniert aber wegen des offenen Turms nicht ohne Anpassung, weil in den hinteren Kanzelteil sicher Farbnebel eindringen würde. Als habe ich die Kanzelteile vorne wie immer maskiert und aufgeklebt, die Schiebehaube mit Maskol. Den Teil vor dem Turm habe ich zusätzlich von Innen maskiert und statt des Turms eine Rolle aus Küchenpapier eingesetzt.

Dann kam erst mal eine Lage Interior green, da ich die Kanzeln nicht von innen lackiere. Anschließen die erste Tarnfarbe Tamiya Sky. Auch für die weiteren Farben benutze ich das Farbsystem der Japanischen Firma Flat Earth und Dark Green 2. Das Braun erscheint mir etwas rötlich, aber insgesamt sieht‘s gut aus und die Lifecolor Farben (dieser Farbton geht mehr in Richtung Umbra) sind in der Kombination mit Tamiya etwas anstrengend. Das Tarnschema ist frei Hand nach der Anleitung lackiert. Außerdem habe ich Fotos aus dem Osprey AoA 105 zur Defiant zu Rate gezogen. Das hat diesmal wirklich gut funktioniert auch wenn die Tarnung am Original eher scharfkantig ist. Für die Nächste habe ich Masken von Miracle Masks…

Nach einer Schicht Klear als Basis begann ich mit dem Auftragen der Decals. Diese zeigten ein unerwartetes Verhalten, so dass ich meine übliche Methode des Aufbringens mittels Klear als Decalmedium nicht anwenden konnte. Die Abziehbilder waren eine Zeit lang recht steif und anpassungsunwillig und plötzlich schmolzen sie dahin. Einen der Finflashes habe ich so versaut und musste ihn mühsam ersetzen (Xtradecal). Ich wich dann für die größeren Decals auf Daco aus. Die Fahrwerkschächte wurden nach dem Trocknen der Hauptmarkierungen silbern lackiert und anschließend die überschaubare Anzahl an Wartungshinweisen angebracht. Abschließend würde alles mit Klear versiegelt.

Die Fahrwerksbeine sollen laut Bauanleitung schwarz gestrichen werden. Auch bei einem Walkaround eines Nachjägers, den ich online gefunden habe, sind diese schwarz. Ich finde dies allerdings seltsam für einen Tagjäger und habe mich nach längerer Überlegung und durchsuchen des Osprey Heftes für eine metallene Farbgebung entschieden. Das mag falsch sein, gefällt mir aber besser.

Auf den getrockneten Glanzlack folgt das Washing. Das ist eher "old school", aber eine Technik, mit der ich gut klarkomme und deren Effekt mir gefällt. Panel highlighting, zenithal painting oder colour modulation finde ich an Flug- und Fahrzeugen oft übertrieben und nur selten erscheint mir das Ergebnis nachahmenswert. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Techniken so oder so einen erheblicher Zeitaufwand darstellen. Mir geht’s eher darum, die größeren Flächen mit etwas Struktur zu versehen, an der sich das Auge festhalten kann.

Wie immer benutzte ich die Wasserfarben Umbra und Schwarz auf dem Modell grob ineinander gemischt. Dem Wasser wurde minimal Spülmittel beigesetzt, um die Oberflächenspannung zu brechen. Nach dem Trocknen lässt sich der Überschuss mit einem evtl. leicht angefeuchteten Tuch gut entfernen. Wenn die Farbe dabei aus einigen Gravuren stärker herausgewischt wir als aus anderen ist dies ein willkommener Nebeneffekt. Gerade die Gleichförmigkeit will ich ja stören.

Anschließend montierte ich das Fahrwerk und ergänzte weitere Fotoätzteile. Die Abstreifer an den Hauptfahrwerken zeigt Eduard falsch herum in der Bauanleitung. Diese wurden daher noch heruntergebogen, auch wenn man nach der Anbringung der Fahrwerksklappen davon nur noch wenig sieht.

Jetzt wurde ich auf meinen Fehler mit dem Instrumentenbrett hingewiesen … wirklich eine dumme Sache, weil zu diesem Zeitpunkt schwer zu reparieren. Nach einiger Überlegung störte es mich jedoch so sehr, dass ich einen Versuch der Korrektur unternahm. Zunächst wurde der Windschutz mitsamt eines Teils des Rumpfes abgetrennt. Hier half mir wieder einmal die Hyper Cut Saw mit einer Schnittbreite von nur 0,1mm. Somit war die Wiederanbringung kein Problem. Der Kabinenausschnitt wurde nun noch etwas mit dem Skalpell versäubert.

Jetzt war allerdings Mut gefordert, denn das Instrumentenbrett musste herausgelöst werden. Ich habe dazu eine Flachzange verwandt, mit dieser das Instrumentenbrett vorsichtig gedreht und nach dem losbrechen herausgehoben. Entgegen aller schlimmen Erwartungen hat dies gut geklappt und das Fotoätzteil sowie alle Plastikteile waren nur minimal beschädigt. Um das Trägerbrett an der korrekten Stelle einzubauen waren einige Arbeiten mit dem Skalpell und dem Motortool erforderlich, doch aus dies verlief ohne Probleme und nach einer Bemalung der weißen Stellen des Rumpfes mit Innenraumfarbe konnte es wieder eingesetzt und mit Klebstoff fixiert werden. Auch der Windschutz ließ sich einfach wieder anbringen.

Im Osprey Aircraft of the Aces 105 gibt es ein Bild der von mir nachempfundenen Maschine. Hier ist ein älteres Austauschpanel an der linken Motorseite erkennbar. Dies habe ich versucht am Modell mit verschiedenen Metall und Grautönen sowie washes darzustellen. Der Spinner ist etwa zur hälfte in einer hellen - vermutlich weißen - Farbe bemalt. Die Trennlinie befindet sich etwas oberhalb der Propellerblätter und war nicht ganz einfach zu treffen. Etwas Nacharbeit wird hier noch nötig sein.

Nun muss eigentlich nur noch der Turm komplettiert werden. Leider fehlte mir zu diesem Zeitpunkt noch immer das Mushroom Heft zur Defiant, so dass ich die Position und Farbe des hochklappbaren Armbretts aus dem Eduardsatz nicht eindeutig identifizieren konnte. Glücklicherweise enthält das Heft einige aussagekräftige Fotos so dass der Bau weitergehen konnte. Die MG-Rohre von Master habe ich mit der Brünierungsflüssigkeit (für Messing) von Uschi von der Rosten geschwärzt und anschließend angebaut. Diese machen wirklich einen Riesenunterschied aus und sollten vor allen anderen Zubehörteilen in Erwägung gezogen werden!

Die Verglasung wurde mit dem Eduard Maskensatz abgeklebt und schwarz lackiert. Ich entschied mich für die geöffnete Variante mit zur Seite geschwenktem Turm. Leider sieht man vom mehrheitlich schwarzen Interieur trotzdem nicht viel. Beim Zusammenbau hatte ich dann noch einen kleinen Klebstoffunfall, aber dieser ist bei eingebautem Turm hoffentlich nicht zusehen.

Eigentlich möchte man so etwas an keinem Projekt machen müssen, aber ehrlich gesagt hat mir diese Operation Spaß gemacht.

Die Auspuffstutzen habe ich durch Eduard Brassin Teile für die Spitfire Mk. I ersetzt. Weiterhin habe ich die Plexiglasabdeckungen der Landescheinwerfer verklebt. Leider hab ich meinen Detailsatz von Griffon für britische Landescheinwerfer nicht gefunden (gibt’s inzwischen auch von Brengun), weshalb meine also direkt aus dem Kasten sind. Nun folgen noch einige Kleinteile und die Fahrwerksklappen, bevor es an den Mattlack geht.

Diesmal kam wieder Tamiyas XF86 Klarlack zum Einsatz, neben Gunzes H20 mein bevorzugtes Produkt für diesen Zweck. Nach dem Studium der Fotos im AoA und Mushroom habe ich das für die Defiant typische Abgasmuster aufgesprüht. Erstaunlicher Weise sind beide Seiten fast identisch. Nun musste der Turm ins Flugzeug eingesetzt werden. Hier war noch mal etwas Arbeit erforderlich, wahrscheinlich, weil ich beim Zusammenbau etwas ungenau war. Das war aber trotzdem schnell erledigt.

Auch jetzt mussten noch einige Details angebracht werden: Ruderanlenkung, Rückspiegel, zwei PE-Teile rechts und links im Cockpit (keine Ahnung wofür die gut sind) und ein Griff an der Schiebehaube. Die Positionslichter wurden angebohrt und erhielten eine klar roten bzw. klar grüne "Lampe" und schließlich kam noch das Pitot ans Modell.

Fazit: Airfix ist hier ein weiterer wunderbarer Bausatz gelungen. Die Details sind zahlreich und meistens gut gemacht. Trotz mehrerer Unterbrechungen hat der Bau viel Spaß bereitet und obwohl das Vorbild alles andere als erfolgreich war, befindet sich ein zweiter Bausatz in meinem Lager…

Steffen Arndt, Barsinghausen (August 2016)