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Erich Groth

Messerschmitt Bf 110C

Modell: Eduard
Decals: Bausatz
Literaturhinweise:
Obermaier, Ernst: Ritterkreuzträger der Luftwaffe: Bd.1 Jagdflieger
Vasco, John/ Estanislau, Fernando: Messerschmitt Bf 110C, D, E: An Illustrated Study
Der Pilot

Erich Groth wurde am 4. Januar 1907 in Wesermünde geboren. Über seine Jugend und den frühen militärischen Werdegang ist mir leider nichts bekannt. Während des Polenfeldzugs führte er die 2. Staffel des Zerstörergeschwaders 2. Am ersten januar 1940 wurde er als Gruppenkommandeur mit der Führung der zweiten Gruppe des ZG 76 betraut. Im Westfeldzug und gegen England machte sich diese Einheit als "Haifisch-Gruppe" einen Namen. Nach zwölf Luftsiegen wurde ihm am ersten Oktober 1940 als Hauptmann das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen. Am 12.08.1941 stürzte er auf dem Flug nach Nordnorwegen zur Übernahme des ZG 76 als Kommodore bei schlechtem Wetter nördlich von Bergen tödlich ab. Mit ihm fiel sein Bordschütze Obefeldwebel Muche in der Messerschmitt Bf 110E-1 Wnr.3863 ("M8+TC"). Insgesamt erzielte Erich Groth 13 Luftsiege. (Quelle Obermaier s.o.)

Das Modell:

Eduard ist einer der rührigsten Hersteller von Flugzeugmodellen im Maßstab 1/48. Dabei beeindruckt nicht nur die Themenvielfalt, sondern auch der Detailreichtum der Modellbausätze. Die Beigabe von Ätzteilen und Masken sorgen für eine sehr solide Grundausstattung der Modelle. Natürlich lässt sich Eduard noch ausreichend Spielraum, um auch die separat erscheinenden Ätzteilsätze noch an den Mann bzw. die Frau bringen zu können. So beeindruckend die Bausätze auch sind, sie haben eine nicht unerhebliche Komplexität und sind zum Teil auch "over-engineered" - also wesentlich komplizierter aufgebaut, als es notwendig wäre.

Dies gilt insbesondere auch für die Messerschmitt 110 Bausatzreihe. Anfänger sollten also zunächst mit einfachen Bausätzen anderer Hersteller etwas Erfahrung sammeln. Obwohl der Bausatz so detailliert ist, sind doch einige Details nicht so gut dargestellt. Mein Hauptärgernis waren die eingefahren dargestellten Vorflügel. Diese sind am Boden meistens ausgefahren, da sie federbetrieben sind und im Flug durch die Luftströmung "reingedrückt" werden. Auch Höhenruder und Seitenleitwerk sind in Neutralstellung, was insgesamt doch etwas langweilig wirkt.



Also bestand meine erste Tätigkeit darin, die Vorflügel und das Höhenleitwerk auszusägen. Ich habe in den Oberflügeln die dünne Haut im Bereich der Motorgondel herausgeschnitten, da ich die von innen durchzusteckenden Fahrwerksteile erst später anbauen wollte, um ein frühzeitiges Abbrechen zu vermeiden. Dann habe ich die Flügel komplettiert. Nicht die kleinen Druckbehälter und die notwendigen Löcher vergessen. Da meine Flügel durch die fehlenden Vorflügel etwas instabil waren, habe ich einige passend geschliffene Gussäste eingeklebt. Später habe ich dann noch die Vorflügel-Bereiche mit Magic Sculp verfüllt.



Dann ging es mit dem Cockpit los ... eigentlich liefen die Bauschritte parallel, aber dies ist schwer in Schriftform darzustellen. Ich bin hier nach Bauanleitung vorgegangen. Der Pilotenarbeitsplatz geht recht zügig von statten. Hier hätten ruhig ein paar mehr der separat erhältlichen Ätzteile bereits in der Box sein können. Der Zusammenbau des Waffenabteils ist schon kniffliger, insbesondere, da alles nachher auch zwischen die Rumpfhälften passen soll. Bei den Funkgeräten finde ich es schön, dass diese einzeln bemalt und dann auf das eingefärbte Schott geklebt werden können.

Die Vergurtung der beiden Arbeitsplätze für den zweiten Mann im Cockpit ist mir ziemlich schleierhaft. Die jeweiligen Beckengurte konnte ich nicht verifizieren. John Vasco spricht von einem einzelnen Gurt, der von einer Cockpit-Seitenwand zur anderen gespannt ist und in dem der Bordfunker/-schütze dann auf dem jeweiligen Gestühl "hängt" (funken, Munitionstrommeln wechseln, MG bedienen usw.). Nichtsdestotrotz habe ich, mangels eines eindeutigen photographischen Beleges, die Eduard-Variante verbaut. Den Klappsitz habe ich dabei heruntergeklappt eingebaut.

Letzte - sehr nervige - Aktion ist die Montage der MG-Munitionstrommeln. Insgesamt über 30 Teile bilden diese später fast nicht sichtbare Geduldsprobe. Ich habe mich entschieden, die Ätzteil-Trageriemen wegzulassen und für die weiteren Bf110 auf jeden Fall die Quickboost-Ersatzteile zu nehmen.

Dann habe ich den Rumpf zusammen geklebt. Es ist auf genaue Ausrichtung zu achten und ein oder zwei "Klammern" (insbesondere im Cockpitbereich) können auch nicht schaden! Die beiden Waffenpaneele unter dem Rumpf habe ich bereits zu einem frühen Zeitpunkt eingeklebt, dabei habe ich die Rumpfhälften provisorisch fixiert, um einen sauberen Abschluss zu erreichen.

In der Bugspitze ist der Einbau der MG-Bewaffnung vorgesehen. Diese wollte ich jedoch geschlossen bauen und habe daher auch nur das Allernötigste eingeklebt. Die Passgenauigkeit von Rumpf und Bugspitze ist leider nur mittelmäßig. Hier sollte man etwas Zeit für die Anpassung investieren, um Spachteln und Schleifen auf ein Minimum zu beschränken.

Wie man meinen Ausführungen bisher entnehmen kann, halte ich mich nur selten sklavisch an die Bauanleitung. Ich möchte darauf hinweisen, dass dies leicht zu Fehlern oder vergessenen Teilen führen kann! Es sollte also jeder nach seinem Gusto verfahren und auch den Verstand nie ganz ausschalten...

Weiter am Modell. Ich habe jetzt Flügel und Höhenleitwerk angebaut. Der Flügel passt nicht ganz in die vorgesehene Öffnung. Ich habe diese etwas vergrößert und die Kanten des Zapfens am Flügel mit der Feile gebrochen. Achtung, der Sitz sollte trotzdem noch stramm sein! Beim Übergang vom Rumpf zum Flügel ergibt sich ein seltsamer "Kippel"-Spalt. Ich habe die Klebefläche am Rumpf mit dem Fräser bearbeitet, bis eine leichte Hohlkehle entstand und der Flügel gut am Rumpf anlag. Da die Klebefläche nun nicht mehr optimal war, habe ich zunächst mit Uhu Acrylit verklebt. Bei der Handhabung des Modells ist die Naht durch mechanische Belastung leider teilweise wieder aufgegangen und ich habe den Schaden mit Sekundenkleber behoben. Das Leitwerk passt sehr gut.

Auf zur letzten konstruktiven Herausforderung, den Motorengondeln. Hier ist mehrmaliges trocken anpassen und schleifen sehr zu empfehlen! Man wird trotzdem um einen Spalt nicht herumkommen, deshalb habe ich diese ebenfalls mit Acrylit verklebt und nach dem Trocknen verschliffen und poliert. Das vorher weggelassene Teil für die Fahrwerke habe ich natürlich zuvor montiert. Alles in allem ging die Gondelmontage jedoch recht einfach von statten. Die Montage der Fahrwerksteile ist eine fragile Angelegenheit, ich frage mich wie Eduard sich das gedacht hat ... andererseits kann das natürlich auch mein Fehler im Bauprozess gewesen sein. Um überhaupt eine vernünftige Stabilität hinein zu bekommen, griff ich auf Gel-förmigen Sekundenkleber zurück ... nicht gerade mein Lieblingsklebstoff.

Nun habe ich noch einige Teile wie Vorflügel und Antennen (Ringantenne und Gartenzaun) angebracht, die Fahrwerksklappen, Propeller, Ausgleichsgewichte, Pitotrohr und Stabantenne aber noch nicht (Bruchgefahr). Dann die Kanzel drauf (Gators Grip) und abgeklebt. Ich hätte mich gefreut, wenn die Pilotenkanzel auch geschlossen beigelegen hätte, diese Einzelteile passten nicht so gut zusammen und ich habe wie man sieht kein optimales Ergebnis erzielt.

Ich verwendete Gunze-Farben, da diese hier recht gut erhältlich sind. Die Unterseite habe ich RLM 65 gespritzt, dann wurden die Höhenleitwerke und der Rumpf unterseitig abgeklebt und anschließend gab es eine Schicht RLM 71. Dann ging es ans Abkleben der Tarnung (nach Bauanleitung) ... eine recht langwierige Geschichte. RLM 70 bildet dann den Abschluss.

Da die Farben seidenmatt glänzend auftrocknen, verzichtete ich auf eine Schicht Klarlack und brachte die Decals direkt auf die Gunze-Farben auf. Nachdem alles einige Tage durchgetrocknet war, spritzte ich eine Schicht glänzenden Klarlack. Nach einem weiteren Tag Trockenzeit trug ich mehrere Ölfarbwashings auf (verdünnt mit MIG "Thinner for Washes"). Ich verwandte Umbra gebrannt, schwarz und grau - einzeln und gemischt, je nach Untergrund. Leider schluckt der Mattlack einiges von dem Effekt, insbesondere auf dem RLM 70. Nach einigen weiteren Tagen Trockenzeit habe ich die letzten Teile angebaut ? vorher natürlich entsprechend gespritzt: Fahrwerksklappen innen RLM 02/ außen 65, die Propeller 70 mit alu-farbenen Fassungen, die Spinner malte ich schwarz mit grünem Ring. Schließlich bekam das Modell einen Überzug mit Gunze matt klar. Nun habe ich noch die Frontpanzerscheibe ergänzt (mit "Johnson's Klear" verklebt) und den Landescheinwerfer.

Ich habe etwas Angst, das Modell auf der Ziellinie zu versauen, deshalb habe ich die Antenne (Kanzelmast zum Leitwerk) erst einmal weggelassen. Auch die Hauptfahrwerksräder sind nur provisorisch angebracht, da ich hoffe, noch korrekte Ersatzräder zu bekommen. Eduard hat Einheitsräder produziert, die weder für die Bf 110C noch für die späteren Varianten korrekt sind. Für die späten Varianten gibt es bereits Ersatz (z.B. von AeroCast).

Fazit: Auch wenn sich mein Bericht wie das Aufzählen von Fehlern lesen mag, das Modell ist sehr gut und macht auch ohne Änderungen einen guten Eindruck in der Vitrine. Die kleinen Unkorrektheiten sind zwar ärgerlich, aber DAS perfekte Modell gibt es eben nicht. Dass Eduard noch nicht das Konstruktionsniveau von Tamiya erreicht hat, sei angesichts des oben schon erwähnten Innovationsverhaltens gepaart mit interessanter Vorbildwahl verziehen. Ich habe noch 3 weitere Modelle auf Halde und die Bf 110C wird sicherlich nicht die letzte Inkarnation sein (die Royal Class enthält ja bereits Teile für die Bf 110D).

Steffen Arndt, Ettlingen (Mai 2008)