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Grumman F8F-1 Bearcat

Academy - 1/48

Vorbild: Als trägergestütztes Jagdflugzeug stellte die Bearcat einen Höhepunkt in der Entwicklung kolbenmotorgetriebener Jagdflugzeuge dar. Ausgerüstet mit einem Pratt & Whitney R 2800 Double Wasp, war Sie aufgrund ihrer kompakten Bauweise nochmals 10% schneller als Ihr Vorgänger, die Hellcat. Obwohl der Erstflug bereits am 21.August 1944 stattfand, kam auch dieses Muster für den Einsatz im 2.Weltkrieg zu spät. Die einsatzbereiten Maschinen flogen keine Kampfeinsätze mehr. Doch Grumman produzierte weiter und belieferte die US-Navy nach reduzierter Bestellung mit einer Stückzahl von 770 Maschinen. Zusätzliche Bestellungen der F8F-1B und der F8F-2 folgten bis zum Produktionssende im Mai 1949. Ebenso zum Einsatz kamen Nachtjäger-Versionen sowie Fotoaufklärer. Nachdem die Bearcat im Koreakrieg dann doch noch "Pulverdampf" riechen durfte, wurde sie bis zum Ende des Jahres 1952 ausser Dienst gestellt. Darüber hinaus erlangte dieses Muster auch einen gewissen Bekanntsheitsgrad aufgrund des Einsatzes im Indochina-Krieg durch die französische Luftwaffe. Weitere Nutzer der ehemaligen US-Navy Maschinen waren Thailand und Süd-Vietnam.

Zum Modell: Hier handelt es sich um eine Wiederauflage des Hobbycraft-Bausatzes. Anders als früher, kann man hier aber sowohl die F8F-1 als auch die F8F-2 Variante aus dem Kasten bauen. Die Passgenauigkeit ist gut, die Gravuren sauber versenkt. Die Detailfülle könnte hier und da etwas besser sein. Hier verrät der Bausatz sein Alter. So fällt das Cockpit etwas spartanisch aus. Grösster Schwachpunkt ist die Triebwerksverkleidung, da Durchmesser und Wölbung nicht ganz korrekt wiedergegeben wurden. Wer sich daran stört, findet bei Cutting Edge das passende Ersatzstück. Mir fielen aber vielmehr die unterdimensionierten Reifen auf. Ich ersetzte sie deshalb durch Resinteile der Firma True Details.

Weitere Verbesserungen folgten:

  1. Die Landeklappen, die Höhenruder sowie die Motor-Kühlklappen werden aufgesägt und angewinkelt, bzw. geöffnet wieder angebaut. Bei den Landeklappen muss man vorher ein halbrundes Profil an die Vorderkante kleben. Andernfalls schaut man nach dem Einbau in klaffende Hohlräume!
  2. Die Fahrwerksschächte werden mit zahlreichen dünneren und dickeren Kabeln versehen, die für die Bearcat so charakteristisch sind.
  3. Die hintere Häfte des Doppelstern-Motors wird von der Platte, auf die er gegossen wurde, befreit und sorgsam herausgearbeitet. Das ganze Triebwerk wird danach verkabelt.
  4. Der Pilotensitz wird mit Sitzgurten aufgewertet.

Der stärkste Verbündete in Sachen Aufwertung wird aber die Lackierung sein!

Das Modell wird mit Gunze Metallic Chrome Silver grundiert. Die Farbe lässt sich hauchdünn auftragen, trocknet in wenigen Minuten und ist sehr strapazierfähig. Danach kommt eine satte Schicht glänzender Klarlack über das Modell, ebenfalls von Gunze. Erst jetzt kommt mit dem hauchdünn aufgetragenen Glossy Sea Blue (wieder Gunze) der eigentliche Anstrich. Etwas mit Weiss aufgehellt, wird er ein paar Minuten später an manchen Stellen gleich noch einmal aufgetragen. Diese Bereiche stellen den von der Sonne bereits deutlich ausgeblichenen Lack dar.

Der Grund für diese Reihenfolge: Der blaue Grundton wird mit einem kleinen Metallspatel hier und da wieder sorgsam abgetragen, sodass die silberne Grundierung wieder zum Vorschein kommt. Der "dazwischen" liegende Klarlack soll dabei das darunter befindliche Silber schützen, welches hier "Natur-Metall" darstellt. So erzielt man Abnutzungs-Effekte, die dem des Originals am Nächsten kommen.

Da bereits getrocknete Gunze-Farben sich gegenseitig wieder anfeuchten, ist es ratsam zwischen Lackieren und "Scratchen" eine Pause von cirka 4 Wochen einzulegen. Erst dann sind die Farben untereinander gut durchgetrocknet.

Auch dieses Modell wurde wieder großzügig mit Künstler-Ölfarbe eingepinselt. Beim Wegwischen bleiben die Reste nicht nur in den Gravuren, sondern auch an den Kanten der vom Lack befreiten Stellen hängen. Das Silber wird dadurch auch etwas abgedunkelt und es entsteht ein zusätzlicher, sehr schöner Effekt. Mit einer Mattlack-Versiegelung werden die Lackierarbeiten beendet.

Bei sämtlichen Alterungsmethoden darf man durchaus etwas intensiver vorgehen. Die französichen Bearcat´s waren, wie durch Fotos und Wochenschauen belegt, mitunter sehr verschlissen.

Leider waren die Kokarden auf dem Decalbogen verdruckt. Ich entschied mich deshalb für Abziehbilder von Berna-Decals. Die Qualität ist sehr gut und die Kokarden sind zweiteilig aufgebaut. Sie stellen eine Maschine der GC II/8 "Languedoc" aus den Jahren 1952-53 dar.

Fazit: Ein Bausatz für Anfänger und Erfahrene gleichermaßen, da er sich leicht bauen lässt, aber auch mit seinem Verbesserungspotenzial Anreize schafft. Doch die Zeiten ändern sich!

Und so, wie wir uns seinerzeit über diesen Bausatz als Nachfolger für den veralteten Testors-Kit gefreut haben, so freuen wir uns heute wiederum über seinen würdigen Nachfolger. Die jetzt ebenfalls erhältliche Version von HobbyBoss löst ihn nun als besten Bearcat-Kit in 1:48 ab.

Marco Doehring, Stuttgart (September 2015)