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Eurocopter EC-135

Revell - Maßstab 1/72

Der EC 135 ist ein leichter zweimotoriger Mehrzweckhubschrauber. Er wurde vom Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB)-Konzern entwickelt, der später in Eurocopter Deutschland aufging. Sein Einsatzgebiet liegt hauptsächlich in der Luftrettung und als Polizeihubschrauber oder bei vergleichbaren paramilitärischen Aufgaben. Er wird zunehmend auch zur Ausbildung und Schulung von Piloten verwendet, beispielsweise in der Bundeswehr oder den japanischen Luftselbstverteidigungsstreitkräften.

Er ist auch unter der Bezeichnung EC 635 als militärische Ausführung erhältlich; ein bisher von der Schweiz, Jordanien und der Luftwaffe des Irak georderter leichter Kampf-, Transport- Beobachtungs- und Schulungshubschrauber.

Entwicklungsgeschichtlich stammt der EC 135 von dem Bo-105 und dem Messerschmitt-Bölkow-Blohm /Kawasaki BK 117 ab. Daraus wurde der Bo 108 weiterentwickelt. Hier kamen hauptsächlich die Fly-by-wire-Steuerung und ein neuer, gelenk- und lagerloser Hauptrotor hinzu, der die störenden und materialermüdenden Vibrationen auf ein Minimum reduziert, dabei agil reagiert und verhältnismäßig leise ist. Die Gelenke konnten durch verwindungsfähige GFK-Blätter eingespart werden. Bemerkenswert ist außerdem, dass die Zelle des Hubschraubers EC 135 zum größten Teil aus CFK gefertigt ist.

MBB brachte den Bo-108-Prototypen in das 1992 gegründete Unternehmen Eurocopter mit ein. Inzwischen sah man für einen auf dem Bo 108 basierenden Helikopter gute Marktchancen, so dass die alten Konstruktionspläne wieder aus den Schubladen geholt wurden. Der französische Teil von Eurocopter (ehem. Aérospatiale) steuerte den neuen Fenestron- Heckrotor bei, dernochmals eine deutliche Geräuschreduzierung und einen Sicherheitsgewinn versprach, da freistehende, rotierende Teile entfielen.

Am 15. Februar 1994 hob der mit dem neuen Heckrotor ausgerüstete BO 108-A1 als erster Hubschrauber der neuen Bauserie EC 135 in Ottobrunn zu ihrem Erstflug ab. 1996 lief dann die Serienproduktion an. Der Helikopter ist mit 86 dB nur geringfügig lauter als der EC 130.

In Deutschland hat der Eurocopter EC 135 in der Luftrettung den BO 105, BK 117 und andere Hubschraubertypen fast gänzlich ersetzt, da die Flotte der ADAC-Luftrettung zum Großteil aus EC 135 besteht. In Österreich wird durch den Christophorus Flugrettungsverein ausschließlich dieses Modell eingesetzt. Die polnische Luftrettung Lotnicze Pogotowie Ratunkowe (LPR) setzt seit 2009 den EC 135 ein; hier werden 17 Luftrettungsstützpunkte des Gesundheitsministeriums mit 23 Hubschraubern ausgestattet.[1]

Der Hubschrauber wird im zivilen und militärischen Bereich eingesetzt. Als Ausbildungshubschrauber der deutschen Bundeswehr eignet sich der EC 135jedoch nur bedingt, da er bereits erhöhte Ansprüche an den Piloten stellt. Die Bundeswehr beschaffte trotzdem zur Erstausbildung in der Heeresfliegerwaffenschule Bückeburg eine spezielle „hochbeinige“ Version des EC 135 T1. Die vorrangige Absicht bei der Beschaffung war es, die Piloten auf einem Hubschraubertyp zu schulen, der wegen seines Cockpits geeignet ist, den späteren Umstieg auf die mit ähnlichen Cockpits ausgerüsteten Muster Eurocopter Tiger und NH90, aber auch der CH-53G zu erleichtern.

Die Varianten EC 135 T2, EC 135 P1, EC 135 T1, EC 135 P2 und EC 135 T2 unterscheiden sich vor allem durch ein anderes Triebwerk und dadurch resultierende andere Leistungsparameter.

Technische Daten (EC 135P1)
Länge über alles:12,19 m (bei lfd. Rotor)
Höhe über alles:3.51 m
Rotordurchmesser:10,20 m
Höchstgeschwindigkeit:259 km/h
Reisegeschwindigkeit:230 km/h
Flughöhe max.:6095 m Meter bei 2.720 kg
Standardreichweite:ca. 635 km
Abfluggewicht max.:2910 kg
Gesamtnutzlast max.:1455 kg
Triebwerke:2 x Pratt & Whitney PW 206B mit je 609 kW/816 WPS

Quelle: Wikipedia

Das Modell: Nachdem ich mit dem EC 145 von Revell recht enttäuscht war, wollte ich es noch mal mit dem EC 135 versuchen. Obwohl beide Hubschrauber auf den ersten Blick ähnlich sind, unterscheiden sie sich in fast jedem Teil.

Die nicht immer ganz sauber gepressten Teile liegen in mehreren silbernen und einem klaren Gußrahmen vor. Die Oberflächenqualität ist ausgezeichnet. Auf dem ersten Blick sieht der Bausatz sehr gut aus.

Ich habe mich zum Bau der EC 135 in der Bundespolizeivariante entschieden. Glücklicherweise war ich einige Tage zuvor auf dem Flugtag in Bautzen und konnte ausreichend Detailbilder von diesem Typ schießen.

Dabei ist mir aufgefallen, dass die Bestuhlung des Einsatzmodells etwas anders als das Modell ausfällt. Im hinteren Raum sind nur zwei Sitze in Flugrichtung. Sicher kann man das an dem Hubschrauber leicht umbauen, da die Sitze in Schienen eingehängt sind. Aber die von Revell gewählte VIP- Bestuhlung erscheint mir etwas ungewöhnlich, zumal ich im Internet ein Bild der D-HVBC gefunden habe, das genau der abgelichtetenEinsatzvariante entspricht. Deshalb habe ich aus der Vielzahl von Sitzen nur zwei in Flugrichtung eingebaut.

Der Rumpf und die Inneneinrichtung passen ausgezeichnet, nur die ausgewiesenen 10g Blei habe ich nicht unterbekommen. Aber meine ca.7g haben auch dicke ausgereicht, zumal ich etwas skeptisch bin, ob das dünne Fahrgestell mit der Last auf die Dauer zurechtkommt. Wir werden sehen.

Ein wesentlicher Schwachpunkt ist eben jenes Kufengestell. Es ist schlichtweg falsch ausgeführt. Die obere Schiene hat nicht das dünne, geschwungene Dreikantprofil des Bausatzes sondern ein gerades Vierkantprofil. Darüber ist auf beiden Seiten noch eine runde Geräteträgerschiene angebracht. Im Bausatz liegt zwar eine solche für die linke Seite als nicht benötigtes Teil bei, aber Revell hat sich dabei mit der Stützweite der Befestigungen verhauen. Sie ist etwas zu kurz geraten. An der Kufe selbst ist noch eine kleine Leitwerksfläche, wie sie von der BK-117 bekannt ist, vorhanden. Im Bausatz fehlt diese. Also musste ich das Fahrgestell aus den Bausatzteilen, Messingstäben und etwas Platiksheed neu aufbauen.

Auch der Heckrotor ist schlecht nachgebildet. Auf die rechte Seite gehört eigentlich eine Abdeckkappe, und an die linke Seite ein Rohr in dem die Steuerelemente verlaufen. Ob es sich dabei um ein Gestänge oder um elektrische Leitungen handelt, vermag ich nicht zu sagen. Es scheint, als ob Revell den Bausatz unfertig auf den Markt gebracht hat. Für die Kappe habe ich eine dünne Plastikplatte gelocht und auf der anderen Seite ein Stück Telefonkabel montiert.

Die Frontscheibe ist ein weiterer Kritikpunkt. Sie ist unsauber abgeformt und passt so gut wie gar nicht. Das Teil ist oben zu kurz und hat die falsche Krümmung. Außerdem ist das Material ist so dick, dass die Scheibe auf dem Armaturenbrett aufliegt und sich an den Seiten Spalten bilden. Ich musste das Klarsichtteil mit Gewalt an die Rumpfseiten biegen und mit Sekundenkleber fixieren. Danach waren in großem Umfang Spachtel- und Schleifarbeiten notwendig, wobei auch an der Scheibe Klarsichtmaterial abgetragen werden musste. Mit Nigrin Schleifpaste wurde die Frontscheibe nach den Schleifarbeiten wieder zum Klarsichtteil aufpoliert.

Das Bugradar liegt als separates, nicht benötigtes Teil im Bausatz bei. Ich habe es montiert und am nächsten Tag wieder abgebaut, weil es im Originalzustand schlecht sitzt. Grund dafür ist die zu große Materialdicke und eine falsche Krümmung an der Ansatzstelle. Mit einem Fräser konnte ich zumindest an der Materialdicke etwas ändern. Nun sitzt die Nase zwar nicht gut, aber etwas besser.

Im Kit liegt eine beachtliche Zahl von Kleinteilen bei, die alle nicht benötigt werden. Sie nützten mir aber auch nichts, weil sie zu irgendwelchen anderen Ausführungen des EC 135 gehören. Wirklich wichtige Teile, wie die Bügel an der Rumpfoberseite, welche jeder EC 135 hat, fehlen jedoch. Ich kann nicht verstehen, warum Revell jede Menge Plastik ausliefert, es jedoch an notwendigen Teilen fehlen lässt. Ich musste fast alle Antennen, Bügel und Stutzen in Eigenleistung herstellen.

Zur Lackierung habe ich Blau von Tamya verwendet. Dieser Farbton passte zwar mit dem Werbeprospekt der Bundespolizei recht gut zusammen, erscheint mir aber im Nachhinein etwas zu dunkel. Dadurch ist die schwarze Kennung am Heckausleger kaum zu erkennen.

Die Abziehbilder sind ein weiterer Kritikpunkt. Sie lassen sich zwar gut verarbeiten, aber wer der Anleitung folgt, erhält zuviel des Guten. Der EC 135 der Bundespolizei hat nur ganz wenige Wartungshinweise, und die richtigen fehlen auch noch auf dem Bogen.

Nach Bemalung der Details habe ich den Hubschrauber in die Vitrine neben den EC 145 gestellt und einen Schreck bekommen. Auch wenn die Verwandtschaft mit dem deutlich größeren Nachfolger erkennbar ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass der Rotor sich in die andere Richtung drehen soll. Vergleiche mit Bauanleitung und den selbst geschossenen Bildern zeigen, dass Revell hier ein kapitaler Fehler unterlaufen ist. Die Rotorblätter sind falsch herum gefertigt. Sie lassen sich auch nur in einer Stellung einbauen, da sie erstens Passstifte haben, und zweitens etwas durchhängend gestaltet wurden. Der Fehler liegt eindeutig bei Revell und lässt sich nur schwer ausbessern.

Die Entscheidung für eine Korrektur fiel 2 Tage später. Das Modell sah in der Vitrine doch zu merkwürdig aus – vielleicht auch nur, weil ich den Fehler kenne. Ich habe mir im Vorfeld schon einige Ersatzteile für meine Grabbelkiste zugelegt (PMC Sachsen-Anhalt sei Dank). Dabei war auch ein zweiter Satz Rotorblätter. Der erste Versuch zur Korrektur durch Erwärmung im heißen Wasser und Biegung schlug fehl, da die Blätter einen Knick besitzen der gerade mit einer Blattverdickung einhergeht. Die Rotorblätter verformten sich entweder an einer falschen Stelle oder wurden so weich, dass sie sich total deformierten. Leider waren dadurch meine Ersatzteile im Eimer.

Im zweiten Anlauf habe ich den gebauten Rotor auseinandergenommen und an der Knickstelle der Rotorblätter oben (neue Unterseite) eine Kerbe eingefeilt. Die Blätter wurden danach neu abgeknickt und die Kerbe mit Sekundenkleber aufgefüllt. Anschließend wurden sie verspachtelt und verschliffen. Im Nächsten Schritt mussten auch die Ansätze an den Rotorkopf anders herum abgeschrägt werden, da die Blätter sonst nach oben geragt hätten. Die Ansätze der Steuermechanik liegen nach dem Umdrehen der Blätter oben und müssen verschliffen werden. Im gleichen Maße ist das Gestänge zu verlängern. Ich habe es aus den Bausatzteilen und Messingröhrchen neu aufgebaut und gleich eine weitere Schwachstelle beseitigt. Der Rotor wird nämlich nur durch eine Bohrung im Motorblock geführt. Dadurch kippt er schnell nach allen möglichen Seiten. Beim Umbau des Rotorkopfes habe ich gleich anstelle des originalen Schaftes ein Messingröhrchen eingesetzt und im Motorblock eine passende Hülse platziert.

Danach musste der Rotor nachlackiert, mit Abziehbildern und der Kappe versehen werden. Das Ergebnis sieht bedeutend besser aus.

Fazit: Revell hat hier gezeigt, wie man einen Bausatz nicht herausbringen sollte. Ein Anfänger wäre an der Frontscheibe verzweifelt. Der fortgeschrittene Modellbauer hat dagegen unverhältnismäßig viel Aufwand, um ein stimmiges Modell zu fertigen. Da kann man die Lust am Hobby verlieren.

Zum Schluss noch ein Kritikpunkt an die Abteilung X von Revell. In den letzten Jahren, bevor ich Valejo Basis entdeckt habe, musste ich mir manchmal Abziehbilder nachbestellen, weil sie einfach nicht auf dem Modell gehalten haben und teilweise beim Versiegeln davongeflogen sind. Bisher hat das immer gut und schnell geklappt. Diesmal fehlte in meinem Bausatz eine kleine Bugscheibe, also habe ich wieder reklamiert. Bisher ist kein Ersatzteil eingetroffen. Dieser Service hat leider stark nachgelassen.

Karsten Rummer, Zittau (September 2010)