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Fiat G-91 R3

Kampfflugzeug mit Tigerfell

Revell - Maßstab 1/72

Original:

Der Entwurf basierte auf einer NATO-Ausschreibung vom Dezember 1953. Es war ein leichtes, wartungsfreundliches Jagd- und taktisches Unterstützungsflugzeug, welches auch von unbefestigten Feldflugplätzen aus operieren konnte gefordert. Fiat griff auf seine Erfahrungen im Lizenzbau der F-86 “Sabre” zurück, konstruierte jedoch eine völlig neue und kleinere Maschine.

Der Erstflug des Prototyps fand am 9. August 1956 statt, alle weiteren Tests, die 1957 in Frankreich durchgeführt wurden, bestand das Flugzeug problemlos. Nach einem Vergleichsfliegen 1958 wurde die nun G-91 genannte Maschine (das "G" steht für Gianelli, dem damaligen Chefkonstrukteur Fiats) zum Sieger erklärt. Das geplante Standardflugzeug für die NATO wurde sie sie – wohl aus politischen Gründen – jedoch nie. Nur Italien und die BRD stellten die Maschine in Dienst.

Die Zelle war in Halbschalenbauweise aus Aluminium gefertigt. Die Flügel, mit maximal vier Unterflügelstationen, waren in der Mitte geteilt und beidseits am Rumpf angeschraubt. Das Heck konnte zu Montage- und Wartungsarbeiten in Höhe der Turbinenstufe des Triebwerkes mit vier Schrauben schnell vom Rumpf abgetrennt und nach hinten abgezogen werden.

Alle Ruder wurden ohne zusätzliche Kraftunterstützung direkt vom Steuerknüppel bzw. durch Pedale über Schubstangen und Umlenkhebel angesteuert. Die Landeklappen wurden (ausgeführt als hochwirksame Fowlerklappen) mit je einer elektrisch angetriebenen Gewindespindel in zwei Führungen nach hinten unten ausgefahren. Die Querruder waren verhältnismäßig groß, was sich in einer guten Wendigkeit und hohen Rollrate widerspiegelte. Ihre Trimmung erfolgte elektrisch.

Die unter dem Rumpf angebrachten zwei großen Bremsklappen wurden hydraulisch mit einem Zylinder gekoppelt betätigt. Das Dreibein-Bugradfahrwerk war ebenfalls hydraulisch betätigt und konnte im Notbetrieb mit Stickstoff ausgefahren werden. Der Hydraulikdruck wurde vom Bristol-Triebwerk geliefert. Es war der damaligen Zeit entsprechend als Turbojet- und nicht als Mantelstrom-Triebwerk ausgeführt und hatte keinen Nachbrenner.

Das Cockpit erlaubte mit dem großen Plexiglas-Kabinendach eine hervorragende Rundumsicht, besonders nach hinten. Der Pilot konnte sich im Notfall mit einen Schleudersitz der britischen Firma Martin-Baker aus dem Flugzeug katapultieren. Zuvor wurde die Kabinenhaube abgeworfen. Dazu war eine Mindestgeschwindigkeit und -höhe notwendig.

Die G-91 war sehr leicht, preiswert und modular zu fertigen, was auch der Wartungsfreundlichkeit zugute kam. Jedoch erlaubte die im Verhältnis zu amerikanischen Mustern der damaligen Zeit sehr kleine Zelle nicht den Einbau einer komplexen Avionik, Navigation oder gar eines Radargerätes. Mit zwei abwerfbaren Außentanks war die Reichweite für europäische Verhältnisse zwar ausreichend, aber auf dem nordamerikanischen Kontinent und global zu gering. Diese Einschränkungen hatten zur Folge, dass die USA ihre bestellten 50 Maschinen noch vor der Auslieferung an Deutschland und Portugal abtraten (G-91 R/4). Interessen der amerikanischen Flugzeugindustrie spielten sicherlich ebenfalls eine Rolle.

Zunächst baute man die G.91 als Erdkampfflugzeug mit der Bezeichnung G.91R, erste Auslieferungen erfolgten Anfang 1958. Auf Wunsch der Luftwaffe entstand eine Aufklärerversion. Weiterhin wurden die vier Maschinengewehre durch zwei 30-mm-Kanonen ersetzt. Die R3 genannte Version hatte außerdem eine stärkere Struktur, veränderte Unterflügelstationen und ein Doppelradar. Die “Flugzeug Union Süd”, ein Verbund der Firmen Dornier, Heinkel und Messerschmitt, übernahm die Lizenzproduktion aller Versionen. Dornier baute in Oberpfaffenhofen von 1961 bis 1966 294 R3.

Es wurde auch eine zweisitzige Version als Ausbildungs- und zweisitziges Kampfflugzeug gebaut. Von der Version G-91 T/1 gingen 76 Flugzeuge an die italienische und 66 Maschinen G-91 T/3 an die bundesdeutsche Luftwaffe.

Diese Variante hatte wegen des verlängerten Vorderrumpfes die Eigenart, dass oftmals aus unerfindlichen Gründen das Bugfahrwerk verklemmte. Die Piloten wurden auf solche Notlandungen vorbereitet, die im Ernstfall auch völlig unspektakulär abliefen. Bei richtiger Steuerung (wenn der Pilot nicht bremste und den Flugzeugbug bis zum Schluss hochhielt) wurde der vordere Rumpf (der Triebwerkeinlass) im unteren Bereich nur 3-4 cm eingedrückt und abgeschliffen. Diese Teile wurden ausgenietet und in Stunden durch einen von Dornier entwickelten Reparatursatz ersetzt, so dass das Flugzeug nach einer Inspektion wieder einsatzfähig war.

Bis 1975 waren 4 Geschwader der Luftwaffe mit der G-91 ausgerüstet. Danach wurden die Flugzeuge nach und nach bis 1982 ausgesondert. Ein Teil wurde an Portugal verkauft, die diesen Typ noch jahrelang nutzte. Der Condor Flugdienst setzte sie im Auftrag der Bundeswehr als Zielkörper-Schleppflugzeug ein.

Das Flugzeug hatte bei den Piloten einen guten Ruf und galt als leicht zu beherrschen. Wahrscheinlich in Anlehnung an die ebenfalls "wohl geformte" italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida wurde die G.91 von ihren Besatzungen liebevoll „Gina“ genannt. Die Bundesluftwaffe verlor in der Dienstzeit 64 Maschinen, hauptsächlich wegen Triebwerkversagen. Da man dennoch die Vielseitigkeit dieses Modells recht hoch schätzte, wurde es weiterhin in verschiedenen Versionen, auch als leichter Bomber, zur Luftnahunterstützung sowie zur Aufklärung eingesetzt. Nachfolger des Flugzeugs in der Luftwaffe wurde die französisch-deutsche Entwicklung Alpha Jet.

Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fiat_G.91
www.bredow-web.de

Zum Modell:

Um meiner Sammlung etwas mehr Farbe zu geben, entschloss ich mich zum Bau der portugiesischen G-91 im Tiger- Look. Der Bausatz von Revell macht auf Anhieb einen hervorragenden Eindruck. Die Teile sind sauber und gratfrei gepresst und der Abziehbilderbogen sehr umfangreich. Die Bauanleitung ist ausführlich, lässt aber einige Fragen zu der Bemalung der Details offen.

Ich habe das Modell aus dem Kasten gebaut und mit der Kabineneinrichtung angefangen. Dort passte alles gut und auch der Rumpf war schnell verklebt. Da mein Modell eine geschlossene Haube erhalten sollte hielt ich Inneneinrichtung für annehmbar.

Bei den Tragflächen musste gespachtelt und geschliffen werden, jedoch hielt sich der Aufwand in Grenzen. Die Kleinteile wie Klappen, Fahrwerke und Hydraulikzylinder wurden erst am Gußast zur späteren Montage bemalt.

Die Waffenpylonen sind falsch dargestellt. Fotos der Tiger- Maschine zeigen, dass sie nicht um die Tragflächenvorderkante herumlaufen, sondern bündig mit dieser abschließen. Deshalb wurden die Aufhängungen gekürzt und komplett unter dem Flügel angebracht.

Die Kabinenhaube ist sehr klar, passt aber im hinteren Bereich schlecht an die Rumpfkontur. Ihre Nase mit dem Gelenk hinterlässt einen hässlichen Spalt. Dort musste äußerst vorsichtig verspachtelt und verschliffen werden.

Bei der Bemalung ist darauf zu achten, dass die Unterseite der Zusatztanks nicht über die ganze Länge weiß war, wie uns die Bauanleitung vorgibt, sondern nur im vorderen Bereich. Ab dem ersten Drittel ist der Tank dann komplett orange mit schwarzen Streifen.

Die Montage der Abziehbilder hat mir arge Probleme bereitet. Sie sind recht dick und lassen sich trotz des Einsatzes von größeren Mengen Weichmacher schlecht an die Konturen anpassen. Man sollte auf keinen Fall die Tigerstreifen, wie vorgesehen, in zusammengefassten Teilen anbringen, sondern einzeln ausschneiden und aufkleben. An größeren Decals im Bugbereich und an engen Windungen, wie den Zusatztanks, haben sich leider Verwerfungen gebildet, welche sich nicht vollständig beseitigen ließen.

Generell muss bei den Abziehbildern mit schwarzer Farbe nachgearbeitet werden. Man sollte sich an Vorbildphotos orientieren. Insbesondere konnte ich das kleine, gelbe Symbol an der rechten Seite auf keinem Bild erkennen. Dafür sind jedoch die Tigerstreifen gleichmäßiger verteilt. Bitte nicht mein Modell als Vorlage nehmen, ich habe diesen Fehler erst zu spät bemerkt und aus optischen Gründen dort einen Streifen zuviel aufgeklebt.

Bei der Endmontage hat sich gezeigt, dass die Fahrwerksklappen falsch ausgeformt sind. Die Rundungen der Halbschale über dem Rad müssten eigentlich wesentlich stärker sein. Da mir eine Neuanfertigung zu aufwendig erschien, habe ich die falschen Teile trotzdem eingesetzt.

Bei Washing und Trockenmalen habe ich mich zurückgehalten. Das Flugzeug wurde in dieser Bemalung nur wenig geflogen und steht heute wie aus dem Ei gepellt in der Ausstellungshalle.

Zuletzt wurde das Modell mit einem Gemisch aus Revell Matt und Revell Farblos (Enamel Paint - Spritzlack) versiegelt.

Fazit: Ein nettes Modell, in dem eine ganze Menge Aufwand steckt.

Karsten Rummer, Zittau (Januar 2010)