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Ein bunter Wirbelsturm

Flugzeug Publ.(Italeri) - Maßstab 1/72

Das Modell:

Vor ca. 5 Jahren habe ich das Modell eines Tornados der Firma Flugzeug in Folie eingeschweißt erworben. Nach Entfernen des Deckblattes kam darunter die Bauanleitung eines Italeri- Bausatzes zum Vorschein.

Da ich zur Zeit relativ bunte Zivilmaschinen baue, entschloß ich mich, den Tornado mit einer Sonderlackierung zu versehen. Obwohl ich anhand meiner Literatur andere Bemalungsvarianten favorisiert habe, konnte ich auf der Spielwarenmesse in Leipzig nur Abziehbilder für die Maschine 35 Jahre Bölecke von "Tauro Model" erstehen. Also ging es dann an die Arbeit.

Der Bausatz macht auf den ersten Blick mit seinen feinen, negativen Gravuren einen guten Eindruck. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Details sehr mager ausgefallen sind. Besonders das Fahrwerk und die Tanksonde sollten etwas mehr Aufmerksamkeit verdienen. Die Kabine hätte mit ihrer oberflächlichen Detaillierung besser ausfallen können, aber da meine Maschine durch den Anstrich auffallen sollte, beließ ich es dabei.

Die Montage geht zügig vonstatten. Einziger Nachteil sind die Flügellastträger. Diese sind meines Erachtens nach zu schmal geraten und sollen durch Verschweißung des Verbindungsstiftes mit einem heißen Nagel beweglich gelagert werden. Ich habe es spaßeshalber versucht, aber die Träger sitzen bei dieser Montagemethode zu locker und hängen durch. Eine Nachbesserung ist nicht möglich. Da die Jubiläumsmaschine ohne diese Träger geflogen ist, konnte ich sie getrost wieder abschneiden und die Löcher verspachteln.

Nach der Montage der Tragflächen fiel mir auf, daß diese ausgeschwenkt etwas nach unten hängen, aber nicht lose sind. Die Ursache ist wahrscheinlich in der Gestaltung der Schwenkmechanik zu suchen. Durch Änderung des Winkels des Lagerstiftes könnte dort Abhilfe geschaffen werden. Auf diese Änderung habe ich im Nachhinein verzichtet, zumal die Flächen im angeklappten Zustand richtig liegen.

In der Bauanleitung wird nicht auf einen Ballast im Bug hingewiesen, also habe ich auch keinen angebracht. Das Modell steht zwar auf seinen drei Beinen, jedoch sehr schwanzlastig und setzt sich bereits bei leichten Erschütterungen auf das Heck.

Die Lackierung ist aufgrund der Abdeckarbeiten für die Dreifarbentarnung mit farblich abgesetztem Rumpfrückenkanal etwas aufwendig, aber nicht schwierig. Leider sind die Abziehbilder nicht optimal geraten. Die dreifarbige Welle an den Lufteinläufen ist einfach zu klein, wodurch sie diesen nicht vollständig abdeckt. Die restlichen Decals passen aber gut. Aufgrund einer leichten Farbverschiebung habe ich die Hoheitsabzeichen aus dem Italeri- Bausatz genommen, von welchem ich auch die umfangreiche Wartungsbeschriftung eingesetzt habe. Leider hielten diese sehr schlecht, was eigentlich kein Zeichen von guter Qualität ist, wenn man manchmal sieht, daß 30 Jahre alte Schiebebilder noch gut kleben.

Fazit: Ein Bausatz, der trotz seiner leichten Fehler eine gute Figur macht. Auch für Anfänger gut geeignet, und der Preis des Italeri- Kits auf dem heutigen Markt stimmt.

Das Original und sein Einsatz

Nach dem Kauf der Abziehbilder wollte ich nun genau wissen welches Modell ich im Begriff zu bauen war. Dabei bin ich auf einen Artikel im Modell- Fan 9/91 gestoßen, welcher genau diese Maschine beschreibt. Der Text ist zwar noch deutlich im Stile des Kalten Krieges aufrüstungsverschleiernd gehalten, aber viele interessante Daten kamen beim lesen zum Vorschein.

Die Firma Panavia, ein Firmenzusammenschluss deutscher, britischer und italienischer Luftfahrtkonzerne, entwickelte den Tornado als erstes erfolgreiches europäisches Flugzeug in nennenswerter Stückzahl. Der Tornado war in der Entwicklungsphase ein recht umstrittenes Flugzeug. Die Niederlande und Kanada zogen sich frühzeitig aus dem Unternehmensverband zurück, und unterschiedliche Anforderungen der Länder an das neue Flugzeug verzögerten den Bau und erforderten immer neue Kompromisse. Letztendlich setzte die Bundeswehr 247 Jagdbomber bei der Luftwaffe und 112 Maschinen bei den Marinefliegern ein. Davon sind 35 Flugzeuge in der ECR- Variante und 55 Trainingsmaschinen ausgeliefert worden.

Der damalige stellvertretende Kommodore des Verbandes JaboG 31 "Boelcke", Oberstleutnant J. Böttcher, überführte am 27.7. 1983 den ersten Tornado des Geschwaders (WNr. 4093, takt. Kennzeichen 43+93) von Manching nach Nörvenich. Dieser Tornado erlangte nicht viel später eine traurige Bekanntheit, als sich bei seinem Absturz in der Nähe des bayerischen Ortes Holzkirchen die Besatzung opferte, um nicht mit dem Flugzeug in ein Dorf zu stürzen.

Offizieller Flugbeginn mit Tornado erfolgte beim JaboG 31 "B" am 4. 8. 1983. Bereits am 22. 7. 1983 waren die ersten 1000 Flugstunden mit diesem Typ im Geschwader geflogen worden. Unmittelbar danach war das Geschwader wiederum einmal Vorreiter in der Luftwaffe. Es war der erste Tornadoverband, der über den Atlantik auf der Südroute (über die Azoren) mit Hilfe der sogenannten Buddy- Buddy- Betankung nach Labrador verlegte.

Am 17.3.1988 erreichte ein Tornado des JaboG 31 "B", WNr. 4100 - Kennzeichen 41+00, die 30000. Gesamtflugstunde der Luftwaffe auf diesem Typ. Das war der Anlass, diese Maschine mit einem Sonderanstrich zu versehen. Dieser war fast gleich mit dem Anstrich, der später im gleichen Jahr beim Flugtag in Nörvenich gezeigt wurde. Lediglich der Farbton auf dem Rumpfrücken und am Leitwerk war zu diesem Zeitpunkt RAL 7001, Silbergrau, später wegen starker Verschmutzung mit RAL 7001, Lichtblau, erneuert.

Daß im Falle des Tornados nicht das ganze Flugzeug, sondern nur Teile davon mit einem Sonderanstrich versehen wurden, liegt an der Erlasslage der Luftwaffe. So durften nur solche Luftfahrzeuge mit einem Gesamtanstrich versehen werden, die anschließend ohnehin bei der Werft- und Industrieüberholung mit einem neuen Tarnanstrich versehen werden müssen. Zusätzliche Kosten dürfen für einen Jubiläumsanstrich in keinem Falle entstehen, Tornados standen aber noch nicht zu solchen Überholungen heran.

Das 30 jährige Bestehen des Geschwaders wurde auf den Tag genau am 29. 6. 1988 mit einem Zeremoniell, das den "Großen Zapfenstreich" einschloss, gefeiert. Der zweite Anlass des Jahres, ein Flugzeug des Verbandes in einem Sonderanstrich zu zeigen, war der Flugtag am 26.8.1988, als wiederum (besser: immer noch) die 44 + 00 ihren, jetzt - wie bereits beschrieben - abgeänderten Sonderanstrich vor nahezu 250000 Besuchern vorführte.

Während in Nörvenich bei strahlendem Sonnenschein (am Tage vorher war es bei der Vorübung noch sehr regnerisch) alles seinen geordneten Gang ging, wurde der Tag durch die entsetzlichen Ereignisse beim Albsturz von zwei Flugzeugen der italienischen Kunstflugstaffel "Frecce Tricolori" auf dem parallel stattfindenden Großflugtag in Ramstein zu einem schwarzen Tag in der Geschichte der militärischen Luftfahrt.

Karsten Rummer, Zittau (Mai 2008)