Mikojan Gurewitsch MiG-31 BM / BSM "Foxhound"

AvantGarde Model Kits 88003 – 1/48

Vorbild: Die MiG-31 wurde als Abfangjäger gegen strategische Bomber, Marschflugkörper und Tarnkappenbomber entwickelt. Für diese Aufgabe wurde bei ihr kaum Wert auf Wendigkeit gelegt, sodass sie keine Kurvenkampfeignung besitzt. Als Prototyp für die MiG-31 wurde schließlich das Projekt 518-22 aus dem Jahr 1971 mit seinen Spezifikationen übernommen: trapezförmige, nicht verstellbare Tragflächen, ein zweisitziges Cockpit und halbversenkt aufgehängte Raketen großer Reichweite. Als Triebwerk wurde das D-30F-36 des Permer Konstruktionsbüros Solowjow eingesetzt.

Äußerlich ähnelt es der MiG-25-Serie, doch gibt es zahlreiche Verbesserungen, vor allem was die Aerodynamik, die Triebwerke und den Aufbau der Bordgeräte betrifft. Der Rumpf ist tragend und liefert in bestimmten Fluglagen bis zu 25 Prozent des Auftriebs. Auch haben die Tragflächen drei Holme, statt zweier der MiG-25. Das Flugzeug bekam eine verstärkte Struktur, wobei diese auch für Überschallgeschwindigkeit in geringer Höhe ausgelegt wurde. Die Vorderkantenklappen sind in vier Abschnitte geteilt und haben einen maximalen Anstellwinkel von 10 Grad. Außer zur Auftriebserhöhung werden diese auch als Manöverklappen verwendet. Die Ruder der MiG-31 sind wie bei der MiG-25 relativ klein gehalten, was eine geringe Manövrierfähigkeit bei hohen Geschwindigkeiten nach sich zieht. Beidseitig unter den Triebwerkseinläufen wurden Bremsklappen angebracht und zur Geschwindigkeitsreduzierung nach dem Aufsetzen verfügt die MiG-31 über zwei Bremsschirme.

Die Vorderräder des Hauptfahrwerks sind in jeder Fahrwerksgondel von der Längsachse des Fahrwerkbeins nach innen versetzt und das hintere nach außen. Ein solcher Aufbau verbessert das Rollverhalten auf Feldflugplätzen und auf vereisten Start- und Landebahnen.

Die Entwicklung des Antriebes erfolgte in zwei Stufen. Zunächst wurde das Triebwerk R-15BF-2-300 mit einem Schub von 135 kN verwendet. Dieses steigerte die Dienstgipfelhöhe auf 24.200 Meter und die Reichweite auf 1.920 Kilometer oder 2.510 Kilometer mit einem 5.300-Liter-Außentank. Das unter Leitung von P. A. Solowjow in der zweiten Phase entwickelte Turbofantriebwerk D-30F-6 erhöhte diese Leistungsmerkmale. Die Ursprungsversionen dieses Triebwerks werden auch im Passagierflugzeug Tu-134 eingesetzt. Die Version für die MiG-31 liefert 147 kN Schub. Neben einem geringeren Verbrauch sorgten auch strukturelle Änderungen für eine höhere Treibstoffkapazität, mit der die Reichweite auf 2.135 Kilometer im Überschallbereich und 3.310 Kilometer im Unterschallbereich gesteigert wurde.

Die Jagdfliegerregimenter der Luftverteidigungskräfte erhielten 1980 die ersten MiG-31 für Ausbildung und Truppenerprobungen. Das 786. IAP in Prawdinsk und das 148. GLITs in Sawasleika bei Murom waren die ersten Einheiten, welche mit der MiG-31 ausgerüstet wurden. Der zweite Kampfverband mit MiG-31 wurde das 174. Garde-IAP Boris Safonow in Montschegorsk. Ab September 1983 wurde ein Regiment MiG-31 auf Sachalin stationiert. Schließlich wurde auf den Kurilen ein Regiment MiG-31 stationiert und ab Frühjahr 1984 trafen Flugzeuge der JSDF und der US Air Force regelmäßig auf MiG-31. 1987 begleiteten MiG-31 des 174. IAP 203-mal ausländische Flugzeuge, die entlang der Grenze der UdSSR flogen, darunter 69-mal SR-71-Aufklärer. 1988 gab es 825 Flüge gegen SR-71, P-3 und RC-135.



Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Bestand der Flugzeuge gesenkt und die Flugstundenzahl der Piloten nahm rapide ab, so dass es zu Unfällen kam. Allein im Jahre 2000 ereigneten sich 35 Unfälle mit zwölf Totalverlusten und zehn Toten. In 19 Fällen war die Ursache auf Pilotenfehler, bedingt durch mangelhafte Ausbildung, zurückzuführen. Inzwischen fliegen Abfangjägerpiloten wieder 80 bis 120 Stunden pro Jahr und die Zahl der Unfälle mit Totalverlusten ging auf einen Unfall 2004 zurück, bei dem es keine Toten gab.

Das Erscheinen der MiG-31B ist ebenso wie das Erscheinen der MiG-25PD mit einer Spionageaffäre verbunden. 1985 wurde Adolf Tolkatschew vom KGB verhaftet, der durch seine Tätigkeit Zugang zu geheimen Informationen hatte, die er an die USA verkaufte. Bis zu seiner Inhaftierung hatte er den Amerikanern Angaben über die Lenksysteme von MiG-29 und MiG-31 sowie der Rakete R-33 übergeben. Die MiG-31 erhielt deshalb beschleunigt das verbesserte Lenkwaffensystem, das für die breite Modifizierung der MiG-31M vorgesehen war, wie die modernisierte Rakete R-33S. Die funkelektronische Abwehreinrichtung wurde ebenfalls verbessert. Die Serienproduktion der MiG-31B begann 1991. Im Verlauf der planmäßigen Reparaturen wurden alle früher gebauten MiG-31 auf den Stand der MiG-31B gebracht. Das umgebaute Flugzeug erhielt die Bezeichnung MiG-31BS, wobei S für Strojewoi, also in den Truppenteilen vorhanden, steht.



Die Arbeiten an der MiG-31BM begannen 1997 und die erste Maschine wurde am 11. Januar 1999 vorgestellt. Der Erstflug erfolgte im September 2005 in Nischni Nowgorod. Seit 2007 werden im Dienst stehende MiG-31B schrittweise zur MiG-31BM umgerüstet. Das Saslon-A-Bordradar erhält einen neuen Computerkomplex, genannt Baget, wobei die gesamte Antennenanlage unverändert bleibt. Das Radar wird nun als Saslon-AM bezeichnet. Weitere Modifikationen sind LCD-MFDs in beiden Cockpits sowie die Luft-Luft-Rakete R-37M mit einer Reichweite von mehr als 280 Kilometern. Statt vier sind nun sechs Unterrumpfstationen für Waffen vorhanden, die durch vier Flügelstationen ergänzt werden. Gleichzeitig soll die Lebensdauer der Zelle auf 3500 Flugstunden erhöht werden.



Es können Luft-Luft-Raketen R-37M und R-33S, Mittelstrecken-Luft-Luft-Raketen R-77 und R-40TD sowie R-73M2 mitgeführt werden. Für Angriffe auf Bodenziele stehen Luft-Boden-Raketen Ch-59M, Ch-38, Ch-29T, Anti-Radar-Rakete Ch-58USchKB, Ch-31P, Ch-25M und Ch-25MPU sowie Anti-Schiff-Raketen Ch-31AD zur Verfügung. Ebenfalls können steuerbare Bomben KAB-1500 und KAB-500 eingesetzt werden. Nach Tests mit zwei Flugzeugen wurde 2007 eine dritte MiG-31 umgerüstet, welche die Erfahrung der Tests berücksichtigen soll.

Bausatz: Es ist schon etwas überraschend, dass die Firma AMK sich dieses großen Jägers angenommen hat. Es gibt relativ wenige Varianten und eigentlich wurde bzw. wird das Flugzeug nur in der UdSSR respektive Russland und Kasachstan eingesetzt. Auch in puncto Bemalungen kann die MiG-31 nicht mit flamboyanten Anstrichen aufwarten. Trotzdem hat das Flugzeug natürlich seinen Platz in der Luftfahrtgeschichte.

Thematisch ist das Flugzeug nicht so ganz in meinem Fokus, aber als ich die Spritzlinge letztes Jahr in Telford gesehen hatte, war klar: den Bausatz muss ich mir kaufen. Also ging sofort nach dem Erscheinen bei meinem Hausundhof Lieferanten die Bestellung raus. Der Blick in den Kasten bestätigt dann die Erwartungen. Mehrere Schachteln beherbergen Großbauteile und kleine Waffenspritzlinge und der restliche Platz wird gut durch die übrigen Gießrahmen ausgefüllt. Die Ausführung des Gusses ist tadellos und das tolle Bausatzdesign sowie der umfangreiche Einsatz von Slidemolds (also Formen mit mehreren Einschüben) begeistern mich wirklich.

Das Modell wird in und um zwei Rumpfbauteile aufgebaut. Diese haben eine versteifende Innenstruktur, welche sich aber außen nicht durch Sinkstellen äußert, wie dies beim einen oder anderen Konkurrenten der Fall wäre. Der Cockpitbereich und die Nase sind jeweils ein Teil! Das Cockpit wird von Hinten in das Rumpfvorderteil eingeschoben. Triebwerke und Fahrwerkschächte werden in die Rumpfunterschale eingesetzt und sind selbst sehr schön gestaltete Baugruppen. Die Leitwerke sind ebenfalls einfallsreich designed und erlauben die Anbringung der Höhenruder in neutraler oder abgesenkter Position. Sie bilden mit den hinteren Rumpfseitenteilen ein Bauteil und lassen sich so einfach in korrekter Ausrichtung anbringen. Die klaren Haubenteile liegen einteilig (plus Windschutz) für die geschlossene Darstellung der Kabine und mehrteilig für die geöffnete Variante bei. Die Raketenspritzlinge sind ja schon von verschiedenen GWH Bausätzen bekannt.

Beim Versuch den Bausatz zu beschreiben, fällt es schwer auf alle cleveren Lösungen einzugehen. Eigentlich muss man den Bausatz mal in der Hand gehabt haben, um den technischen Aufbau der Spritzlinge bzw. Formen würdigen zu können. Trotzdem wird hoffentlich klar, dass ich diesen Bausatz für außergewöhnlich gut halte.

Die Bauanleitung ist recht gut und gibt auch für jedes Teil Farben an, nicht immer bin ich sicher ob diese korrekt sind (z.B. Lufteinlauf und Fahrwerkschacht komplett Alu), mangels korrekter Vorbildinformationen werde ich mich aber an die Anleitung halten und letztenendes wirkt das Modell ja allein schon durch schiere Größe… auf dem Basteltisch sollte man jedenfalls ausreichend Platz schaffen.

Der Decalbogen bietet Markierungen für 4 Flugzeuge der Luftstreitkräfte der Russischen Föderation. Die Decals sehen auf dem Bogen gut aus, allerdings hab ich mit chinesischen decals auch schon Probleme gehabt. Das Blau der Hoheitszeichen und für den Schriftzug ist im Vergleich mit den Decals von Begemot deutlich zu hell. Bei einem Vergleich mit Fotos (Quelle unten) hat sich dies bestätigt, allerdings auch, dass es verschiedene Variationen des Blautons im Hoheitszeichen gibt (ähnlich wie bei den Nummern):

Mehrere Hersteller habe inzwischen weitere Decalsätze im Angebot z.b. von Begemot oder Authentic Decals. Weiterhin gibt es von Furball die rosafarbenen Scheibenversiegelungen, die diesem Bausatz leider nicht beiliegen.

Sehr Umfangreich ist der Decalbogen für die Wartungshinweise. Besonders sagt mir die Platzierung der Markierungen auf dem Bogen zu. Diese sind nämlich nach Platzierungsort am Modell sortiert und erlauben so die Decals Stück für Stück aufzubringen, ohne den Bogen zum "Schweizer Käse" werden zu lassen. Gute Idee! Noch besser wäre nur eine Platzierung am Stück, wie z.B. HGW dies seit kurzem für einige Modelle anbietet, aber das konnte ich noch nicht testen.

Fazit: AvantGarde Model Kits bietet hier einen tollen Bausatz der MiG-31BM /BSM in 1/48. Auch wenn es immer etwas zu verbessern gibt, hier hat man ein Spitzenprodukt modernen Plastikspritzgusses auf dem Basteltisch… also einfach genießen und bauen.

Literatur:

Mikoyan MiG-31 Interceptor
Yefim Gordon and Dmitri Komissarov
Pen and Sword Aviation 2015
ISBN 1473823927