Messerschmitt Bf 110 C/D(1959)

Airfix 286 Spritzguss - 1/72

Dieser Bausatz ist bekanntlich das erste Airfix Plastikmodell des bekannten Messerschmitt Zerstörers. Es erschien bereits 1959 und war bis Mitte der Neunziger Jahre erhältlich. Kurze Zeit davor muss dann wohl aber noch die Lizenz-Fertigung in Polen bei SK Models eingesetzt haben (Jaroslaw Wrobels Aquarell zumindest, wäre jetzt mit 1993 datiert).

Ein großes Plus des Boxings des Danziger Unternehmens, das heute nur noch Importeur und Versandhändler für mehrere ausländische Bausatz-Hersteller sowie Modell-Eisenbahnen nebst entsprechenden Zubehörartikeln ist, waren außer den moderaten Preisen, seine bei Techmod gedruckten recht umfangreichen Abziehbilderbögen inklusive Stencils. Diese haben das "Plastik" sicherlich etwas aufgewertet. Damals standen dann sogar sieben Decalsoptionen zur Verfügung! Doch davon sind leider wieder einmal einige nicht ganz astrein. Mal fehlt ein Geschwaderwappen, mal stellt das Vorbild eine andere Baureihe dar, dann ist die Camo unkorrekt usw. Dieses jetzt alles konkret erläutern zu wollen würde klarerweise den Rahmen dieser Besprechung sprengen. Ich bitte deshalb alle Interessierten, sich diesbezüglich selbst auf die Suche nach Fotos bzw. vertrauenswürdigen Profiles zu begeben.

Da wäre es beim Ursprungskit aus England schon weit einfacher, denn hier wusste man schon von vornherein, dass alles wahrscheinlich eh nur fiktiv ist. Von den simplen 08/15 Bemalungsvorschlägen kann man (heute) absolut nicht viel erwarten, wohl hätte es da auch eine Alternative gebraucht um dann, ruhigen Gewissens, überhaupt die 800l-Zusatztanks ankleben/nutzen zu können. Doch nicht mal deren Montage wird ja irgendwie konkret erläutert.

Lediglich die jüngeren Boxings erhielten dann noch eine kleine Ortsangabe mit Frankreich 1941 und somit mehr oder minder "Battle of Britain". Jene sehr willkommene zweite Decalsoption gab´s dann erst bei der allerletzten Ausgabe aus den Neunzigern. Nun ja, der Irrglaube die EDLW hätte ihr fliegendes Material damals auch nur einfarbig in Grün getarnt entstammt ja letztlich nur aufgrund schlechten SW-Fotos wo die Splittertarnung kontrastmäßig oft gar nicht mehr auszumachen war. Auch die blaugrauen Kanalblusen (lediglich nur von Bomberbesatzungen getragen!) der Besatzung sind eindeutig unauthentisch und die Tarnfarben der verfolgenden Hurricane auf dem Deckelbild sind sowieso ein Witz. Während das Metallic-Finish der "Wespe" hierbei dann den absoluten Tiefpunkt bedeutet, doch handwerklich ist die Boxart mehr als hervorragend! Als Schüler war ich von ihrer actionreichen und lebendigen Aussagekraft vollkommen begeistert, ja gar hingerissen! So was findet sich heute schon nicht mehr so oft, man gibt sich jedoch aber nunmehr vermehrt äußerst viel Mühe daran wieder anzuschließen!

Doch jetzt zurück zum eigentlich Kit mit seinen wenigen Teilen welche, wie damals üblich, lediglich an Mittelstegen angegossen waren. Die äußerst feinen erhaben Nietenreihen als auch die, Trennfugen darstellende, Linien gehen hier vollkommen in Ordnung, finde ich. Obgleich davon freilich einiges aber nicht unbedingt vorbildgerecht ist. Allerdings muss jedoch anerkannt werden, dass für das hohe Alter erstaunlich viel an tatsächlich vorhandenen Objekten bedacht wurde. Störende da inkorrekte Sachen ließen sich außerdem dann ja problemlos abschaben. Bei einigen, aufgrund des Formenalters, schwindenden Oberflächendetails wird es freilich schwieriger. Doch dies Manko ist nur partiell anzutreffen und somit noch hinnehmbar. Auch müssen logischerweise einige Abstriche an der Vorbild-Umsetzung hingenommen werden. So sind beispielsweise die Flügelrandbögen zu eckig ausgefallen (die daran ausgeformten Positionsleuchten, hätten indes mehr nach vorne an die Tragflächen-Vorderkannte gehört). Die Fahrwerksklappen wurden nicht hoch genug an den Motorgondeln-Außenseiten angesetzt. Hinter den an den Tragflächenunterseiten angebrachten Kühlern fehlt die Verdickung zur Flügel-Hinterkante. Der Antennenmast war beim Original nicht mittig im Kanzeldach sondern etwas nach Backbord versetzt verankert.

Den Spinnern fehlt das Loch in der Mitte. Die jeweils äußeren Auspuffstutzen hätten zur Tragflächenvorderkante hin eine stärkere Krümmung aufweisen sollen. Die Fahrwerksräder haben allesamt einen merklich zu kleinen Durchmesser. Für die qualitativ recht bescheiden abgegossene Bugpartie stehen nur zwei statt vier MG-Läufe zur Verfügung. Ein Cockpit gibt es nicht und die Nachbildung der Fahrwerksbeine ist hochgradig primitiv. Sowas begegnet Einen aber bei älteren Kits jedoch nun mal aber andererseits wurden aber die Ziffernblätter in den Motorgondeln berücksichtigt was auch für die Luft-Ansaughutze des Backbord-Triebwerks gilt.

Die Silhouette bzw. die äußeren Konturen des Vorbilds wurden gar nicht mal so schlecht getroffen und sind (an den Cowlings) teilweise sogar authentischer wie beim aktuellen Airfix-Kit. Die schmucklosen Zusatztanks besitzen absolut vereinfachte Anschlussleitungen/ Befestigungen und es fehlt dazu eigentlich allein auch schon eine weitere Decalsoption auf dem minimalistischen Abziehbilder Bogen. Die Gussqualität ist erstaunlich gut was sich sehr positiv auf die Vergratung auswirkt. Die wenigen Sinkstellen können mit einem dickeren Farbauftrag kaschiert werden und sind somit vertretbar, würde ich sagen. An der Höhenleitwerks-Unterseite und an den Endplatten wären allerdings jeweils zwei Auswerfermarken in der Größe roter Linsen zu verspachteln. Bedauerlicherweise werden dadurch Nietenreihen in Mitleidenschaft gezogen. Die sehr filigranen Anlenkungen der Höhenruder-Blätter wären dann leider unzutreffend. Genauso ärgerlich ist sicher auch die gleich große Mulde innerhalb der Innenseite des Kabinendachs. Davon abgesehen besitzt die Cockpitverglasung jedoch nur wenig hervortretende, viel zu schmale, Streben ist daneben aber sogar durchaus klar.

Fazit: Fast schon irgendwie Schade ist, dass solche alten Bausätze nicht mehr gefertigt werden. Es könnte hier also das gerade noch sehr, sehr wohlwollend als gerade so ausreichend (d.h. hieße konkret wohl 4- anstatt 5+) zu klassifizierende Fazit lauten. Wecken diese Easy-Kits ja sicher bei vielen von uns doch Erinnerungen an die Jugend. Als man mit Modellen wie eben diesem als Schüler schrittweise begann die faszinierende große Welt des Plastikmodellbaus zu betreten. Aktuell jedoch hat so ein Bausatz allerdings fraglos beinahe gar nichts mehr zu bieten. Wäre dann sicherlich aber selbst heute Beginnern oder besser noch dem Nachwuchs beim ersten Kontakt mit unserem Hobby bestimmt immer noch recht förderlich! Ich jedoch kaufte ihn ja eigentlich nur um mich an den korrekten Konturen zu weiden welche die Motorengondel auf den Flügeloberflächen aufweisen! Möglicherweise wäre hier diesbezüglich dann sogar irgendwann mal ein Kit-bash mit dem neuen Hornby-Kit angesagt.

N. (April 2020)