Grumman F6F-5 early Hellcat

eduard 8225 – 1/48

Historisches: Es gab wenige Flugzeugtypen, die am zweiten Weltkrieg teilnahmen, die ein solch einseitiges Abschuss/Verlust Verhältnis aufwiesen, wie die Hellcat. Das Zentrum der "Cat"-Reihe von Grumman bildend, war die Hellcat von Beginn an etwas Besonderes. Ob des Erfolgs des Vorfahren, der Wildcat, welche die Masse des Pazifischen Luftkriegs bis ins Jahr 1942 schulterte, erhielt Grumman von der US Navy freie Hand für die unabhängige Entwicklung eines neuen Jagdflugzeuges. Dieses Flugzeug sollte als Rückversicherung für den Fall eines Misserfolgs der F4U Corsair fungieren. Grummans Designer legten bei der Entwicklung großen Wert auf einfache Herstellung, hohe Leistungen und optimale Eignung für den Trägereinsatz. Am 30.Juni 1941, als die Corsairproduktion startete, unterzeichnete die Navy die Bestellung für zwei Prototypen XF6F-1 ... and a star was born.

Die ursprünglichen Erwartungen bewegten sich im Rahmen einer Weiterentwicklung der Wildcat, was insbesondere die Installation eines stärkeren Triebwerks betraf. Allerdings entwickelte sich hieraus ein völlig neues Flugzeug. Auch die Navy steuerte ihr Wissen in Form von Pilotenerfahrungen und -wünschen bei. Die Hellcat wurde 60% schwerer als die Wildcat, war schwerer bewaffnet und gepanzert, hatte ein leistungsfähigeres Triebwerk, konnte mehr Treibstoff mitführen und war ganz allgemein robuster konstruiert. Der erste Prototyp startete am 26.Juni 1942 zum Erstflug und Ende Januar war bereits die erste Einheit, die VF-9 an Bord der Essex, mit dem Muster ausgerüstet.

Der neue Typ wurde Hellcat genannt, nicht nur den Ort vorschlagend, wohin Ihre Feinde gesandt werden würden, sondern auch ein Wortspiel. Der Ausdruck bezeichnete Kneipenschläger im "Wilden Westen", und genau das war es, was die Navy wollte: einen zähen Kämpfer mit harten Fäusten und Durchhaltevermögen, der auch einiges einstecken konnte. Mit diesen Vorgaben verwundert es nicht, dass die Hellcat nicht zu den elegantesten Jagdflugzeugen seiner Zeit gerechnet wurde. Schließlich war es etwa doppelt so schwer wie sein Hauptgegner, die japanische A6M Zero. Jedoch spielte Eleganz nicht die entscheidende Rolle, wenn es um das Überleben des Piloten ging. Die Hellcat war eben ein Kämpfer in jeder Hinsicht. Die erste Version, die F6F-3, wurde gefolgt von der -5, bei der die Cockpit- und Motorhaben, Bombenhalterungen und Abwurftanks geändert wurden.

Der erste Luftkampf ergab sich am 1.September 1943, als eine "Emily" von den 12,7 mm MG zweier Hellcats in Flammen geschossen wurde. Ihre Überlegenheit über japanische Jäger wurde am 16. Februar 1944 eindrucksvoll demonstriert, als in der Nähe von Truk mehr als 100 japanische Flugzeuge in der Luft und mehr als 150 am Boden, bei einem Verlust von 4 Maschinen, zerstört gemeldet wurden. Nur 5 Tage später wurden 160 weitere Flugzeuge in der Luft und am Boden vernichtet. Die oft einseitigen Kämpfe der "Battle for the Philippine Sea" kulminierten am 19.Juni 1944 im legendären "Marianas Turkey Shot", wo Hellcat Piloten 350 zerstörte Flugzeuge für sich beanspruchten. Eine weitere Truthahnjagd fand zwischen dem 12. und 14. Oktober 1944 über Formosa statt, bei der Hellcat Piloten mehr als 300 feindliche Flugzeuge bei einem Verlust von 27 eigenen zerstörten.

Im Oktober 1944 begannen die Japaner mit nächtlichen Luftangriffen, welche, um ihnen zu begegnen, zu einem Bedarf an Nachtjägern führten. Die P-61 der USAAF waren zu weit entfernt. Deshalb wurde eine mit RADAR ausgestattete Nachtjägervariante der Hellcat (F6F-3N /-5N) eingeführt. Diese neue Variante tauchte erstmals Ende Herbst 1944 während er Intensivierung der Kamikaze-Angriffe auf, die ein Abfangen unorthodoxer Angriffe von Flugzeugen, die einem Kampf auswichen, erforderlich machte. Andere bedeutende Luftkämpfe fanden über den Japanischen Inseln im ersten Halbjahr 1945 statt.

Obwohl die Hellcat nach und nach durch die F4U Corsair ersetzt wurde, diente sie bis zum Ende des Krieges an vorderster Front. Unter der Bezeichnung Hellcat F. Mk.I und Mk.II flogen einige hundert in der Fleet Air Arm, insbesondere bei der Verteidigung der Atlantik Konvois und auch in Fernost. Insgesamt wurden 12275 Hellcats aller Varianten produziert. Bei 270 Totalverlusten beanspruchten ihre Piloten 5156 Luftsiege, was über die Hälfte der Luftsiege von USN und USMC ausmacht. Die Hellcat wurde in weniger als zwei Jahren operativem Einsatz das erfolgreichste trägergestützte Flugzeug im Pazifik

Klobig, ungelenk wirkend, unelegant, Kneipenschläger - wild, robust, furchtloser Koloss, fähig eine Bar im Nu aufzumischen ... das war die Hellcat am Himmel über dem Pazifik.

Eduards Bausatz der Hellcat ist mittlerweile ein alter Bekannter und schon fast ein Klassiker. Er gehört zu den leicht zu bauenden Modellen der tschechischen Firma, trifft das Original sehr gut und bietet in der ProfiPack Version eine Menge Bastelspaß direkt aus dem Kasten. Auch der Zubehörmarkt hält einige Aufwertungen parat. Natürlich ist der Bausatz nicht fehlerlos, aber für meinen Geschmack sollten lediglich die Fahrwerksbeine etwas gekürzt werden, damit der Kneipenschläger nicht ganz so hochbeinig-grazil auf den Reifen steht.

Den Unterrumpftank muss man nicht montieren, falls dies doch gewünscht ist, lohnt eine Ergänzung des Flansches zwischen den Halbschalen bzw. ein Griff zum Quickboost Ersatzteil. Aber letztendlich muss jeder selbst entscheiden, was ihm gefällt oder nicht. Ich finde zum Beispiel die Motorhaube recht gelungen. Für eine "Tiefenanalyse" der Motorhauben diverser Hellcats verweise ich auf Brett Green's Artikel auf hyperscale.

Zurück zu diesem Bausatz. Im Karton mit einem wirklich schönen Titelbild von Katerina Borecka finden sich die bekannten Gießrahmen. Da dieser Bausatz eine frühe F6F-5 darstellen soll, liegen die Spritzlinge für den F6F-3 Rumpf und die F6F-5 Tragflächen bei. Die passenden Motorhauben (grau) wurden separat beigefügt. Die Abspritzung ist noch immer ohne Tadel.

Im Detail fällt aber doch auf, dass Eduard sich noch immer stetig verbessert. Die Oberflächengestaltung der Bf 109E oder gar der Spitfire sind deutlich besser und auch die Formtrennnaht ist wesentlich weniger prominent als noch in diesem Bausatz. Dies soll diesem Modell jedoch keinen Abbruch tun, sondern lediglich die Ansicht unterstützen, dass es das perfekte Modell eben nicht gibt.

Das Modell hat noch immer einen Motor mit zwei vollständigen Sternen, in der Brassin Linie bietet Eduard aber auch einen Satz zur Aufwertung dieses Bereichs bzw. zu dessen offener Darstellung. Auch Ätzteile und Masken liegen wieder bei. Als Besonderheit spendiert Eduard dem Bausatz Hauptfahrwerksräder aus der Brassin Linie. Diese verfügen über ein Linsenprofil.

Bemalungen: Eduard hat die Aufspaltung des F6F-5 Bausatzes in einen frühen und einen späten Kit genutz, um neue Decals beizulegen. Diese stammen nicht von Cartograf. Sind aber trotzdem sehr gut gedruckt. Mein Favorit ist die Bemalungsvariante vom Titelbild.

  1. Grumman F6F-5 BuNo. 42158, "weiße 12" Pilot: Lt.jg Ray Hawkings, VF-31, USS Cabot, September 1944
  2. Grumman F6F-5 BuNo. 70143, "Minsi III", Pilot: Cdr. David McCampbell, USS Essex, 25. Oktober 1944
  3. Grumman F6F-5 "Paper Doll"/"weiße 7", Pilot: Lt. Carl A. Brown Jr., VF-27, USS Princeton, 24. Oktober 1944
  4. Grumman F6F-5 BuNo. 76384, "weiße 17", VF-7, USS Hancock, 1945

Fazit: Noch immer kann eduards Hellcat überzeugen. Die Qualität ist gut, das Gesamtpaket ist umfangreich und das Modell ist einfach zu bauen. Sehr zu empfehlen!

Steffen Arndt, Barsinghausen (März 2012)