Focke Wulf Fw 190A-4

Eduard 82142 - ProfiPack - 1/48

Vorbild: Über die Geschichte der Focke-Wulf 190 gibt es wohl nicht mehr viel Neues zu berichten. Die hier vorgestellte Version A-4, die letzte der kurznasigen FW 190-Varianten, unterschied sich nur in Kleinigkeiten vom Vorgänger A-3. Am auffälligsten dürfte der Radiomast auf dem Seitenleitwerk sein, der durch den Wechsel vom FuG 7 zum FuG 10 notwendig wurde. Nichts änderte sich beim Antrieb durch den BMW 801 D-1 oder D-2, nur wurden bei späten A-4 die seitlichen Kühlöffnungen oft durch Schlitze mit verstellbaren Klappen ersetzt und einige Maschinen erhielten Methanol-Wasser-Einspritzung zur Leistungssteigerung. Die Standardbewaffnung bestand aus zwei 7,92 mm MG im Rumpf, zwei MG 151/20 Kanonen in den Flügelwurzeln sowie optionale 20 mm MG FF-Kanonen in den äußeren Flügeln. Auch etablierten sich weitere Umbau- und Rüstsätze, damit die Maschinen ihren immer weiter gefassten Einsatzanforderungen besser entsprechen konnten. Hierzu zählten Bombenschlösser, Nachtjagdausrüstung und Kameras zur Fotoaufklärung.

Bausatz: Natürlich gibt es seit Jahrzehnten ungezählte Modelle, Varianten und Wiederauflagen der "190", von den ersten Aurora-Kits von 1954 bis zu den aktuellen Angeboten aus Fernost. Aber dass eine Firma innerhalb eines Jahrzehntes zwei Bausätze desselben Vorbildes aus verschiedenen Formen herausbringt ist wohl eher eine Ausnahme. Eduard hat ähnliches schon einmal mit seiner Bf-109-Reihe durchexerziert, um der verbreiteten Kritik an den eigentlich geringen Maßabweichungen der Kits den Wind aus den Segeln zu nehmen. Diesmal ist die Kritik subtiler und bezieht sich auf die Baubarkeit der 2002er Fw 190-Modellreihe. Der damalige Versuch, sowohl den Motor als auch die Bewaffnung aus der Schachtel heraus geöffnet darstellbar zu machen führte zu einem relativ komplexen Kit, der manchen Modellbauer überforderte. Eduard hat sich die Kritik zu Herzen genommen und den Kit aus neuen Formen wiedererstehen lassen, diesmal sind Motor und Bewaffnung nicht offen darstellbar, was den Bau sehr vereinfachen dürfte. Damit dürfte der neue Bausatz gut zu seinen jüngeren Stallgenossen der Spitfire- und Bf 109-Reihen passen, bei denen man aus der Box "nur" ein "geschlossenes" Modell erhält. Wer mehr "190" darstellen möchte, kann auf die separat erhältlichen Resin-Sets von Eduard für Cockpit, Motor und Waffen zurückgreifen.

Auf meinen Fotos erkennt man die Teile des alten Kits an der braunen, die des neuen Kits an der grauen Farbe. Bei den Teilen der ersten Auflage fehlen auf den Bildern außerdem schon einige Teile, die an andere in Not geratene Fw 190- Projekte vergeben werden mussten.

Die Fw 190 A-4, eine frühe Variante mit kurzem Rumpf, hat Eduard bisher noch nie herausgebracht. Im Karton finden wir insgesamt 183 blaugraue Teile an fünf Gießrahmen und neun Klarsichtteile, einen Rahmen mit bedruckten Ätzteilen vom neuen, weniger pixelig bedruckten Typ und den üblichen Maskierfolien. Die Qualität der Teile aus dem sehr stabilen zweiteiligen Stülpkarton mit ansprechendem (und nicht computergeneriertem) Deckelbild ist wie erwartet makellos, es gibt keine Grate oder Sinkstellen und nur wenige Auswerfermarkierungen an unauffälligen Stellen. Die Oberflächen sind mit fein versenkten Gravuren und hauchfeinen Nietenreihen versehen. Anders als bei der ersten Auflage hat Eduard diesmal noch mehr Nieten auch im Inneren der Bleche dargestellt. Jeweils zwei Rahmen sind in einem wieder zu verschließenden Beutel verpackt.

Die sehr dünnen und klaren Glasteile sind separat verpackt. Eduard hat hier wieder mal mitgedacht und (wie bei der alten Fw 190-Reihe auch) für die geöffnete Haube extra ein schmaleres Teil beigelegt, da ja die Abdeckung der Fw 190 beim nach hinten schieben schmaler wurde. Bei den Glasteilen finden sich sogar die Panzerscheiben für A-8/R8 Rammjäger.

Unterschiede zum alten Kit bestehen naturgemäß vor allem beim Rumpf im vorderen Bereich, das Seitenleitwerk erscheint außerdem schlanker. Weiterhin fehlen natürlich die prominenten Aussparungen für die Waffen im Flügel-Rumpf-Übergang. Der Motor besteht nur noch aus einem Relief, was wegen der engen Motorhaubenöffnung und dem Lüfterrad vollkommen ausreichen dürfte. Die neuen Räder mit und ohne Profil haben jetzt separate Felgen, so dass die Bemalung einfacher wird. Leider gibt es keine abgeflachten Räder.

Zahlreiche andere Teile wandern laut Teileplan in die Restekiste, ein sicherer Hinweis darauf, dass Eduard plant, auf diesen Formen basierend eine ganze Serie von Fw 190-Bausätzen der verschiedenen Varianten zu entwickeln. Zum Beispiel finden sich zwei verschiedene Cockpit-Basisplatten mit jeweils unterschiedlichen Klappen im Bereich hinter dem Sitz, drei verschiedene Kopfpanzer, Propeller mit schmalen Metall- und breiten Holzblättern, drei verschiedene Abdeckungen für die Rumpfwaffen, wobei die für die A-4 natürlich kürzer ist, Bombenträger in verschiedenen Längen, drei Lüfterräder für den Motor mit 12 bzw. 14 Schaufeln, zwei Zusatztanks, Radarantennen für Nachtjagdversionen, eine Bombe sowie viele andere Kleinteile in jeweils mehreren Varianten. Die Bauanleitung gibt zwar genau Auskunft, welche Teile verbaut werden sollen, aber dennoch besteht sicher eine gewisse Verwechslungsgefahr bei den vielen ähnlichen Teilen.

Die farbige Hochglanz-Bauanleitung führt auf 16 Seiten mit klaren Darstellungen durch den Bau.

Bemalung: Wie immer liegen dem Kit fünf Decalversionen samt Wartungshinweisen bei:

  1. Focke Wulf Fw 190A-4 W.Nr.746, "gelbe 4" von Oblt. S. Schnell, Kommandeur 9./JG 2, Vannes-Meucon, Frankreich Januar 1943, in RLM 74/75 über RLM 76 mit gelber Motorhaubenunterseite und gelbem Ruder;
  2. Focke Wulf Fw 190A-4 "schwarzer Doppelwinkel", Major J. Trautloft, Kommandeur JG 54, Sowjetunion, Anfang 1943, Tarnung wie Variante A, zusätzlich mit abwaschbarer Wintertarnung und gelber Motorhauben-Unterseite, gelben unteren Flügelspitzen und gelbem Rumpfband im Bereich des Balkenkreuzes;
  3. Focke Wulf Fw 190A-4 W.Nr.749, "gelbe 1", Oblt. E. Rudorffer, Kommandeur 6. JG 2, Sidi Ahmed, Tunesien, Dezember 1942, in RLM 79 über RLM 76 mit schwarz-weißem Propeller, weißem Rumpfband und gelbem Ruder;
  4. Focke Wulf Fw 190A-4 W.Nr.760, "schwarze 18", Fw. R. Eisele, 8./JG 2, Brest-Guipavas, Frankreich Januar 1943, Bemalung wie Variante A;
  5. Focke Wulf Fw 190A-4 "weiße 10", Oblt. W. Nowotny, Kommandeur 1./JG 54, Staraja Russa, Sowjetunion, März 1943 in Splittertarnung in Grün und Braun mit fleckiger Wintertarnung und weiß gelber Motorhauben-Unterseite, gelben unteren Flügelspitzen und gelbem Rumpfband im Bereich des Balkenkreuzes.

Die Farbangaben beziehen sich wie immer auf die Sortimente von Gunze. Für die Platzierung der Wartungshinweise gibt es eine Extraseite mit Hinweisen, dito für die Lackiermasken.

Fazit: Eduard hat es wieder getan! Was nicht den Ansprüchen der Hersteller entspricht, wird ersetzt! Ich denke, Eduards Mut wird belohnt werden und der neue Bausatz wird sicher bei den Modellbauern gut ankommen. Die Qualität ist auf höchstem Niveau, dass man sich vom Over-Engeneering der alten Serie verabschiedet hat, wird sicher honoriert werden. Dieser Kit ist aber definitiv nichts für ungeduldige Modellbauer. Wegen der zahlreichen kleinen Teile kann man ihn eher Modellbauern mit etwas Erfahrung empfehlen.

Utz Schißau, Berlin (November 2017)

Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Eduard oder bei den bekannten Online-Anbietern