Focke-Wulf Fw 190 D-9 späte Ausführung

eduard 8189 – 1/48

Vorbild: Über die Geschichte der Focke-Wulf 190 gibt es nicht mehr viel Neues zu berichten. Der Einbau des Junkers 213 Motors an Stelle des BMW 801 für die Version D gilt als eine der gelungensten Kombinationen im Jagdflugzeugbau des zweiten Weltkrieges überhaupt, vergleichbar mit dem Wechsel vom Allison zum Rolls-Royce-Merlin bei der amerikanischen P-51 Mustang. Die "Dora" war ein Flugzeug, das in jeder Hinsicht den alliierten Maschinen ebenbürtig war.

Gegen Kriegsende kam es durch logistische Hindernisse und Materialmangel häufig zu Lieferengpässen. Für eine Weiterentwicklung der Fw 190, die Tank Ta 152 hatte man, um Aluminium zu sparen ein Leitwerk aus Holz entwickelt, das außerdem eine größere Fläche und demzufolge andere Form als das der originären 190 D hatte. Es scheinen mindestens drei Fw 190 D-9 aus unbekannten Gründen, vielleicht in Ermangelung des Originalteiles, mit dem Leitwerk der Ta 152 gebaut worden zu sein, zwei davon sind mit Fotos belegt, eine nur schriftlich (Quelle: Bauanleitung)

Modell: Eduard setzt mit dieser exotischen Variante seine exzellente FW 190 D—Serie mit einem neuen Bausatz aus seiner Profi-Pack-Reihe fort. Um dem Kaufinteressenten wie bei den Profi-Packs üblich reichlich Auswahl zu bieten, finden sich fünf Markierungsvarianten im großen stabilen Stülp-Karton. Da es aber wie erwähnt nur zwei bzw. drei belegte Maschinen dieser Version gab, haben die Tschechen Decals für zwei weitere FW-190 D-9 mit "normalem" Leitwerk beigelegt. Dazu ist folgerichtig auch der "alte" Rumpf noch einmal beigelegt worden! Und, um an dieser Stelle alle zu beruhigen, die an "Modulo-Phobie" leiden: Ja, beide Rümpfe sind komplett, es gibt absolut nichts zu sägen oder zu spachteln!

Für ausgiebigen Modellbauspaß finden sich im stabilen Karton gut verpackt ca. 150 Bauteile in Olivbraun und Klar (und sie sind klar!). Die Qualität ist wie gewohnt vom Feinsten, perfekter Guss ohne Sinkstellen oder Auswerfermarkierungen. Die Haubenteile liegen wie bei Eduards anderen 190er-Bausätzen doppelt vor: offen und geschlossen. Dazu muss man wissen, dass bei der Focke-Wulf 190 die Schiebehaube wegen des sich nach hinten verjüngenden Rumpfes flexibel war und beim Aufschieben schmaler wurde, eine Tatsache, die man bisher höchstens mit dünnen Vakuhauben realistisch nachbilden konnte. Frühe Fw 190-Hauben waren flach, spätere gewölbt, um dem Piloten bessere Sicht zu ermöglichen. Eduard hat auch dies berücksichtigt, und dem Kit beide Versionen mitgegeben. Somit hat man alles zusammen, um auch frühere Versionen der Dora-9 mit dem ursprünglichen Leitwerk und flacher Haube aus dem Kit entstehen zu lassen.

Soweit das Plastik. Wie bei Eduard üblich liegen bedruckte Fotoätzteile aus eigener Produktion bei zur vielfachen Verfeinerung des Modells. Der Hersteller lässt aber dem Fotoätzteilen abgeneigten Modellbauer (so etwas soll es tatsächlich geben!) die Wahl. So liegt das Instrumentenbrett einmal mit fein geprägten Anzeigen und Instrumenten-Decal bei oder in flacher Version als Rückenteil für ein Ätzteil-Sandwich. Weitere Ätzteile stellen die Seitenkonsolen, Ruderpedalen, Gurtzeug dar. Ein kleiner Wermutstropfen ist das Fehlen eines fotogeätzten Sitzes.



Dafür stellen die Fahrwerksschächte ein echtes Highlight dar. Es dürfte bekannt sein, dass die mit dem Jumo ausgerüsteten Maschinen , vermutlich aus Kühlungsgründen einen nach hinten und unten offenen Motorraum hatten, so dass die Rückseite des Motors und Hilfsaggregate durch den Fahrwerkschacht zu sehen sind. Eduard bildet daher die sichtbaren Teile nach. Allerdings handelt es sich nicht um eine komplette Motornachbildung und die Motorhaube bleibt zu.

Offen oder geschlossen dargestellt werden können aber die Waffenschächte sowohl auf dem Rumpf als auch in den Flügelwurzeln. Für beide Varianten gibt es jeweils spezielle Teile. Die Kritik, die nach Erscheinen der ersten Bausätze der A-Reihe laut wurde, dass man die Schächte nur mit viel Umbau-aufwand geschlossen darstellen könne, hat hier wohl gefruchtet. Sehr schön sind auch die separaten Quer- und Seitenruder, deren Rippenstruktur sehr zurückhaltend nachgebildet wurde. Weitere Optionen sind frühe und späte Räder sowie offene und geschlossene Lüftungsklappen am Kühler. Wer mag, kann auch noch ein ETC anbauen und eine Bombe oder einen Zusatztank dranhängen. Für die Faulen unter uns, zu denen ich mich definitiv zähle, gibt es Eduard sei Dank auch noch Maskierfolien und zwar die besonders flexiblen von der Sorte mit offenem Mittelbereich, der noch mit Maskol o.ä. abzudecken ist.

Decals liegen bei für drei Maschinen mit Holzleitwerk und zwei weitere mit dem konventionellen Heck. Alle Maschinen sind in RLM 76 über alles mit Segmenten und Rumpfoberseiten in RLM 81 und bei W.Nr. 213097 mit RLM 81 und RLM 82 an Rumpf und Leitwerk gehalten, die Unterseiten teilweise in Naturmetall, so wie es Deboeck, Larger und Poruba beschreiben. Die Bemalungsanleitungen sind als Vierseitenansichten hochwertig farbig gedruckt und die Farbbezeichnungen beziehen sich auf Gunze.



Die Abziehbilder dieses Bausatzes sind wieder bei Cartograf produziert und von sehr guter Qualität. Sie erlauben die Darstellung von 5 verschiedenen Bemalungsvarianten:

  1. Fw 190 D-9 "braune 4" W.Nr. 500647, 7./JG 26, Hustedt, Februar - April 1945 (Spatenleitwerk)
  2. Fw 190 D-9 "schwarze 6" W.Nr. 500645, III./JG 2, Altenstadt, Ma1 1945 (Spatenleitwerk)
  3. Fw 190 D-9 "gelbe 6" W.Nr. 500648, 9./KG(J)27, Ostmark, April 1945 (Spatenleitwerk)
  4. Fw 190 D-9 "gelbe 15" W.Nr. 500666, II./JG 301, Erfurt-Nord, Mai 1945 (Standardleitwerk)
  5. Fw 190 D-9 "weiße 11" W.Nr. 213097, 10. oder 13./JG 51, Flensburg, Mai 1945 (Standardleitwerk)

Fazit: Alles in allem hat Eduard hier einen weiteren echten Knaller aus seiner Fw 190-Reihe vorgelegt, wenn auch das Thema dieses Profi-Packs sicher nur den hartgesottenen Dora-Freak wirklich begeistern dürfte. Die Möglichkeit ohne Umbauten auch frühere Varianten aus diesem Kit zu bauen macht ihn dann aber doch wieder für breitere Schichten interessant.

Die gebotene Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis sind m. E. über jeden Zweifel erhaben. Ich sehe allerdings schon ein paar Nörgler die eine oder andere Linienführung bekritteln, aber das sollte uns, das gemeine Fußvolk, nicht abhalten, diesen Kit mit Begeisterung zu bauen!. Aufgrund der hohen Teilezahl und der optional zu verarbeitenden Fotoätzteile würde ich den Bausatz nur jemandem mit Erfahrung empfehlen.

Utz Schißau, Berlin (Mai 2011)

Literatur:

Ryle, E. Brown und Malcolm Laing
Walk Around Fw 190D
Squadron/Signal Publication
Marc Deboeck, Eric Larger u. Tomás Poruba
Focke-Wulf Fw 190D, Camouflage & Markings Part II
JaPo
Hermann, Dietmar
Focke-Wulf Ta 152, Der Weg zum Höhenjäger
Aviatic Verlag