Petljakow Pe-2
"Peshka"

Eduard 11112 - Limited Edition - 1/48

Vorbild: Die Petljakow Pe-2 ist ein sowjetisches Mehrzweckflugzeug aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Der Ganzmetalltiefdecker besaß ein Doppelleitwerk, um dem Beobachter freies Schussfeld nach hinten zu ermöglichen, und ein einziehbares Heckspornfahrwerk. Die Kabine war nicht druckbelüftet. Von den Besatzungen erhielt das Flugzeug den inoffiziellen Namen „Peschka“, russisch für den Bauern im Schachspiel.

Wladimir Petljakow führte diesen Entwurf in Gefangenschaft im Konstruktionsbüro KB-29 aus, wohin er nach seiner Verhaftung im Zuge des Großen Terrors gebracht worden war. Das Flugzeug basiert auf dem Entwurf eines schweren, zweisitzigen Langstrecken- und Höhenjägers mit der Projektbezeichnung „Samoljot 100“ von 1938. Während der Projektierung des auch als WI-100 bezeichneten Typs erging 1940 die Forderung, das Modell zum dreisitzigen Höhenbomber umzuarbeiten, was kurz darauf nochmals zum Sturzbomber mit der Bezeichnung PB-100 umgeändert wurde. Hauptmerkmale im Gegensatz zur WI-100 waren die geänderte Kanzel und die verglaste Unterseite des Rumpfbugs.

Am 22. Dezember 1939 führte Pjotr Stefanowski den Erstflug durch. Die Produktion lief im Januar 1941 in den Moskauer Flugzeugwerken Nr. 22 und Nr. 39 an. Im September selben Jahres verfügten die sowjetischen Luftstreitkräfte bereits über 462 Pe-2, deren Zahl bis zum Jahresende trotz der Fabrikverlegungen nach Kasan und Irkutsk um weitere 1405 Exemplare vergrößert werden konnte. Insgesamt wurden 11.426 Maschinen hergestellt.

Mit dem Beginn des deutschen Angriffes auf die Sowjetunion stand die Pe-2 im Kriegseinsatz. Haupteinsatzaufgabe war die Unterstützung der Bodentruppen. Von deutschen Truppen erbeutete Pe-2 wurden von der Luftwaffe in Rechlin erprobt und als eine der modernsten sowjetischen Konstruktionen anerkannt. Auch die finnische Luftwaffe erhielt erbeutete Pe-2 und setzte sie im Kampf ein. Die robuste Zelle ließ es zu, dass die Maschine als Sturzkampfbomber verwendet werden konnte. Sie wurde ab 1944 zunehmend durch die Tupolew Tu-2 verdrängt. Die Pe-2 wurde auch in der Tschechoslowakei als B-32, in Polen sowie in Jugoslawien eingesetzt.

Das Muster wurde während des Serienbaus ständig modernisiert und als Aufklärer, Schlachtflugzeug, leichter Bomber und Nachtjäger eingesetzt. Nach Petljakows Tod im Januar 1942 übernahm zunächst A. I. Putilow, ab Juni 1943 dann Wladimir Mjassischtschew die Produktionsleitung und entwickelte weitere Versionen sowie auf der Pe-2 basierende Weiterentwicklungen. So entstand eine große Zahl von Varianten (etwa 20) sowie auch einige grundlegend vom Urmuster abweichende Weiterentwicklungen, die zum Teil erst nach dem Zweiten Weltkrieg den Truppendienst erreichten. Mit der Pe-2 wurden am 24. Juli 1947 durch Gawril Kondraschew erstmals in der Sowjetunion Versuche mit einem Katapultsitz durchgeführt. Noch 1949 waren Pe-2 als Übungsflugzeuge für die Schulung im Instrumentenflug in der Sowjetischen Besatzungszone im Einsatz.

Bausatz: Als Limited Edition legt Eduard hier den guten Bausatz der Pe-2 von Zvezda wieder auf, natürlich mit den Eduard-typischen Updates. Die Spritzlinge von Zvezda sind in einer Tüte verpackt, lediglich die Klarteile sind in einem separaten Zip-lock Beutel geschützt untergebracht und so vor gegenseitiger Beschädigung geschützt. Dazu gibt es Fotoätzteile, Resinteile für Propeller und Räder, Masken und ein schöner Decalbogen, der eine Auswahl von Begemots Bemalungsvarianten aus dem Satz 48-041 allerdings wurden diese von Cartograf gedruckt.

Zu den Plastikteile gibt es nicht viel Neues zu berichten. Die äußeren matten Oberflächen haben feine Nietreihen und versenkte Gravuren. Hier muss man schon aufpassen nicht alles mit den Lackschichten zuzukleistern. Auch innen kann der russische Bausatz punkten. Eine Vielzahl von fein gestalteten Teilen hilft bei der Detaillierung vom Cockpit bis zum Heck. An dieser Stelle greifen die Zusatzteile von Eduard und verbessern das Cockpit deutlich. Der linke Motor kann ohne Motorhauben gebaut werden und ist ebenfalls schön detailliert.

Grundsätzlich sieht Zvezda zwei Bauoptionen vor: im Flug (eingezogenes Fahrwerk) und im Stand. Eduard verzichtet aber auf die erste Option in der Bauanleitung, so dass man ggf auf die Zvezda Anleitung zurückgreifen muss. Doch es gibt auch viele kleine weitere Alternativteile. Höhen und Seitenruder sowie die Querruder liegen separat bei und können ausgelenkt dargestellt werden. Die Sturzflugbremsen nicht. Die Vorderkantensegmente der Außenflügel liegen als je ein Teil bei. Nach meiner Ansicht hatte die Pe-2 keine Vorflügel, daher ist dies wohl nur eine Maßnahme zur Optimierung der Spritzgussformen (Stichwort Angüsse).

Auch der Bombenschacht kann offen oder geschlossen dargestellt werden. Eine entsprechende Bewaffnung liegt bei, wie auch Bomben und Halterungen für die Flügelwurzel. Außerdem liegt eine dreiköpfige Besatzung bei, die recht ansprechend modelliert ist. Hier legt Eduard noch mal eine Option drauf, denn durch das klare Resinteil ist eine spätere Variante - ab Produktionslos 359 - der Pe-2 baubar. Diese wird für die Bemalungsoptionen A und E benötigt.

Die Klarteile gaben schon Anlass zu Kritik. Diese ließen sich nicht mit Future beschichten. Nach meiner Meinung ist dies auch nicht zwingen nötig. Im Eduardbausatz sind sie jedenfalls sehr klar und dünn und dazu noch etwas flexibel, was vielleicht beim Anbau hilft. Natürlich gibt es im Eduardbausatz passend vorgeschnittene Masken. Die Resinteile für Propeller mit Spinner und die Reäder ersetzen einfach die Bausatzteile. Die Räder dürften gerne auch separat erscheinen, denn sie sind dem Original sehr schön nachgebildet.

Die Bauanleitung ist sehr gut gestaltet. Alle Schritte sind klar gegliedert und nicht so eng wie in der Anleitung von Zvezda. Richtig kompliziert wird es nur, wenn man auch den zusätzlichen Detailsatz von Eduard verwenden, sowie die Brassin Abwehrwaffen für die beiden Bordschützen.

Der Eduardkit bietet wie fast immer 5 Bemalungsoptionen. Die Tarnschemen wurden von Begemot recherchiert, so das zumindest eine russische Quelle dafür verantwortlich zeichnet, was aber nicht heißen muss, dass alles korrekt ist...

  1. Pe-2 (Produktionslos ab 359) "gelbe 5 - Sa Borisa Safonowa!" 40. BAP Lutstreitkräfte der Schwarzmeerflotte, Pilot: Olt. Eugenii Sedow (Stiefbruder Boris Safonows, daher mit entsprechender Bemalung)
  2. Pe-2 (späteres Produktionslos WNr. 3/220) 161. GBAP, 2. Gardebombenfliegerkorps Sowjetische Luftstreitkräfte (WWS RKKA) Winter 1943/44
  3. Pe-2 (Produktionslos ab 205) "weiße 33 - Leningrad" 36 GBAP, 276 BAD Sowjetische Luftstreitkräfte, Leningrad Front Dezember 1944
  4. Pe-2 (Produktionslos ab 205) Generalmajor Iwan Polbin, Kommandeur des 6. Bombenfliegerkorps. General Polbin fiel bei einem Angriff auf Breslau am 11. Februar 1945 in dieser Maschine. Eduard hat in der Info 12/2017 einen kleinen Artikel dazu publiziert: Polbin (pdf - Auszug aus dem Newsletter).
  5. Pe-2 (Produktionslos ab 359) "Sabaikalskii Komsomolez" 1. GBAD Sowjetische Luftstreitkräfte, Deutschland 1945

Die Abziehbilder sind mit Recherche von Begemot und Ausführung von Cartograf über jeden Zweifel erhaben. Was besseres kann man für die Pe-2 sicher nicht bekommen. Etwas anderes schon, denn der bereits genannte Begemot Bogen erlaubt die Darstellung von 108 Vorbildern.

Fazit: Ein wirklich rundum gelungenes Paket von Eduard. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut, auch wenn die Brassin Abwehrwaffen separat verkauft werden. Sehr empfehlenswert!

Steffen Arndt, Barsinghausen (Dezember 2017)