Messerschmitt Me 410A-1

FineMolds FP12 Spritzguss - 1/72

Aufgrund des Erscheinens der drei verschiedenen Hornissen -Baureihen FineMolds Bausätze im Jahre 1996, musste die bisherige Messlatte im Standartmaßstab beträchtlich angehoben werden. Zusammen mit dem ein Jahr später herausgebrachten Nachtbomber-Bausatz, gelang es dem japanischen Anbieter, genau 20 Jahre nach Erscheinen des eher simpel gestrickten Matchbox-Kits, nämlich einen Meilenstein zu setzten. Kein Wunder also, dass sich später selbst die Firma Eduard bei Einführung ihrer Me 410-Reihe eben dieser Formen bediente. Wohl versuchte Italeri, nachdem sie zunächst eine Me 210 herausbrachten, an jenen hohen Standard anzuschließen. Bilek beließ es ja bei dem glücklosen Zerstörer-Vorgängertyp. Jedoch konnten beide FineMolds aber nicht das Wasser reichen. Zumindest hatten sie sich auch der 210 angenommen die ja bis dato in 1/72 noch gar nicht umgesetzt worden war.



FineMolds indes hatten einen durchgängig üppig detaillierten Bausatz, bestehend aus zwei Haupt-Gussrahmen mit mehreren variabel gehaltenen Zubehör-Spritzlingen, geschaffen. Daran befinden sich die jeweils notwendigen Abwurfwaffen, Waffenwannen, Bordkanonen etc., der betreffenden Baureihen. Dabei wurde offenbar lediglich ein Klarsichtteil für den Landescheinwerfer vergessen. Abgesehen von diesem Fauxpas bietet man hier In bester Tamigawa-Manier aber wirklich ein Höchstmaß an feinstem versenkt dargestellten Oberflächenbesatz. Dies gilt insbesondere auch für den Innenraum. Auf die Seitenkonsolen können zusätzlich sogar noch Decals angebracht werden, welche jedoch aufgrund der darauf hervortretenden Quader vielleicht nicht hinreichend plan fixiert werden könnten.



Für die Enden der Turbolader-Lufteinläufe gibt es Ringe, um so eine Aushöhlung plus Tiefeneffekt suggerieren zu können. Löcher für Antennenmasten oder Mündungsöffnungen müssen hingegen selbst gebohrt werden. Dadurch bleiben diese Teile unversehrt und können so auch in den Kits der anderen Baureihen verwendet werden. Den Bugbereich gestaltete man aus einem Klarsichtteil wodurch an dieser Stelle ein kniffliges Einkleben der Fensterscheiben entfällt. Aufgrund der modularen Konzeption kann das eine oder andere Alternativteil übrig bleiben. Beim hier besprochenen Bausatz mit seinen zwei identischen Rähmchen mit den Bomben, wäre dies konkret eine Halterung.

Die Gussqualität bewegt sich leider auf keinem Top-Niveau, denn neben Grat findet man nämlich nicht nur ein paar feine Sinkstellen sondern auch einige sichtbare Auswerfermarken. Glücklicherweise können diese äußerst flachen Mulden oder Zapfen auf dem Cockpitboden und in den Radschacht-Einsätzen jedoch problemlos beseitigt werden. Während jene an den Auspuffbögen schon etwas mehr Schleifarbeit erfordern. Die auf schwerem Maschinenbüttenpapier gedruckte Bauanleitung führt in zehn Schritten zum Ziel.

FineMolds verweist innerhalb der Bemalungsanweisungen auf das Gunze-Farben-Sortiment sowie RLM-Farbtöne. Bei der Me 410 war der Innenraum jedoch wohl eher schon in RLM 66 also Dunkelgrau gehalten, sodass man die teilweise vorhandenen Angaben Grüngrau RLM 02 mit Vorsicht genießen sollte. Die vielen Hinweise auf Japanisch sollten alle (hoffentlich) ins Englische übersetzt worden sein. Wodurch der Zusammenbau also problemlos vonstattengehen dürfte. Auf Druckfehler wurde auf zwei beiliegenden Zetteln verwiesen.

Bei den aktuellen Auflagen, die ja nun noch eine größere Variantenauswahl pro Box offerieren, wurden die BAs nachgebessert (bzw. korrigiert) und zusätzlich auch um Hinweise in Deutsch ergänzt. Die ersten Boxings erhielten bekanntlich, abhängig von Baureihe sowie Preis, teilweise lediglich Decals für nur zwei Vorbildmaschinen aber jedoch vollzählige Wartungshinweise und Stencils. D.h. es gibt diese zu einem für alle angebotenen Baureihen kompletten Sortiment an konkreten Balkenkreuzen. Weiterhin wird jeweils ein kleinerer Bogen mit den zwei oder drei gewählten Kennungen mitgeliefert. Aufgrund solch großzügiger Ausstattung kann dann auch mal auch ein ganzer Satz Hoheitszeichen übrig bleiben. Die aktuellen Ausgaben wurden dann allerdings wie erwähnt in Punkto Markierungsoptionen nunmehr aber noch reichhaltiger ausgestattet.

Die achtbaren, leider bereits verstorbenen, Kollegen Jörg Schlegel und Rolf Blattner fanden die Cowlings etwas zu wuchtig geraten. Jörg präsentierte uns daraufhin mit der sehr aufwendigen Verkleinerung dieser Teile in der ModelFan einmal mehr eines seiner modellbauerischen Kabinettsstückchen. Während Rolf diesbezüglich lieber die Teile des Matchboxkits verwendete. Auch fand er heraus das die Motorengondeln hier eher rechtwinklig zur Horizontalachse ausgeformt wurden anstatt zu der Tragfläche, welche ja leicht etwas nach oben angewinkelt war. Dies fällt meiner Meinung aber fast gar nicht auf, genauso wie eigentlich auch die leicht größere Kontur selbst nicht allzu stören sollte.

Fazit: Am Ende des Tages bleibt also mehr oder minder erwartungsgemäß festzuhalten, dass die Fine Molds Hornissen (bislang) nun mal die besten Kits in 1/72 repräsentieren. Obgleich es abgesehen vom stolzen Preis aber durchaus einige Schönheitsfehler gibt.

N.(April 2020)