Westland Wessex HU.5

Fly 32011 - 1/32

Vorbild: Wem die Wessex wie eine Sikorsky S-58, oder militärisch HU-34 vorkommt, der liegt völlig richtig. Die S-58 war einer der robustesten und sichersten Hubschrauber überhaupt, und so übernahm die britische Firma Westland die Lizenzrechte von Sikorsky um die Grundkonstruktion mit eigenem Triebwerk und Avionik zu versehen. Das führte zu den markanten Bugformen mit denen sich die Wessex von ihrem amerikanischen Original unterschied. Den Namen Wessex bekam die WS-58, weil die Firma Westland sich im Gebiet Yeovil, damals Wessex, einem alten angelsächsischen Königreich befindet. Als die Wessex 1957 zum ersten Mal auf den "Inseln" abhob, waren die viele Varianten mit unterschiedlichen Aufgaben, sei es im zivilen oder militärischen Bereich, noch nicht absehbar. Zuerst galt es eine passende Navigationsausrüstung zur automatischen Flugwegverfolgung zu finden, die ein Verharren an bestimmten Orten ermöglichte, um z.B. die Wege von Schiffen zu beobachten. Das gelang 1964 mit der Wessex HAS MK 3, die auch im Falklandkrieg eingesetzt wurde. Jedenfalls war das britische Muster der S-58 so sicher und robust, dass auch das Haus Windsor den Helikopter als "Queens flight" betreibt. Nach und nach wird der mittlere Mehrzweckhelikopter aber durch die Westland Augusta "Merlin" ersetzt.


Wessex startet von Kennsington Palace, 1995

Bausatz: Es ist kaum zu glauben, da hat eine kleine Firma mal einfach beschlossen, ein paar Lücken in diesem Großmaßstab zu füllen. Gemessen an der Wirtschaftlichkeit bei dieser Branche und dem Überangebot an sogenannten Mainstream Bausätzen, ein mutiger Schritt, um in der oberen Liga mitzuspielen.



Nach dem Öffnen des attraktiven Stülpkartons mit dem schönen Wessexfoto der 781. Naval Air Squadron, überwältigen den Modellbauer 269 Teile (inclusive Klarsichtteile) aus Kunststoff, 78 Kunstharzteile und zwei Platinen mit zusammen 180 Messingätzteilen.

Eine wahre Augenweide sind die Gravuren am Rumpf. Viele Strukturen und fein versenkte Nieten die das Original der Maschine perfekt wiedergeben. Alle Plastikteile sind, obwohl im Short-Run Verfahren hergestellt, sauber und gratfrei. Passstifte haben die Teile nicht, und der Bugbereich ist etwas trickreich mit dem Hauptrumpf zu verbinden. Das Heck lässt sich auch eingeklappt anbauen. Alles Innere ist vorhanden. Die vier Rotorblätter sind so an ihren Spritzrahmen befestigt, dass sie originalgetreu durchhängen.



Die Metallteile vervollständigen winzige Beschläge im äußeren und inneren Bereich des Rumpfes. Außerdem sorgen sie auch für eine ausgefeilte Detaillierung am Rotorkopf. An der kleineren Platine befinden sich die diversen Kühlergrills und die hintere Kühlluftjalousie.



Aus Kunstharz sind z.B. Räder, der Rotorkopf, die Sitze und auch das Rotorkopfservosteuerungsgehäuse gefertigt.



Ein netter Trick ist es, die Kühlerumfassung für den Motor am Bug des "Helis", mit der roten Schutzplane zu versehen. Ferner sind auch das hintere Ölkühlerablaufgitter sowie viele Details im Cockpit aus Resin hergestellt. Dazu gehören die Überkopf-und die Mittelkonsole. Und so geht es weiter an Details. Für die Gestaltung der Kabine hat sich Fly ausgedacht, die Sitze als Rahmen zu erstellen, auf den dann die beim Original aus blauen Zeltplanen bestehenden Sitzflächen aus Papier angepasst werden. Auch mit sämtlichen Gurtzeug wird so verfahren. Natürlich befinden sich die nötigen Schnallen und Beschläge an den Ätzteileplatinen.



Der große Decalbogen erlaubt erst einmal eine von vier vorgeschlagenen HU-5 Wessex Helikoptern, wie sie die britische Royal Navy verwendet. Allerdings liegen dem Bausatz auch die notwendigen Teile bei, um eine Wessex HC.2 der Royal Air Force zu erstellen. Der Decalbogen hat aber nur die Kennungen für die Navy Variante. Nur den Schriftzug Royal Air Force gibt es und auch den passenden Anti-Rutsch-Belag auf dem Rumpfrücken.



Bemalung: Neben der Bauanleitung in Heftform liegt für die Gestaltung des Modells ein großes Blatt mit Farbrissen für vier Decalvarianten bei. Neben der schon erwähnten Green Parrot, (grüner Papagei) lässt sich eine Wessex von der Colerne Air Base , Dunkelblau und Rot lackiert, eventuell mit der Darstellung des "Union Jack", also der britischen Flagge am Bug bauen. Dann gibt es noch die gelbe XS482 wie sie im RAF Manston History Museum zu bewundern ist. Als letzte Variante ist ein Veteran aus dem Falkland Krieg1982 zu bauen. Die steht heute im Fleet Air Arm Museum, ganz in britischen Oliv getarnt. Alle "Helis" waren für Rettungsaufgaben vorgesehen. So ist natürlich auch die Winde rechts über der Kabinentür im Bausatz enthalten. Das Farbblatt weist auch auf die vielen Stencils hin, die an den Hubschraubern angebracht waren.

 

Fazit: Erfahrungsgemäß machen solche komplexe Bausätze noch Nacharbeit erforderlich. Darauf sei hingewiesen. Der erfahrene Modellbauer, wird mit dem Modell der Wessex, ein einzigartiges Modell eines klassischen Helikopters bekommen.

Unser Dank geht an Jiri Valek von Fly für den schönen Bausatz.

Jürgen Bauer, Berlin (Dezember 2015)

Wessexfoto: Jürgen Willisch