Nakajima E8N1 Typ 95

Hasegawa JT97 - 1/48

Umfang: 116 Plastikteile + Naßschiebebilder
Preis: ab ca. € 29,- aufwärts zzgl. Porto & Verpackung

Das Original: Als die Kaiserlich Japanische Marine 1933 einen dringenden Bedarf nach einem Nachfolgemuster für die E4N feststellte, wurde nach einem ausgeschriebenen Verfahren wieder Nakajima mit dem Fertigungsauftrag bedacht. Die Mitbewerber Aichi und Kawanishi konnten nicht mithalten. Im Oktober 1935 begann die Serienfertigung die 1940, nach 755 gebauten Maschinen des Typs E8N1 und E8N2, endete. Rein äußerlich unterschieden sich die beiden Versionen nicht sehr voneinander. Die spätere Version verfügte lediglich über eine stärkere Version des Nakajima Kotobuki Kai Motors, dessen Einbau an einen kleinen zusätzlichen Ölkühler unter dem Vorderrumpf erkennen kann. Desweiteren war der Cockpitausschnitt des Beobachters nach vorne vergrössert worden. Die "Dave" tat auf allen Schlachtschiffen, 16 Kreuzern und 5 Seeflugzeugtendern ihrer Zeit Dienst.

Ihr Einsatzprofil reichte von Aufklärungsflügen über Feuerleit- bis hinzu leichten Sturzkampfeinsätzen. Leistungsfähigere Typen wie die Aichi E13A "Jake" oder die Mitsubishi F1M "Pete" verdrängten die "Dave" nach Ausbruch des Pazifik-Kriegs, nach und nach, in die zweite Reihe wo sie noch bis Kriegsende Dienst taten.

Eine einzelne E8N1 schaffte es sogar an Bord eines deutschen Hilfskreuzers. Der deutsche Marineattaché in Japan und "Admiral Ostasien", Paul Wenneker, erwarb die Maschine und ließ sie von der "Münsterland" nach den nördlichen Marianen bringen, wo sie am 1. Februar 1941 bei den Maug Inseln an HSK-1 "Orion" übergeben wurde. Die Maschine ersetzte dort die Arado 196 A-1 der "Orion", die nicht mehr flugtauglich war. Sie führte 38 Einsätze durch und ging schliesslich, nach einem Überschlag beim Start, am 26. Mai 1941 vor Madagaskar verloren. Die Besatzungsmitglieder, Oberleutnant z.S. Claus von Winterfeldt und Oberflugmeister Päßler, konnten gerettet werden. An Bord von "Orion" führte man eine Vergleichsstudie zwischen der Arado und der "Dave" durch, die zu dem Schluß kam, dass die "Dave" zwar generell besser für den Einsatz geeignet war, aber aufgrund der schwachen Bewaffnung (die deutschen Bombenschlösser konnten nicht an der "Dave" montiert werden) eine geringere Kampfkraft aufwies.

Eine zweite E8N wurde für den Hilfskreuzer "Stier" als Ersatz für dessen zwei Arado 231 Faltflugzeuge, die sich abermals als untauglich erwiesen hatten, beschafft. Die "Tannenfels" brachte diese "Dave" zu einem Rendezvouspunkt im Südatlantik. Dort wurde die Maschine eingehend inspiziert und abgelehnt, da sie in einem zu schlechten Zustand war. Sie verblieb also auf "Tannenfels" und dort verliert sich ihre Spur.

technische Daten (E8N1)
Länge: 8,81 m
Spannweite: 10,98 m
Höhe: 3,84 m
Flügelfläche: 26,5 qm
Startgewicht: max.: 1900 kg
Motor: 1 x Nakajima Kotobuki 2 KAI 1 9 Zyl. Sternmotor mit 580 PS
Höchstgeschwindigkeit: 301 km/h
Reichweite: 904 km
Bewaffnung: 2 x 7,7 mm Lewis-MG (1 x beweglich, 1x starr)

oder

1 x manuel bedientes 7,92 mm MG 15 + 1x MG ? starr
Bombenzuladung: 2 x 30 kg

Der Bausatz: Glänzte Hasegawa in den letzten Jahren eher mit Decalvarianten alt-bekannter Bausätze der japanischer Militärfliegerei, kam mit der "Dave" mal wieder eine echte Neuheit in 1:48 auf den Markt. Interessant ist dabei, dass es nach der F1M "Pete" wieder ein Wasserflugzeug ist. Ginge es künftig so weiter, hätte ich mit dieser Produktpolitik kein Problem, denn mit der E13A "Jake" gäbe es noch mindestens ein bedeutendes Wasserflugzeug, das es zeitgemäß abzubilden gilt.

Der neue Bausatz besticht mal wieder durch ein überschaubare Anzahl an Bauteilen in excellenter Qualität. Wer braucht schon Bausätze mit 300 + X Bauteilen? Manches ist vereinfacht dargestellt, aber nicht so sehr, dass es ermsthaft zu bemängeln wäre.

Der Motor besteht aus eine Vorder- und einer Rückseite. An der Vorderseite ist die Hälfte der notwendigen Zündkabel, sowie die Stösselstangen anmodelliert. An der Rückseite sind die Kraftstoffzuleitungen, sowie etwas, was wohl auch Zündkabel sein sollen, bereits mit anmodelliert. Das mag manch einem als zu wenig erscheinen, allerdings ist die Motorrückseite, nach der Montage der Abgass-Sammelrohre und dem Einbau in die NACA-Haube, quasi unsichtbar.

Die Motorvorderseite verschwindet beinahe komplett unter einem durchbrochenen Abdeckblech, so dass auch von ihr nicht mehr viel zu sehen ist.

Das Cockpit kommt ebenfalls mit wenigen Bauteilen aus, was angesichts der kleinen Öffnungen auch kein Problem darstellt. Ein paar geätzte Gurte sind meiner Ansicht nach das einzige, was hier zur Verbesserung des Eindrucks fehlt.

Als Bordwaffe des Beobachters liefert Hasegawa das japanische Lewis-MG. Zwar hat man den Deckel des Stauschachtes im Rumpfrücken separat gefertigt, aber dennoch soll die Waffe verstaut, also praktisch beinahe unsichtbar, verbaut werden. Dementsprechend ist auch kein Tellermagazin dafür vorgesehen. Übrigens auch kein Hülsensammelsack! Wer also ein sichtbares Lewis-MG haben möchte, sollte sich eines mit Tellermagazin und Hülsensammelsack von einem Kleinserien-Hersteller besorgen. Allerdings fehlt dann auch der Stauchschacht selbst, denn Hasegawa hat dieses Mal, anders als bei der F1M "Pete", nichts dergleichen vorgesehen. Übrigens ginge auch ein MG 15, da die Japaner es in großer Stückzahl in Lizenz fertigten und es auch auf vielen Fotos von "Dave" und anderen Typen von Heeres- und Marineflugzeugen zu sehen ist.

Die Trag- und Steuerflächen weisen leider eine übertriebene Rippenstruktur auf. Anfangs vermutete ich Rippenverstärkungen aus Aluminiumstreifen, aber selbst in diesem Fall wäre die Darstellung zu extrem, denn keines der mir bekannten Fotos zeigt eine derart "grobe" Rippung! Man wird also entweder damit leben oder sich ein Lösung, wie zum Beispiel vorsichtiges und nicht vollständiges abschleifen, vornehmen müssen.

Der Zentralschwimmer verfügt über alle externen Verstärkungsprofile, sowie eine feine, versenkte Nietendarstellung, ebenso wie natürlich auch alle Blechbereiche des Rumpfes oder der Stützschwimmer. Für einen sicheren Stand des Modells empfehle ich den Einbau einiger Angelbleie weit vorne im Zentralschwimmer. Zwar verfügt der Bausatz auch über einen Stützbock, aber der sollte besser nur "Kulisse" sein, denn in jedem Fall ist es besser, wenn das Modell ohne die Stütze unter dem Heck des Zentralschwimmers von alleine im Slipwagen stehen bleibt.



Der Slipwagen selber ist ein kleines Modell für sich, mit dem man die "Dave" schön präsentieren kann. Toll wäre es aber, wenn irgendjemand mal ein Katapult und Katapultwagen für die japanischen Bordflugzeuge produzieren würde!

Der Decalbogen liefert Decals für die Instrumentenbretter und für zwei Maschinen aus dem japanisch-chinesischen Krieg. Die eine gehörte zum Schlachtschiff Kirishima, die andere zum Seeflugzeugtender Kamoi. Beide tragen den für diese Zeit typischen Anstrich bestehend aus Hellgrau, Braun und Grün. Decals für Beschriftungen des Slipwagens, wie man sie auf allen mir bekannten Fotos erkennen kann, sucht man allerdings vergebens.

Fazit: Die E8N1 "Dave" ist eine willkommene Bereicherung jeder Sammlung japanischer Marineflugzeug in 1:48. Einfach zu bauen und, wenn man die geätzten Verspannungsprofile verwendet, auch einfach zu verspannen. Platz für Verfeinerungen bzw. Verbesserungen gibt es zwar, aber auch ohne diese macht die "Dave" eine gute Figur. Uneingeschränkt empfehlenswert!

Olaf Krabbenhöft, Hamburg (September 2016)

Wir danken der Firma Faller für das Bausatzmuster