Avro Lancaster B. Mk. I / Mk. III

Hasegawa - Spritzguss - 1/72

Vorbild: Die Avro Lancaster kam als letzter der drei viermotorigen Bomber (Short Stirling und Handley-Page Halifax) Großbritanniens in Dienst. Sie war gleichzeitige das erfolgreichste Muster dieser Reihe. Bei Kriegsende waren ca. 1000 Exemplare bei der RAF in Dienst. Die Lancaster entstand als Weiterentwicklung der glücklosen Avro Manchaster, die an ihren unzuverlässigen Motoren litt. Avro verlängerte den Flügel der Manchaster und baute vier einzelne RR Merlin ein. Der Prototyp (als Manchaster Mk. III) startete am 9. Januar 1941 zum Erstflug. Ab Anfang 1942 ging sie bei der RAF in Dienst und flog ab März 1942 vorrangig Nachteinsätze gegen deutsche Städte. Wichtigste Serienversionen waren die Mk. I mit 3544 Exemplaren gefolgt von der Mk. III (mit Packard Merlin) mit 2990 Exemplaren. Von der Version mit Bristol Hercules-Sternmotoren wurden nur 300 Stück als Mk. II gefertigt. Die Lancaster Mk. IV war eine Weiterentwicklung mit stärkeren Triebwerken und umfangreicherer Radausrüstung und die Mk. VII war die letzte Serienversion. In Kanada entstanden ca. 400 Mk. X. Insgesamt wurden bis zum Ende der Produktion 7366 Lancaster gebaut. Die Parallelentwicklung als Transporter hieß York und hatte einen anderen Rumpf. Nach dem Krieg wurden einige Maschinen als Lancastrian (Fracht- und Passagierausrüstung) umgebaut. Die Weiterentwicklung als Bomber war die Avro Lincoln.

Bausatz: Der letzte neue Bausatz der Lancaster erschien 1980 bei Airfix und der Bausatz war damals das Maß aller Dinge. Hasegawa hat nach 25 Jahren diesen wichtigen Bomber des WK II zum Vorbild genommen und einen tollen Bausatz produziert. Die Oberfläche entspricht nach dem Ausrutscher Heinkel He 111 H/P dem Firmenstandard. Der Bausatz ist maßhaltig und frei von größeren Schwächen. Schon ein erster Blick in den riesigen und prall gefüllten Karton verrät, dass hier in Japan wieder die Profis am Werk waren. Der Flügelansatz wird wieder mit einem Holm verstärkt. Diese Konstruktion ermöglicht eine Montage der Tragflächen nach der Lackierung. Beim zweiten Blick stellte ich sofort fest, dass auch die Cockpitausstattung des Bausatzes firmentypisch ist, d.h. etwas einfach und rustikal. Es sind aber die Seitenwände des Cockpits strukturiert und mit ein wenig plastischer Bemalung ist da schon was getan. Die Sitze vertragen ein paar Gurte. Detailsets gibt es von Flightpath und von Airwaves für die Airfix-Lancaster. Beide sind jedoch nicht besonders preiswert und kosten um die 20 €. Gurte lassen sich auch aus Zigarettenpapier oder Alufolie preiswert herstellen.

Die Hauptfahrwerksschächte sind in der Tragflächenunterseite vorgeprägt und sehr tief. Hasegawa hat die Hauptfahrwerksräder abgeplattet wiedergegeben. Im Rumpf sind alle für die frühen Lancaster und auch die Manchester charakteristischen Seitenfenster als Glatteile vorhanden. Hier hat sich Hasegawa noch einige Optionen offen gelassen. Wer die Lancaster in eine Manchester zurückverwandeln möchte, der hat es einfacher. Der Bombenschacht ist auch von innen detailliert und lässt sich somit offen bauen. Im Bausatz sind beide Luftschraubentypen (Hamilton A5/138 und de Havilland D.H. 5/40) vorhanden. Ebenso sind die Auspuffstutzen und die verkleideten Abgassammler als Alternativteile am Spritzling. Die Decals sind hervorragend gedruckt, jedoch sind sie nicht immer eine Verkleinerung der Originalmarkierungen. Insbesondere bei der PO-S (R5868) gibt es einige Abweichungen (allerdings auch immer den Zeitraum beachten, da die Maschine bis Kriegsende flog und nun in Hendon ausgestellt ist.) Übrigens: Das Decal für das Armaturenbrett ist für eine Manchester und Reich schreibt sich immer noch mit "R".











Bemalungsvarianten:

Fazit: Trotz kleinerer Schnitzer und einem rustikalen Cockpit hat Hasegawa hier einen sehr gut gemachten Lancaster-Bausatz hingelegt, der die Bausätze aller anderen Hersteller deklassiert.

Literatur:

Avro Lancaster, Combat Legend, Harry Holmes, Airlife Publishing 2002, ISBN 1-84037-376-8;
Lancaster in action (Nr. 52), R.S.G. Mackay, squadron/signal publications 1982, ISBN0-89747-130-X;
Lancaster Squadrons 1942-43, Osprey Combat Aircraft 31, Osprey Publishing 2002, ISBN 1-84176-313-6;
The Avro Lancaster - A Compreshensive Guide for the Modeller, Richard A. Franks, SAM Publications 2000.

Volker Helms, Godern