Polikarpow I-16 Typ 28

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Zur Geschichte des "Falken", des "Esels", der "Ratte", "Fliege" oder "Pferdebremse" wie die bekanntesten Spitznamen dieser Maschine lauteten, darf ich mich auf meine Vorredner Steffen und Holger beziehen, die in Ihren First Looks zu Eduards I-16 Typ 10, Typ 17 und Typ 24 alles Wesentliche zu Entstehungsgeschichte und Einsatz der I-16 eingebracht haben. Vielen Dank!

Der Typ 28 basiert auf dem Typ 24 mit seiner Kanonenbewaffnung und dem verstärkten Fahrwerk. Er entstand zusammen mit dem Typ 30 ab 1941, obwohl die Produktion der I-16 eigentlich 1939 bereits eingestellt worden war. Beide Typen besaßen ein M-63 Triebwerk mit rund 750 PS und es wurden insgesamt 450 Stück dieser Varianten gebaut. Als Bewaffnung dienten zwei MG SCHKas 7,62mm auf der Motorhaube und zwei ShVak 20 mm Kanonen in den Flügeln.

Bausatz (Vorgeschichte): Hobbycraft, später von Academy übernommen, brachte ab 1997 eine ganze Reihe von soliden Kits des Typs auf den Markt. Diese verdrängte Eduard durch seine umfangreiche Reihe mit den Typen 10, 17, 18 und 24 in verschiedensten Decal- und Ausstattungsvarianten ab 2006. Eduards Kits sind besser detailliert als die von Academy, es mangelte jedoch etwas an der Inneneinrichtung und der Motor ist recht schlicht ausgefallen. Dennoch sind diese Bausätze den Hobbycraft- bzw. Academy-Kits deutlich überlegen. 2014 erschien außerdem eine I-16-Reihe bei Ark-Models, einige mit Maschinen sowjetischer Fliegerhelden, über die ich nichts aus persönlicher Anschauung sagen kann. Wenn man aber andere Modelle dieses Herstellers berücksichtigt, dürfte es sich wohl um recht solide Short-Run-Produkte handeln.

Bausatz: Wie üblich vertreibt ICM seinen Bausatz in einer neutralen Faltbox, über die ein farbig bedruckter Deckel mit einem eindrucksvollen Actionbild einer im Steigen begriffenen I-16 gestülpt wurde. An zwei Rahmen finden sich ca. 70 mittelgraue Teile sauber abgespritzt mit wenig Grat und ohne nennenswerte Auswerfermarkierungen oder Sinkstellen. Ein kleiner Klarsichtrahmen enthält fünf z.T. mikroskopisch kleine Teile. Um die Unterschiede zum Eduard-Bausatz zu verdeutlichen, habe ich zusätzlich zu den üblichen Aufnahmen einige Vergleichsaufnahmen gemacht. Die ICM-Teile sind jeweils die helleren, Eduard hat die dunkleren Teile.

Die Oberflächen sind durch feine Gravuren, erhabene Details und einige Nieten dargestellt, auch die Stoffbespannungen sind glaubwürdig nachgebildet. Zahlreiche kleine und kleinste Teile, wie zum Beispiel einzelne Auspuffrohre und komplexe Fahrwerksbeine, erfordern aber wahrscheinlich einiges an Zeit und Geduld bei der Montage.

Ein Highlight des Kits ist das hervorragend detaillierte Cockpit, das besonders im Vergleich zum Eduard-Kit einen echten Fortschritt darstellt. Nicht ganz klar ist mir allerdings die Montage des Instrumentenbretts, das aus einem durchbrochenen grauen Teil und einem Klarsichtteil mit erhabenen Instrumenten zusammengesetzt werden soll. Da kein Instrumentendecal beiliegt, sollen die Zeiger wahrscheinlich auf das Glasteil gemalt werden. Vielleicht sollte man hier lieber auf ein Ätzteil des Konkurrenten ausweichen? Ein weiterer Höhepunkt ist der Motor, der aus sage und schreibe 19 Teilen entsteht. Gut ist auch die an den Kanten deutlich abgerundete vordere Motorverkleidung gelungen, anders als bei Eduard, wo diese wiederholt kritisiert wurde. Die aus drei Teilen bestehende Motorhaube ermöglicht auch die offene Darstellung des Antriebs. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass sämtliche Ruder separate Teile sind, so dass man sie in ausgelenkter Position darstellen kann. In Anbetracht des offenen Cockpits sollte man aber genau auf die Stellung von Pedalen und Steuerknüppel achten.

Bemalung: Die Abziehbilder stammen von ICM. Sie sind glänzend, mit wenig Rand und ohne erkennbaren Versatz auf hellblauem Grund gedruckt, die Farben wirken leuchtend und dicht. ICM macht Farbangaben aus den Sortimenten von Revell und Tamiya. Es werden drei Vorbilder angeboten:

  1. I-16 Typ 28, "gelbe 15", bzw. "weiße 6" beide mit weißem Blitz am Leitwerk, beide 45. Luftwaffendivision, Südfront, Raum Odessa, später Juni 1941;
  2. Typ 28, "weiße 51", 72. gemischtes Regiment der Nordmeerflotte, August 1941.

Beide Maschinen sind in Dunkelgrün über matt Hellblau getarnt und tragen einfache rote Sterne auf den Flügelober- und -unterseiten, kleine Sterne mit schwarzem Rand am Rumpf sowie weiße und gelbe individuelle Abzeichen.

Fazit: In Abwandlung eines berühmten Wortes unseres großen Webmeisters, würde ich sagen, nach dem Academy- hat jetzt auch der Eduard-Kit ausgedient. Zu einem sehr moderaten Preis erhält man hier ein Modell, das vielleicht nicht ganz Tamigawa-Qualität hat, aber definitiv der Oberklasse angehört. Wegen der vielen kleine Teile und der teils recht komplizierten Montage, ist der Kit aber nur schon etwas fortgeschrittenen Modellbauern zu empfehlen.

Utz Schißau, Berlin (Juni 2017)

Erhältlich in gutsortierten Modellbauläden oder für Händler bei glow2b.

Literatur:

Stapfer, H.H.
Polikarpov Fighters In action Pt II
Aircraft Number 162
squadron/signal publications, 1996
Maslow, M.
Istrebitel I-16
EKSMO, Moskau 2007
Maslow, M.
Istrebitel I-16
Armada 2M-Hobby, Moskau 1997