Reggiane Re.2002 "Ariete"

Italeri 2670 (PRM Edition) - 1/48

Vorbild: Die Reggiane Re.2002 Ariete (Widder) war ein einsitziger Jagdbomber, der bei Reggiane in Italien gefertigt wurde und eine Auslegung als Ganzmetall-Tiefdecker besaß. Der Prototyp hatte seinen Erstflug im Oktober 1940. Die Vorgänger Reggiane Re.2000 und Reggiane Re.2001 litten unter zu schwachen oder nicht ausreichend verfügbaren Motoren. Für die hieraus weiterentwickelte Re.2002 wurde wieder ein Sternmotor Piaggio P.XIX RC.45 verwendet. Daneben wurde das Flugwerk deutlich verbessert. Vor der endgültigen Festlegung wurden verschiedene Formen der Kabinenhaube und der Motorverkleidung getestet. Zum Untersuchungsprogramm gehörte auch die Erprobung der Aufhängung eines Torpedos unter dem Rumpf. Es konnte eine Bombenzuladung von 650 kg mitgeführt werden.

Ursprünglich wurde von der Regia Aeronautica im September 1941 ein Los von 200 Maschinen bestellt. Eine erste Serie von 100 Maschinen wurde im Juli 1943 ausgeliefert, während von der zweiten Serie vor dem italienischen Waffenstillstand des 3. Septembers 1943 nur noch 48 fertiggestellt werden konnten. Die Maschinen wurden für gelegentliche Störangriffe auf Malta verwendet. Bei Einsätzen gegen alliierte Marinekräfte während deren Landung auf Sizilien (Operation Husky) im Juli 1943 erlitten die Re.2002 des 5° Stormo da Assalto innerhalb von vier Tagen erhebliche Verluste. In Zweikämpfen mit zumeist britischen Spitfire Mk.V gingen 14 Maschinen verloren; weitere 14 Maschinen wurden bei alliierten Bombenangriffen auf den Einsatzflugplatz der Gruppi 101° und 102° in Crotone zerstört. Nachdem am 3. September 1943 die britische 8. Armee in Kalabrien ihre Landung auf das italienische Festland begonnen hatte, flogen Maschinen der Grupo 5° vom Flugplatz Manduria aus Angriffe gegen die Landungstruppen. Ihre dort verfügbare Bewaffnung als Jagdbomber bestand neben den Bordwaffen aus einer 250-kg-Bombe unter dem Rumpf sowie zwei 100-kg-Bomben unter den Tragflächen. Bei diesen Kämpfen wurden drei Maschinen von britischen Spitfires abgeschossen.

Die etwa 40 in dieser Einheit noch verbliebenen Maschinen wurden nach dem Waffenstillstand auf der Seite der Alliierten von der Aeronautica Cobelligerante Italiana eingesetzt. Sie bekämpften deutsche Truppen auf dem Balkan sowie auf den Ägäischen Inseln und wurden zur Unterstützung von Partisanen in Norditalien eingesetzt. Die von dieser Einheit verwendeten Reggiane-Maschinen wurden nach und nach aufgrund des sich verschärfenden Ersatzteilmangels durch von den amerikanischen Verbündeten gelieferte Maschinen des Typs Bell P-39 ersetzt. Einige Reggiane verblieben noch als Schulflugzeuge im Dienst; sie wurden spätestens im Mai 1945 ausgemustert.

Vor dem Waffenstillstand hatte die deutsche Luftwaffe bereits 300 Maschinen des Typs Re.2002 bei Reggiane bestellt. Nach dem am 3. September erfolgten Austritt Italiens aus der faschistischen Militärallianz beschlagnahmte die deutsche Luftwaffe alle in ihrem Zugriffsbereich verfügbaren Maschinen, darunter auch eine Reihe von Maschinen des Typs Reggiane Re.2002. So erhielt die Luftwaffe zunächst mindestens 40 gebrauchte Jagdbomber von Reggiane, die 1943/1944 zum Teil Einsätze gegen die Résistance in Frankreich flogen.

Von weiteren 25 Maschinen Re.2002, die im Reggiane-Werk in der Emilia-Romagna nach längeren Verzögerungen durch Materialknappheit und wechselnde Umbauwünsche von deutscher Seite zwar fertiggestellt worden waren, konnten lediglich sieben Maschinen ausgeliefert werden, da die meisten bei Bombenangriffen durch die Alliierten zerstört wurden. Die weitgehend zerstörten Produktionsanlagen von Reggiane ließen zu diesem Zeitpunkt keine weitere Realisierung der deutschen Lieferungswünsche mehr zu. Die noch verwendbaren Anlagenteile wurden in die Fertigungsstätten von Caproni in Taliedo sowie in Biella verbracht, wo bereits weitere Teillose früherer Bestellungen der Re.2002 gefertigt werden sollten. Von zwei in Biella sowie 60 in Taliedo fertiggestellten Maschinen erreichten die deutsche Luftwaffe lediglich 25 Exemplare. Ein Teil dieser Flugzeuge kam im Rahmen der Bekämpfung der Résistance in den Gegenden um Aisne, Vercors und Limoges zum Einsatz; einige Maschinen wurden vom Luftwaffenstützpunkt Etampes-Mondesir aus eingesetzt.
Quelle: Wikipedia: Reggiane Re.2002



Bausatz Die Aufmachung des Bausatzes erfreut zunächst. Das Auszieh-Poster und das PRM sollen wohl helfen, den recht hohen Preis zu rechtfertigen. Das Photo Reference Manual, etwa A5 groß und 48 Seiten stark enthält einen kurzen Text zur Entwicklung des Flugzeugs, sowie historische Fotos, Abbildungen aus der Ersatzteilliste und Fotos der Restauration eines Exemplars. Insgesamt ganz nett gemacht. Danach fällt dann auf, dass auch Italeri zu den aus meiner Sicht extrem unpraktischen, seitlich zu öffnenden Umverpackungen übergegangen ist. Wer also - wie ich - öfter mal das Projekt wechselt und die Teile in den Karton zurückpacken möchte, hat's hier schwerer, denn es können leicht Teile herausfallen und die Stabilität im Stapel ist auch nicht so gut wie bei den Kartons aus Ober- und Unterschachtel. Nun gut, sicher gibt es auch viele Modellbauer die ein Projekt durchziehen und für diese, wird dieser Umstand sicher zu verschmerzen sein.

Dem Bausatz liegen 3 Spritzlinge bei, wobei einer die zwei Klarteile für die Kanzel enthält. Alles andere entspricht der derzeitigen Italeriqualität, die ganz klar deutlich hinter der Konkurrenz aus Japan und zum Teil China liegt. Die Oberfläche ist leicht uneben, der Begriff Orangenhaut kommt einem da schnell in den Sinn. Nicht tragisch, aber eben auch nicht state of the art. Die Gravuren sind etwas breiter und leicht unscharf, werden aber unter ein paar Schichten Farbe ganz in Ordnung sein. Die Nietenreihen sind deutlich zu stark ausgefallen, vielleicht hat Trumpeter ihren "Mad Riveter" an die italienische Modell-Schmiede ausgeliehen. Mir persönlich macht das nicht so viel aus, denn ich trage relative viele Farbschichten auf, wodurch sich der Effekt etwas vermindert. Das die beiden Flügel aber unterschiedliche "Muster" aufweisen, verwunderte mich dann doch schon etwas.

Das Cockpit ist eigentlich ganz nett gestaltet. Wie schon erwähnt, sicher nicht auf Spitzenniveau, aber ganz in Ordnung. Ich habe bereits von "spielzeughaftem Charakter" gelesen, doch kann ich mich dieser Einschätzung nicht anschließen. Schwerwiegender finde ich da die Probleme mit dem Flügel und dem Rumpfbuckel. Der Flügel scheinen insbesondere zu den Spitzen hin viel zu dick zu sein. Dies fällt besonders auf, da Italeri ja das nette Handbuch beigelegt hat und man mit Originalaufnahmen vergleichen kann. Ich sehe keine Möglichkeit dies einfach zu korrigieren. Auch der Buckel wirkt aufgesetzt (entspricht ja auch der Bausatzaufteilung) und irgendwie unstimmig.



Für die Passprobe habe ich einige Teile vom Gießast getrennt, und fand, dass die Angüsse recht gut an den Bauteilen angesetzt waren, so dass vergleichsweise wenig geschliffen werden muss. Alerdings sind die Klebeflächen leicht uneben und haben einige kleine Gußlunker. Mit ein zwei Zügen der Modellbaufeile ist dies aber schnell erledigt. Die Klarteile sind sehr dünn, aber leider leicht schlierig. Wie stark dies am Modell auffallen wird und ob ein Bad in Future/Klear hier Abhilfe schafft, wird sich zeigen.

Bemalungsvarianten: Die Abziehbilder sind insgesamt sehr gut bei Zanchetti gedruckt worden. Die Ausführung erfolgte mit mattem Finish, ich persönlich bevorzuge es eher glänzend. Das Savoier Wappen und andere Details sind scharf ge- und nicht verdruckt. Allerdings sind die Kokarden für die Cobelligerent AF vermurkst. Die grünen Scheiben im Zentrum haben einen ungleichmäßigen roten Rand (wofür der auch immer gut sein sollte). Bei den beiden roten Ziffern für die Maschine vom Geschwader Bongart bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob der weiße Rand gleichmäßig stark ringsherum geht (hier kann mich aber mein Auge täuschen).

  1. "2-239", 5° Stormo, 239 Ma. Squadriglia, 102° Gruppo Reggio Emilia, Regia Aeronautica, Italien 1944
  2. "239-4", 5° Stormo, pilot Major Giuseppe Cenni, Regia Aeronautica, Foggia, Italien 1943
  3. "Rote 9" "208", 5° Stormo, 208 Ma. Squadriglia, 101° Gruppo Isola capo Rizzuto, Regia Aeronautica, Crutone, Italien 1944
  4. "239", 5° Stormo, 239 Ma. Squadriglia, 102° Gruppo Palata, Aeronautica Cobelligerante Italiana, Campobasso, Italien 1944
  5. "DV + BI" "Rote 5", Geschwader Bongart, Luftwaffe, Bourges, Frankreich 1944 (ich meine mich zu erinnern, dass die Rumpfunterseite auf einem historischen Farbfoto gelb gewesen sei, konnte aber das entsprechende Jet & Prop Heft bisher nicht finden)
  6. Unbekannte Luftwaffeneinheit, Pavullo nel Frignano, Bologna, Italien 1944

Fazit: Italeri bietet hier ein solides Modell des kleinen Jagdbombers aus Reggia. Einziger schmerzvoller Kritikpunkt ist (bisher) der Flügel. Ich denke, dass der Normalmodellbauer aus dem Kasten ein brauchbares Modell zusammenbauen kann. Experten, die mehr wollen, finden sicher auf dem Resinsektor 'was Passendes. Meiner Meinung nach, sind die Classic Airframes Bausätze keine wirkliche Alternative.
In Anbetracht dessen, was der Bausatz bietet, finde ich den Preis etwas zu hoch. Natürlich ist sind das PRM-Heft und das Poster eine nette Beigabe, aber die Meisten hätten wohl darauf verzichten können. Selbst mit diesen finde ich knapp 30 Euro ziemlich viel ... und das Problem liegt hier nicht beim Importeur.

Steffen Arndt, Ettlingen (Juni 2009)