Armstrong-Whitworth Argosy 100 series

Mikro-Mir 144-013 - 1/144

Vorbild: Die Armstrong Whitworth Argosy (je nach Version A.W.650 bzw. A.W.660) ist ein britisches viermotoriges Frachtflugzeug mit Turboprop-Antrieb. Zwischen den beiden Weltkriegen hatte derselbe Hersteller bereits unter dem Namen "Argosy" ein Passagierflugzeug gebaut. Obwohl das Luftfrachtgeschäft Ende der 1950er-Jahre einen kontinuierlichen Aufschwung erfahren hatte, gelang es Armstrong-Whitworth (später Hawker-Siddeley) nicht, den fortschrittlichen Entwurf des mit Propellerturbinen ausgerüsteten Frachtflugzeuges mit dem Namen Argosy erfolgreich im Markt zu platzieren. Mit den Projektarbeiten wurde 1956 begonnen, und zwei Jahre später, am 8. Januar 1959, flog die erste von zehn Maschinen der Serie 101.

Die Argosy verfügt über ein großes Frachtdeck mit Druckkabine, welches sowohl von vorne wie auch von hinten beladen werden kann. Das Cockpit ist in erhöhter Position über dem Frachtdeck angeordnet. Da die gesamten Entwicklungskosten vom Herstellerwerk getragen werden mussten, übernahm man aus Ersparnisgründen die Tragflächen des Aufklärungsbombers Avro Shackleton und die Triebwerksgondeln der Vickers Viscount 800. Als Erstkunde erteilte Riddle Airlines aus den USA einen vorerst auf vier Flugzeuge lautenden provisorischen Auftrag, der bald darauf in eine auf sieben Exemplare erhöhte Festbestellung umgewandelt wurde.

Ende 1960 entschied sich auch die British European Airways (BEA), stärker in das Luftfrachtgeschäft einzusteigen, und erwarb die restlichen drei Flugzeuge als Argosy 102. Im Gegensatz zur Serie 101 waren die BEA-Maschinen fensterlos und mit einem Rolamat-Beladungssystem für den Palettentransport ausgerüstet. Riddle nahm die Argosy 101 im Januar 1961 in Betrieb, gefolgt von BEA im Dezember desselben Jahres. Unterdessen war im Mai 1961 eine verbesserte Argosy 200 projektiert worden. Diese sowohl für den Passagier- wie auch für den Frachttransport verwendbare Variante erhielt als wesentliche Änderung völlig überarbeitete Tragflächen mit größerer Lebensdauer. Die erste Argosy 200 flog am 11. März 1964. Nach dem Ersatz der bisher verwendeten Triebwerke durch leistungsfähigere Dart 532/1 von je 2.230 WPS (1.640,1 WkW) erhielt diese Version die Typenbezeichnung Argosy 222. Sechs Maschinen dieser Version wurden für die BEA gebaut, welche sie erstmals im Februar 1965 einsetzte. Dafür gab die Fluggesellschaft ihre drei Exemplare der Serie 102 an den Hersteller zurück. Nach Verfügbarkeit der größeren Aviation Traders V.953C Merchantman (Umbau der Vickers V.950 Vanguard) verkaufte BEA ihre verhältnismäßig kostspielig zu betreibende Argosy-Flotte im Jahre 1970 an die kanadische Fluggesellschaft Transair.

So wurden nur 17 zivile Argosy-Flugzeuge gebaut und die Produktion endete am 30. Oktober 1966 mit der Ablieferung der letzten Argosy 222 an die BEA. In Europa war die Argosy zuletzt im Jahre 1985 bei der britischen Express-Frachtgesellschaft Elan Air im Einsatz. Die meisten Argosy aber fanden ihren Weg nach Australien und Neuseeland, wo sie von den Fluglinien IPEC und SAFE Air bis 1992 verwendet wurden. Größter Betreiber der Argosy wurde das Transportkommando der Royal Air Force, das von 1961 bis zur Außerdienststellung Ende 1975 insgesamt 56 Maschinen unter der Typenbezeichnung Argosy C Mk.1 als Standard-Mittelstreckentransporter im Einsatz hatte.
Quelle: Wikipedia

Modell: Bei MikroMir scheint man eine Schwäche für die Britischen Flugzeuge zu haben, insbesondere für die Skurrilen. So hat die Firma aus der Ukraine nun nach der Beverley die Argosy mit dem markanten Design auf den Markt gebracht. Wer bisher in 1/144 diese Maschine als Modell haben wollte, musste auf den Vacu- bzw. Resinbausatz von Welsh Models zurückgreifen. Nun also ist ein Spritzgussbausatz erschienen, welcher doch für viele Modellbauer immer noch die erste Wahl zu scheinen scheint. Es sind bisher zwei Auflagen erschienen, welche die zivilen Varianten abdecken. Ich stelle heute hier die 100-Serie vor.

In einem recht eng bemessenen Karton findet man acht Rahmen in grauem Plastik, einen mit dem klaren Kunststoff für die Fenster, ein kleineren Fotoätzteilebogen sowie zwei Decalsheets und ein Maskierungsbogen. Grundsätzlich handelt es sich um einen Short Run Kit. Der erste Eindruck beim Betrachten der Teile ist aber durch die Bank sehr positiv, ja man ist fast von Begeisterungsstürmen überwältigt. Grund dafür ist die augenscheinlich gute bis sehr gute Qualität der Teile und Feinheit der Gravuren. Los geht das Ganze bei einem sehr umfangreichen Cockpit, welches alle Besatzungspositionen vorweist. Auch das Hauptladedeck bleibt nicht leer, ein kompletter Rumpfboden enthalten. Die beiden Tore am Bug und Heck sind separat, so dass man zwischen geschlossenen oder geöffneten Varianten entscheiden kann. Der Rumpf verfügt außerdem über die Fensteröffnungen, hier muss man allerdings für das gewählte Vorbild recherchieren, da die Fenster je nach Version verschlossen sein könnten. Nachteil dieses Innenlebens ist, dass man weniger Platz für ein Gewicht hat. Natürlich nur, wenn man keine Ladung hat! Das Hauptfahrwerk besteht aus vielen filigranen Teilen samt sehr detaillierten Schächten. Dieses wird laut Bauanleitung schon sehr früh in die beiden Teile für die Doppelträger eingebaut, hier besteht dann während des restlichen Baues Bruchgefahr. Ob ein späteres Einfügen möglich ist, konnte ich jetzt noch nicht klären.

Die Tragfläche besteht aus zwei großen, komplex geformten Bauteilen. Diese sind so ausgelegt, dass die Hinterkante einteilig ist. Die Teile weisen keine Verbiegung und Gussfehler auf, was für den Bau später sehr wichtig ist, damit das Modell am Ende nicht schief wird. Die Stellen, wo die beiden Bäume und der Rumpf hinkommen, sind vertieft ausgeführt. Das Höhenruder ist ebenfalls einteilig. Der Bausatz bietet außerdem zwei Arten von Propeller mit spitzen und eckigen Blattspitzen. Der Ätzteilebogen bietet sehr sinnvoll die Teile an, welche sich als Plastikteile einfach nicht gehen bzw. nicht vorbildgerecht dünn werden. Die sind die zwei Varianten von Grenzschichtzäunen, die 18 Vortexgeneratoren, welche hinter dem Cockpit angebracht sind. Hier sind auf dem Bogen übrigens 30 Stück enthalten, das Teppichmonster wird es danken. Des Weiteren findet man noch die Antennen auf dem Bogen.

Die Klarsichtteile machen auch einen ganz vernünftigen Eindruck. Zur Maskierung liegt dem Kit ein Bogen mit vorgestanzten Maskierungen bei. Die Bauanleitung ist auf gehefteten A4-Blätter sauber gedruckt und zeigt gut den Bau, welcher in 25 Schritten zum Erfolg führen soll. Die Bemalungsanleitung ist farbig gestaltet und nennt die Farbtöne nur als Name, es wird auf keinen Farbhersteller verwiesen.

Hier zeigt sich dann auch die meiner Meinung nach und ohne weitere Erfahrung größte Hürde des Bausatzes. Es sollen nämlich vom Modellbauer alle Cheatlines bei allen Bemalungsoptionen selber lackiert werden! Dies setzt gute Maskierungskünste voraus oder man kann vielleicht auch auf Abziehbilderbögen mit Streifen zurückgreifen. Das Problem der passenden Farbe besteht aber bei beiden Optionen.

Insgesamt stehen sechs Maschinen zur Auswahl:

  1. Armstrong-Whitworth Argosy, N8960, Museumsmaschine im Yankee Air Museum in Michigan,
  2. Armstrong-Whitworth Argosy, G-APRM, Rolls Royce, East Midlands UK 1982,
  3. Armstrong-Whitworth Argosy, VH-BBA, BBA Cargo, Melbourne Australien 1975,
  4. Armstrong-Whitworth Argosy, G-BEOZ, ELAN Overnight Delivery System, 1985,
  5. Armstrong-Whitworth Argosy, G-APRN, Sagittair, East Midlands UK 1971,
  6. Armstrong-Whitworth Argosy, G-APRM, BEA, 1961

Auf einem zweiten Korrekturbogen findet man richtige Varianten des BEA-Logos und von BBA Cargo sowie einen Satz Kennungen für die G-ASXM, welche eine Maschine der 200er Serie von BEA war. Der hier besprochene Bausatz bietet dazu alle nötigen Bauteile, um diese Maschine zu bauen! Auf jeden Fall ist klar, das man eine Menge an Vorbildfotos studieren sollte. Leider war es mir mit meinen Scanner nicht möglich, die weißen Kennungen sichtbar zumachen. Sie sind aber da!

Fazit: Wer sich für Frachtflugzeuge und die tollen, skurrilen Britischen im Speziellen begeistern kann, kommt an diesem Bausatz wohl nicht vorbei. Allerdings ist eine größere Portion Erfahrung im Modellbau aufgrund der komplexen Auslegung des Musters an sich, den feinen Teilen und den Bemalungen nötig. Belohnt wird am dann aber mit einem tollen Modell.

Erhältlich sind die Bausätze von Mikro Mir im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b

Sebastian Adolf, Gaimersheim (Mai 2017)