Iljuschin Il-2 Sturmowik

Revell 03932 - 1/48

Vorbild: Die Iljuschin Il-2 "Schturmowik" war ein ein- oder zweisitziges, einmotoriges, stark gepanzertes Schlachtflugzeug, das im Zweiten Weltkrieg von den sowjetischen Luftstreitkräften eingesetzt wurde. Es ist eines der meistgebauten Flugzeuge der Welt. Seine Hauptaufgabe war die Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge, obwohl es auch gegen "weiche Ziele" eingesetzt wurde. Die Sowjets selbst nannten es "Fliegender Panzer" oder liebevoll "Iljuscha". Von deutschen Jagdpiloten wurde die Il-2 auch "Zementbomber" genannt, da sie sogar direkte Treffer einer 20-mm-Kanone überstehen konnte und mit Maschinengewehren kaum abzuschießen war. Der Entwurf beruhte auf einem Aufruf Josef Stalins zur Entwicklung eines Mehrzweckflugzeuges für die sowjetischen Luftstreitkräfte aus dem Jahre 1936. Es sollte die Bezeichnung "Iwanow" erhalten. Obwohl sich Sergej Iljuschin an diesem Wettbewerb offiziell nicht beteiligte, begann er, Studien über ein solches Flugzeug durchzuführen. Kern dieser Überlegungen war es, eine optimale Kombination aus Masse, Panzerung, Feuerkraft und Geschwindigkeit zu erzielen. 1938 waren seine Überlegungen soweit gediehen, dass er in einem Brief an den Zentralrat der KPdSU vom 27. Januar 1938 darum bat, ihn mit der Konstruktion zu beauftragen. Sein Vorschlag wurde angenommen und am 5. Mai offiziell bewilligt. Im Januar 1939 wurden die technischen Anforderungen an das Modell herausgegeben und der Bau des ersten Versuchsmusters begann. Die Arbeiten konnten noch im selben Jahr abgeschlossen werden, so dass Testpilot Wladimir Kokkinaki am 2. Oktober 1939 mit der ZKB-55 zum Erstflug startete (ZKB = Zentrales Konstruktionsbüro). Eine zweite ZKB-55 flog am 30. Dezember 1939. Als Antrieb der zweisitzigen Maschine diente ein V12-Motor Mikulin AM-35. Die Werkserprobung war am 26. März 1940 abgeschlossen und die ZKB-55 begann im NII (Forschungsinstitut der WWS) die staatliche Erprobung. Sie dauerte vom 1. bis zum 20. April und bescheinigte dem Typ die Eignung als Schlachtflugzeug. Allein 15 % des Gesamtgewichts entfielen auf die starke Panzerung, die Motor, Tank, Besatzung und Kühlsystem schützte, als militärische Bezeichnung wurde das Kürzel BSch-2 vergeben (russisch für gepanzertes Schlachtflugzeug). Allerdings bemängelte die Militärkommission die geringe Geschwindigkeit von 362 km/h. Auf Bitte Iljuschins entwickelte noch im selben Jahr der Triebwerkskonstrukteur Mikulin deshalb in Eigeninitiative den leistungsstärkeren AM-38.

Kurz vor Baubeginn der Vorserie verlangte die Führung plötzlich die BSch-2 zum Einsitzer umzurüsten, da sie einen nach hinten feuernden Bordschützen als überflüssig betrachtete. Iljuschin baute die Maschine unter Einsatz des AM-38 um. Die Erprobung erfolgte als ZKB-57 vom 12. bis zum 22. Oktober 1940. Das Flugzeug erreichte dabei dank des stärkeren Motors in Bodennähe 423 km/h. Die Militärs erkannten jedoch die Notwendigkeit eines solchen Flugzeuges nicht und so erfolgte kein Auftrag zur Serienproduktion. Erst nach einem Treffen von Iljuschin und Mikulin mit Stalin im Dezember 1940 wurde von diesem persönlich der Bau angeordnet.

Der Erstflug der ersten Serien-Il-2 erfolgte am 10. März 1941. Bis zum Kriegsbeginn am 22. Juni 1941 wurden 249 Il-2 an die WWS geliefert (zwei im März, 14 im April, 74 im Mai, 159 im Juni). Kurz darauf erfolgte die Verlegung der Produktion nach Kuibyschew. Im Herbst desselben Jahres war die Evakuierung abgeschlossen und die Il-2 wurde von da an in stetig steigenden Zahlen den ganzen Krieg hindurch hergestellt und an die Fronteinheiten geliefert.

Die Il-2 war in Gemischtbauweise konstruiert, Stahl und Aluminium am Vorderrumpf und Tragflächen, der Hinterrumpf aus geklebten Holzschalen und stoffbespannten Rudern am Leitwerk. Der Pilot sowie wichtige Teile wie Motor, Kühlung und Treibstofftanks waren bei den frühen Versionen mit bis zu 7 mm, später mit bis zu 12 mm starkem Panzerstahl geschützt. Die Frontscheibe bestand aus 64 mm starkem Panzerglas K-4. Die Panzerwanne war integraler Bestandteil der Flugzeugkonstruktion und im Unterschied zu anderen Entwicklungen jener Zeit nicht separat montiert. Durchbrochen wurde sie unter dem Rumpf für die Kühler. Durch diese Panzerung war das Flugzeug mit MG kaum zu bekämpfen. Auch größere Kaliber führten nicht unbedingt zum Erfolg, da die Geschosse je nach Aufprallwinkel häufig abprallten. Die bei späteren Versionen wieder hinzugefügte Kabine für den Bordschützen war jedoch nicht in die Panzerung eingeschlossen und erhielt nach hinten nur eine 6-mm-Panzerplatte.

Bei den ersten Kämpfen erlitten Il-2 größere Verluste, bedingt durch den fehlenden Jagdschutz und die mangelnde Verteidigungsfähigkeit nach hinten. Dazu kam, dass die Piloten die Umschulung auf die Maschine noch nicht beendet und keine Waffen getestet hatten sowie eine Einsatztaktik für die Maschinen fehlte. So griff am 27. Juni 1941 das 4. Schlachtfliegergeschwader (das zu diesem Zeitpunkt über 64 Maschinen verfügte) erstmals mit Il-2 eine deutsche Panzerkolonne an. Bis zum 2. Juli verlor das Regiment 20 Piloten und 44 Il-2. Bis zum Ende 1941 gingen von den 1500 an die Luftstreitkräfte gelieferten Maschinen 1100 verloren, wobei sich auch der Verlust an Piloten katastrophal auswirkte. An ihre Stelle traten Piloten mit wenigen Flugstunden auf der Maschine. Die flug- und luftkampfunerfahrenen Flieger fielen sehr schnell. Vom Boden ging von der 20-mm- und 37-mm-Flak eine hohe Gefahr aus. In der Luft erzielten die deutschen Jäger wegen des fehlenden Schutzes nach hinten und der mangelhaften Ausbildung der Piloten hohe Abschussquoten.

Als Angriffsflugzeug war die Il-2 nur eingeschränkt effektiv. So zeigte sich, dass ein gezielter Angriff mit hohen Sturzwinkeln gegen kleine Ziele nicht möglich war. Deshalb blieb nur der Anflug in 400 bis 1000 m Höhe und ein Waffeneinsatz mit flachen Winkeln bis maximal 30°. Ein Anflug in geringer Höhe mit hoher Geschwindigkeit brachte keine hohe Trefferquote, da das Visier nur aus individuellen Markierungen an der Frontscheibe bestand. Dazu kam, dass der Kanoneneinsatz zu starken Vibrationen und damit zu ungenauen Schießergebnissen führte. So war nur der Angriff gegen Flächenziele und in größeren Verbänden sinnvoll, wobei letzteres erst 1944 ausgeführt wurde. Die Il-2 war wenig effektiv in der Bekämpfung von Panzern und anderen Bodenzielen. So wirkten die anfangs vorrangig eingesetzten FAB-100-Bomben nur bei Einschlag weniger als 5 m vom Panzer entfernt. Auch die Kanonen und ungelenkten Raketen konnten die Panzerung von deutschen Panzern kaum durchschlagen. Dazu kam noch die geringe Trefferquote, die selbst unter Schießplatzbedingungen nur bei 3 % für die SchWAK und 10 % für die WJa lag, und die fehlende Funkausrüstung der Flugzeuge, die eine Abstimmung der Flugzeuge untereinander und ihre Leitung vom Boden verhinderte. Die Bewaffnung bestand aus Maschinengewehren und Bordkanonen der Kaliber 20 mm, 23 mm oder 37 mm sowie Bomben oder ungelenkten Luft-Boden-Raketen RS-82 und RS-132 (Kaliber 82 mm oder 132 mm). Ab 1943 kam die sehr wirksame Hohlladungsbombe PTAB hinzu, die - in 48er-Kassetten mitgeführt - zur gefürchteten Waffe gegen Panzer wurde, deren Panzerung sie von oben leicht durchschlagen konnte. (Wikipedia, auszugsweise)

Bausatz: Revell hat hier die Formen von Accurate Miniatures übernommen. In der modellbauunfreundlichen Schüttbox mit einer computeranimierten Darstellung zweier Sturmoviki im Tiefflugangriff auf einen deutschen Konvoi finden sich sechs hellgraue Spritzrahmen aus relativ hartem Material mit glänzender Oberfläche, feinen versenkten Gravuren und ein Rahmen mit klaren Teilen. Insgesamt 123 graue und sieben klare Teile teilen sich einen einzigen Beutel. Meine erste Reaktion war daher, die Klarsichtteile schnell in einem kleinen Clipsbeutel zu sichern. Dergleichen Patzer sollten auch bei Wiederauflagen älterer Kits tabu sein, Revell!

Alle Teile sind sehr sauber abgespritzt, selbst bei den feinsten Teilen findet sich kein Grat und die obligatorischen Auswerfermarkierungen liegen fast alle versteckt. Der Innenraum besteht aus insgesamt 17 Teilen, dem Boden, Seitenruderpedale, einer Seitenkonsole, Sitz, Tank, Steuerknüppel und Instrumentenbrett. Für letzteres und die Konsole liegt ein ausreichend detailliertes Decal bei, ebenso für die Sitzgurte, aber ob diese Lösung befriedigt, muss jeder für sich entscheiden.

Ähnlich komplex ist der Lufteinlauf aufgebaut. Im Netz liest man, dass das Einsetzten des fertigen Einlaufes einige Fingerfertigkeit erfordert und dass dazu der vordere Rumpf etwas gespreizt werden sollte. Gut gefällt mir die originalgetreue dünne Ausführung des sichtbaren vorderen Randes der Motorhaube. Komplex erscheint mir der Anschluss der Flügel, denn der Übergang ist bis auf halbe Höhe der Rumpfseiten hoch gezogen. Für das Fahrwerk liegen Räder mit Profil abgeflacht und rund bei. Der Propeller samt Spinner setzt sich aus vier Teilen zusammen und ist modellbauerfreundlich von vorn einzusetzen. Allerdings wies mich Andreas Beck darauf hin, dass der Spinner zu gewölbt ist und durch ein Aftermarket-Teil ersetzt werden sollte.

Die Haube besteht aus drei Teilen und kann, wie das Foto auf der Titelseite der Bauanleitung beweist offen dargestellt werden. Als Außenlast liegen acht kleine RS-82-Raketen und zwei mittlere Bomben bei.

Bemalung: Der hauseigene Abziehbilderbogen ermöglicht den Bau von je zwei Maschinen in dunkelgrün/hellgrün über hellblau bzw. dunkelgrün/hellgrün plus weißer Wintertarnung über hellblau. Leider fehlen jegliche Angaben über genauen Einsatzzeitpunkt und Einsatzort der Vorbilder.

Fazit: Schön, dass Revell diesem hervorragenden Kit mit seinen Vertriebswegen eine Chance gibt! Schade, dass die separate Verpackung der Glasteile vergessen wurde und dass es bis auf einen kurzen Text auf der Schachtelrückseite besonders bei den Bemalungsvarianten keinerlei historische Angaben gibt. Trotzdem empfehlenswert!

Erhältlich in vielen Läden und online bei www.revell-shop.de.

Utz Schißau, Berlin (November 2017)