Stearman PT-17 KAYDET

Revell 03957 - Spritzguss - 1/48

Vorbild: Die Boeing Stearman ist einer der bekanntesten und meistgebauten Doppeldecker. Das US Army Air Corps setzte sie mit den Bezeichnungen PT-13, PT-17 und PT-18 Kaydet als Schulflugzeuge ein. Bei der United States Navy wurde sie als N2S bezeichnet. Von der PT-27 wurden 300 ab 1942 zur Royal Canadian Air Force exportiert, von der PT-17 gingen 150 Stück nach China (einschließlich Lizenz zum Nachbau) und insgesamt rund 50 nach Brasilien, Dominikanische Republik, Guatemala, Kuba und Venezuela. Nach Angaben von Boeing wurden 8.584 Maschinen ab 1934 produziert sowie weitere 2.000 in Form von Ersatzteilen. 2.100 flogen 1945 als Sprühflugzeuge in der Landwirtschaft. Dazu wurden die Flügel alubeplankt, da die Chemikalien die Stoffbespannung angegriffen hätten. In weiterer Folge erhielten diese Flugzeuge bessere Motoren.

Die U.S. Navy setzte folgende Versionen ein: NS-1: 220 PS (164 kW) Wright J-5 Whirlwind Motor, 61 wurden gebaut (Boeing Model 73); N2S-1: R-670-14 Motor, 250 wurden gebaut; N2S-2: R-680-8 Motor, 125 wurden gebaut; N2S-3: R-670-4 Motor, 1.875 wurden gebaut; N2S-4: 577 wurden gebaut; inklusive 99 PT-17 der USAAF mit R-670-5 Motor.

(Quelle: Wikipedia, auszugsweise)

Bausatz (Vorgeschichte): Im kleinen Maßstab gibt es bereits seit den 1960er Jahren einen Kit von Revell, der bis heute viele Wiederauflagen als Army und Navy-Version erlebt hat. In 1:48 kam gleichzeitig ein Bausatz von Lindberg auf den Markt, der lange Zeit das einzige Angebot in diesem Maßstab darstellte. Dieser soll laut Bauberichten seinem Entstehungszeitpunkt entsprechend recht einfach, aber trotzdem gut baubar sein. 2014 brachte Revell-Monogram in den USA seine Kaydets in 1:48 in bisher zwei Variationen auf den Markt, einmal als Army- und einmal als zivile Kunstflug-Variante mit Zusatzteilen u.a. für Fahrwerkhosenbeine. Revell Deutschland folgt nun mit der militärischen Version.

Bausatz:Der Bausatz kommt im neuen schwarzen Firmen-Design mit Einstufung "Level 4" in einer wenig stabilen Schüttbox auf den Basteltisch. Die 58 Bauteile sind laut Aufdruck in China produziert und auf sechs unterschiedlich große, teilweise extrem dicke Gussrahmen in Gelb und einen aus Klarmaterial verteilt, die ihrerseits in drei Klarsichtbeutel verpackt sind. Die Gussqualität ist recht ordentlich, die Teile weisen nur wenige Auswerfermarkierungen und etwas Grat auf.

Das Cockpit setzt sich aus 15 Teilen zusammen einschließlich des Gitterrahmens, der sehr schöne Motor aus weiteren 13. Dem Kit liegen je ein Metall- und ein Holzpropeller bei für die beiden Decalvarianten. Erfreulich ist die Tatsache, dass die Baldachinstreben am Rumpf angegossen sind, so dass die Montage der Oberflügel erleichtert wird. Die Querruder und das Seitenruder sind "ausgeschnitten" dargestellt, was auch eine ausgelenkte Darstellung einfacher macht. Die Reifen sind einteilig und haben ein ausgeprägtes Profil, die Sitze haben angegossene Gurte.

Die 15-seitige farbige Bauanleitung führt durch 31 Schritte zum fertigen Modell, wobei die letzten fünf Seiten dem Verspannungsplan und den Bemalungsanleitungen in Vierseitenrissen gewidmet sind.





Bemalung: Zu den Highlights des Kits zählen die zwei Decalvarianten:

  1. Stearman PT-17 Kaydet, flugfähig, Deutschland, "schwarz/weiße 607" ganz in gelb mit roten Rumpf- und Flügelbändern und Holzpropeller;
  2. Stearman PT-17 Kaydet, US Army Air Corps, 1941,"Gelbe 136" mit blauem Rumpf, gelben Flügeln, weiß-rotem Leitwerk und Metallpropeller.

Fazit: Revells Kaydet-Kit ist in diesem Maßstab z.Z. das einzige zeitgemäße Spritzgussangebot. Er bietet gute Qualität für einen akzeptablen Preis und ist (fast) überall erhältlich. Gussqualität und Detaillierung erinnern an ältere Monogram-Kits, sind aber ok. Mich persönlich stört aber die gelbe Farbe des Gussmaterials, der US-Kit hat weiß-graue Teile, die angenehmer zu verarbeiten sein dürften. Hier sollen wohl wiedermal die Jüngeren ein Modell auch ganz ohne Bemalung fertigstellen können, aber dafür ist der Kit eigentlich zu komplex. Nun ja! Bei meinen Ferienaufhalten auf der Ostseeinsel Usedom hatte ich schon öfter Gelegenheit die hervorragend restaurierten Maschinen von Hangar 10 in Zirchow zu betrachten. Zu diesen zählt auch die "weiße 333", eine PT-17 Kaydet in sehr ähnlicher Bemalung wie die erste Decalvariante. Es könnte mich reizen, den Revell-Kit als dieses Flugzeug zu bauen! Für Modellbauer mit etwas Erfahrung sehr zu empfehlen.

Erhältlich in vielen Läden und online bei www.revell-shop.de.

Utz Schißau, Berlin (Mai 2016)

Addendum: Ein Clubkollege hat mir freundlicherweise seine Revell-USA-Bauanleitung der Stearman geliehen. Und ob man nun die farbige deutsche Version Anleitung besser findet oder die amerikanische in Schwarz-Weiß dürfte Geschmackssache sein. Was beide aber unterscheidet ist die Verspannungsanleitung, im englischen als Rigging Wire Guide bezeichnet. Die amerikanische Version enthält zusätzlich genaue Maßangaben für die Längen der einzelnen Spanndrähte, leider nur in Zoll, aber eine Umrechnung in metrische Maße sollte nicht allzu schwer sein. Jürgen wies jedoch darauf hin, dass die Längenangaben nur die eigentliche verbaute Drahtlänge angeben, für die Fixierung am Modell sollte man ein paar Millimeter dazugeben. Abgesehen von den nötigen Rechenoperationen finde ich diesen Service von Revell-USA sehr nachahmenswert!

Utz Schißau (Berlin, Juni 2016)