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Heinrich Ehrler

Messerschmitt Bf 109E-7

Modell: Tamiya
Decals: Exito Decals
Literaturhinweise:
Obermaier, Ernst: Die Ritterkreuzträger der Luftwaffe Bd. 1 Jagdflieger
Mombeek, Eric: Eismeerjäger - Zur Geschichte des Jagdgeschwaders 5; Bde. 1-4
Girbig, Werner: Jagdgeschwaders 5 "Eismeerjäger"
Prien, Jochen et al.: Jagdfliegerverbände

Der Pilot

Heinrich Ehrler wurde am 14. September 1917 in Oberbalbach (Baden) geboren. Er war eines von acht Kindern der Arbeiterfamilie. Nach dem Tode seiner Mutter heiratete der Vater erneut und es kamen vier weitere Kinder in die Familie. Nach einer Berufsausbildung als Fleischer entschied sich Ehrler für eine militärische Laufbahn und trat am 29.Oktober 1935 in die Wehrmacht ein. Zunächst diente er im Artillerieregiment 25 in Ludwigsburg wechselte jedoch Anfang April 1936 zum Flak-Regiment 8 und damit zur Luftwaffe. Für den Einsatz in Spanien verließ er formal die Wehrmacht. Vom 2. November 1936 bis 15. August 1937 war er angehöriger der Legion Condor, genauer der 3./Flakabteilung 88. Im Anschluss diente er im Flak-Regiment 5 und wechselte kurz vor Kriegsbeginn in die Reserve-Flak-Abteilung 502. Anfang 1940 beantragte Ehrler den Wechsel zur fliegenden Truppe. Diesem wurde stattgegeben und er begann seine fliegerische Ausbildung am 1. Februar 1940 und schloss sie am 4. November ab. Zum 1. Juli wurde er zum Feldwebel befördert und mit Wirkung zum 1. Januar 1941 zum Leutnant.

Sein erster Einsatzverband war die 4./JG 77 in Norwegen, zu der er am 1. Februar 1941 versetzt wurde. Ehrler lebte sich schnell ein und konnte schon im Mai seinen ersten Luftsieg für sich verbuchen. Am 19. September erhielt er das EK 2. Die Einsätze des JG 77 waren meist Begleitschutz für Kampfflugzeuge gegen die Schifffahrt in der Nordsee, weshalb sich die Piloten nur selten durch den Luftkampf auszeichnen könnten. Im Januar 1942 erfolgte die Restrukturierung der Fliegerkräfte im Norden und das JG 5 wurde aufgestellt. Beim Einsatz zur Freien Jagd konnte Heinrich Ehrler am 19. Februar 1942 seinen zweiten Luftsieg erzielen. Am 16. Mai 1942 entdeckten deutsche Aufklärer den Konvoi PQ 16. Im Laufe der folgenden Tage wurde der Schiffsverband mehrfach durch Kampfflugzeuge des KG 26 und 30 angegriffen. Auch das JG 5 griff in die sich entwickelnden Luftkämpfe ein. Am Morgen des 30. Mai beanspruchte Ehrler einen der vielen gemeldeten Abschüsse für sich (eine Hurricane). Gegen Mittag flog Ehrlers Staffel einen weiteren Begleitschutzeinsatz für Ju 87 gegen Murmansk, auf dem er einen weitere Luftsieg erzielte.

Nachdem Oberleutnant Hanns-Diether Hartwein am 21. August 1942 gefallen war, wurde Heinrich Ehrler zu dessen Nachfolger als Staffelkapitän der 6. Staffel. Am 2. September konnte er seinen 45. Und 46. Luftsieg verbuchen und wurde am 4. September mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet, das ihm vom Fliegerführer Nord Oberst Alexander Holle überreicht wurde. Am 19. September 1042 erzielte er erneut zwei Luftsiege und erhöhte damit sein Konto auf 60. Mit Wirkung vom 1. Januar 1943 wurde Heinrich Ehrler zum Oberleutnant befördert. Bei einem Angriff Auf sowjetische Flugplätze im Frontgebiet konnte Ehrler am 27. März 5 gegnerische Flugzeuge bezwingen. Am darauffolgenden Tag wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Die Reihe der Erfolge setzte sich fort und so wurde er bereits am 1. Mai zum Hauptmann befördert. Am 8. Juni fiel der 100. Gegner und am 1. August die Verleihung des Eichenlaubs, welches er von Hitler in der Wolfsschanze erhielt. Schon kurz darauf war er wieder im Einsatz und beanspruchte am 18. August die Luftsiege 113-115. Allerdings verlor er bei einem der Einsätze seinen Flügelmann Christian Stolz durch Flak.

Im Spätsommer folgte Ehrler durch die Beförderung Günther Scholz‘ zum Kommodore des JG 5 auf dessen Gruppenkommandeursposten der III./JG 5. Seine 6. Staffel wurde von Olt. Weißenberger übernommen. Zunächst konnte er jedoch einen ausgedehnten Fronturlaub genießen. Nach seiner Rückkehr konnte er am 24. September den ersten Luftsieg als Gruppenkommandeur verbuchen. Nach einer kurzen Ruhephase griffen die sowjetischen Fliegerkräfte der Nordmeerflotte am 25. November in einem koordinierten Angriff verschiedenen Fliegerhorste im Frontgebiet an. Je zwei P-40 und Il-2 der Angreifer fielen den Waffen von Heinrich Ehrlers Hundertneun zum Opfer. Der arktische Winter war arm an großen Einsätzen und so wurde erst am 29. Januar 1944 wieder die gesamte Gruppe aktiv. Von 4 gemeldeten Abschüssen beanspruchte Ehrler einen für sich. Der 13. März war erneut ein Tag reger Einsätze. Je ein einlaufender und auslaufender Deutscher Schiffsverband war durch die Jagdflieger zu beschützen. Bei diesen Einsätzen erzielte Ehrler drei Luftsiege und stand nun bei 124 insgesamt.

Die Einsätze am 25. und 26. Mai waren für Ehrler erneut sehr erfolgreich. Binnen 24 Stunden fielen 9 gegnerische Flugzeuge. Erneut waren es Einsätze zum Schutz deutscher Schiffe, die zu großen Auseinandersetzungen führten. Wie meist ist bei solchen unübersichtlichen Luftkämpfen die Mehrfach- oder Fehlmeldung eines Abschusses an der Tagesordnung. 33 gemeldeten Luftsiegen stehen 5 offizielle Verluste gegenüber. Der Gruppenkommandeur beanspruchte jedenfalls 4 eigen Luftsiege. Auch am Folgetag ergibt sich ein ähnliches Bild bei 40 Abschüssen zu 9 Totalverlusten meldete Ehrler 5 Luftsiege. Zum "Overclaiming" habe ich schon mehrfach etwas geschrieben, in den seltensten Fällen sind hier "niedere" Beweggründe die Ursache (egal welcher Kriegspartei). Auch der Wunsch, möglichst viele Erfolge zu erzielen und möglichst wenige eigene Verluste zu haben, findet oft Eingang in die Dokumentation der beteiligten Streitkräfte.

Am 30. Mai 1944 zerlegte Ehrler seine Bf 109G-6 WNr. 411963 bei der Landung und wurde bei dem Unfall leicht verletzt. Am 1. Juni wurde die 9. Staffel offiziell der II. Gruppe unterstellt und selbige in die Reichsverteidigung verlegt. Nicht alle Piloten der 9. Staffel waren davon betroffen. Einige blieben in Finnland und bildeten die Kommandostaffel, später Eismeerstaffel genannt. Nachdem OTL Scholz zum Jagdfliegerführer Norwegen ernannt wurde, folgte Heinrich Ehrler ihm per 1. August auf dem Posten des Geschwaderkommodore. Olt. Franz Dörr übernahm die III. Gruppe und Lt. Walter Schuck dessen 7. Staffel, welche im Rahmen der Aufstockung auf 4 Staffeln je Gruppe zur 10. Staffel wurde.

Anfang November entspannen sich die Ereignisse, die sich in sehr negativer Wiese auf das Leben von Heinrich Ehrler auswirken sollten. Am 9 November flog Ehrler von Banak nach Bardufoss um sich zur Ausbildung der Piloten ein Bild zu machen. Hier erfuhr er, dass kaum einer seiner Piloten mit der neu einzuführenden Fw 190 vertraut war. Auch die Grundsätzliche fliegerische Ausbildung der Neuzugänge war überschaubar. Sollte die 9. Staffel der Ausbildung für Fw 190 und die Kommandostaffel als Frontausbildungsstaffel dienen. Um die Fortschritte zu überwachen verblieb Heinrich Ehrler bis zum 12.11.1944 in Bardufoss. An eben jenem Tag startete die RAF die Operation Catechism zur Versenkung der Tirpitz. Dass das JG 5 die alleinige Aufgabe zur Luftdeckung des Schlachtschiffes besaß war Ehrler nicht bewusst. Außerdem kannte er den genauen Standort des Schiffes nicht.

Es kam, wie es kommen musste und der Verteidigungseinsatz war eine einzige Katastrophe, welche in der Versenkung der Tirpitz kulminierte. Auf eine detaillierte Einsatzbeschreibung verzichte ich an dieser Stelle. Im Nachgang des Desasters musste ein Schuldiger gefunden werden und dies war der Kommodore des Jagdgeschwader 5, Heinrich Ehrler. Das Kriegsgerichtsverfahren wegen "Feigheit vor dem Feind" wurde wegen der unbestrittenen Erfolge der beiden Angeklagten (Ehrler und Dörr, siehe Wiki) fallen gelassen. Andererseits wurde Ehrler vorgeworfen seine Aufgabe des Schutzes der Tirpitz verlassen zu haben um weitere persönliche Abschüsse zu erzielen. Schlussendlich wurde Ehrler die Fähigkeit abgesprochen einen Verband dieser Größe zu führen, er wurde abberufen, degradiert und zu drei Jahren Haft (abzuleisten nach dem Kriege) verurteilt. Obwohl er bereits vor dem Tirpitzvorfall für die Schwerter eingereicht worden war, erhielt er diese nicht.

Ehrler durfte sich Ende Februar beim JG 7 unter der Führung seines Eismeer-Kameraden Theodor Weißenberger zur "Frontbewährung" einfinden. In den kommenden 5 Wochen konnte Ehrler weitere 8 Luftsiege vermelden. Bei seinem letzten Einsatz Anfang April (siehe Wiki bzgl. des unklaren Datums und der Begleitumstände) meldete Ehrler zwei Viermot-Abschüsse. Nach den Erinnerungen von Walter Schuck, der sich auf dem Gefechtsstand befand, funkte Ehrler dann an Theodor Weissenberger: "Theo, Heinrich hier! Habe zwei Bomber abgeschossen; Munition ist alle. Ich ramme jetzt. Auf Wiedersehen, sehen uns in Walhalla!"

Heinrich Ehrler erzielte in über vierhundert Feindflügen bis zu 208 Luftsiege. Wie bereits erwähnt wird ein gewisser Anteil ohne einen korrespondierenden Verlust des Gegners beansprucht sein. Siehe hierzu auch die Ausführungen im englischen Wiki: https://en.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Ehrler

Das Modell

Kürzlich hat Exito Decals einen weiteren interessanten Decalbogen für Bf 109 herausgebracht. Auf diesem war auch die hier vorgestellte Maschine enthalten. Ich fand diese Bf 109E besonders interessant, weil sonst häufig Bf 109Gs des Nordmeergeschwaders nachgebildet werden und weil das martialische Emblem auf der Motorhaube einen gewissen Schauwert hat. Wegen des einfachen Zusammenbaus entschied ich mich für den Tamiya-Bausatz der Bf 109E-4/7. Dieser gibt die Form der Bf 109E gut wieder und ist auch recht günstig, auch wenn der Eduard Bausatz einige Vorteile bezüglich der Detaillierung hat. Damit ich zumindest das Instrumentenbrett und den Sitz mit Gurten aufwerten konnte. Entschied ich mich für den Löök Satz von Eduard für den hauseigenen Bausatz. Hie rmusste ich zwar ein wenig anpassen, aber das Ergebnis ist gut genug für meine Zwecke.

Anfang August begann ich diesen Bausatz als Nebenprojekt und gelegentliche Motivation zum Eduard Doppelbausatz "Spitfire Story: The Few". Letztendlich wurde er auch früher fertig als die beiden Spitfire I. Los ging es mit dem Cockpit, welches nach heutigem Maßstab sehr einfach gestaltet ist. Mittels des erwähnten Löök-Satzes hat man aber eine ausreichende Detaillierung, wenn die Kanzel zu bleibt – was mein Vorsatz war. Mehr geht natürlich immer, aber ab und zu soll auch ein Modell einfach fertig werden. Ansonsten ist der Zusammenbau aber purer Bastelspaß und wenn ich die Rumpf-MGs nicht vergessen hätte … naja lassen wir das.

Auch der Flügel Baute sich fast von Selbst. Im Plastik gibt es hier und da leichte Sinkstellen, aber es war nicht schlimm genug, als dass ich hier tätig werden würde. Mehrere Schichten Lack erledigen das später. Die Passung ist insgesamt sehr gut, wie man es von Tamiya erwartet. Das Tape dient nur zur Fixierung, während der Klebstoff trocknet, denn durch den noch nicht verbauten Kinnkühler gibt es etwas Spiel.

Schon bald konnte ich nun zur Lackierung über gehen. Wegen des Zeitraums 1942 und gemäß der Exito Anleitung verwendete ich die Jägertarnfarben RLM 74/75/76 sowie natürlich gelb für die Ostfrontmarkierungen. Wie nicht anders zu erwarten, habe ich das Spornrad abgebrochen, so dass das Federbein mittels Mesingröhrchen verstärkt werden musste. Nicht einhundert Prozent korrekt, aber stabil genug für die Vitrine.

Dann ging es auch schon an das Aufbringen der Decals. Dabei habe ich bemerkt, dass ich die seitliche Trennlinie der Tarnung zu hoch angesetzt hatte. Dies habe ich korrigiert und ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden. (Auf den Fotos ist wegen der Aufnahmen unter künstlichem Licht ein gewisser Blaustich entstanden). Nach dem Aufbringen der letzten Decals wurde das Modell nochmals klar lackiert (Tamiya X-22). Im Anschluss wurde mein übliches Wasserfarben-Wash (umbra natur und schwarz; auf dem Modell gemischt) aufgebracht und der Überschuss nach dem trocknen abgerieben.

Schließlich konnte ich schon an die Abschlussarbeiten gehen. Bei den Rädern habe ich zunächst eine flache Stellen eingeschliffen und diese dann zusammen mit den Fahrwerksabdeckungen montiert. Der Stand des Modells ist so einfach besser. Weitere Kleinteile fanden ihren Platz und dann wurde das Modell noch mit Gunze Super Smooth Flat lackiert. Auch Abgasfahnen habe ich mittels Airbrush imitiert. Die Rohre der Flächenwaffen stammen von Master. Für die Rumpf-MG habe ich dann doch wieder die Plastikteile von Tamiya benutzt, weil ich befürchtete, dass die Metallrohre einfach in den Rumpf fallen würden – "been there, done that". Der Antennendraht ist Uschi van der Rosten "Rigging Wire fine", wobei ich für die senkrechte "Verkabelung" immer gezogenen Gußast verwende, da dieser formstabil ist. Die Positionslichter wurden erst silbern und dann klar rot bzw. klar grün bemalt. Aus meiner Sicht ist der Effekt für diesen Maßstab ausreichend. Fertig.

Fazit: Sicher nicht das tollste oder ausgefallenste Modell in meiner Sammlung aber wieder mal eins fertig. Der Motivationseffekt für den Spitfire Doppelbau war vorhanden, aber letztendlich hatte ich mehr Spaß daran die 109 zubauen als zwei Spitfires.

Ich bin trotzdem gespannt, was der neuen Wingsy Kits Bausatz zum Thema Bf 109E beitragen kann. Der Tamiya-Kit kommt langsam in die Jahre und Eduards frühe Messerschmitt hat auch ein paar Macken. Ich war auch von der Bf 109C/D von Modelsvit recht positiv überrascht und mal sehen wie die Bf 109T von A&A Models aussieht … das Thema Luftwaffe und Messerschmitt Bf 109 ist noch immer nicht aus der Mode, zumindest nicht bei mir.

Steffen Arndt, Barsinghausen (November 2020)